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Darf man Fotos berühmter Personen als Vorlage für Tattoos benutzen?

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Die obige Frage ist Grundlage eines Gerichtsverfahrens in den USA. Der Rechtsstreit zwischen Jeffrey Sedlik und Katherine von Drachenberg, besser bekannt als Kat Von D, dreht sich um Urheberrechtsverletzungen, die Sedlik, ein Fotograf, gegen Von Drachenberg, eine bekannte Tätowiererin und Reality-TV-Persönlichkeit, vorbringt. Hier sind die Schlüsselaspekte des Falls und der rechtlichen Argumente:

Hintergrund des Falls

Jeffrey Sedlik, ein Fotograf, ist Urheber eines ikonischen Fotos von des berühmten Jazz-Trompeters Miles Davis. Sedlik verklagte Katherine von Drachenberg, da sie dieses Foto als Referenz nutzte, um ein Tattoo auf dem Arm ihres Freundes Blake Farmer zu stechen. Sedlik behauptet, dass mehrere Urheberrechtsverletzungen begangen wurden: (1) das Tätowieren des Designs auf Farmers Arm, (2) die Erstellung eines Linienentwurfs (eine Art Abzeichnung des Fotos), (3) die Veröffentlichung von Fotos, die den Tätowierungsprozess dokumentieren, und (4) die Veröffentlichung eines Fotos des fertigen Tattoos in den sozialen Medien.

Rechtliche Argumente und Gerichtsentscheidungen

  • Unbefugte Derivatarbeit: Sedlik argumentierte, dass das Tattoodesign eine unbefugte Derivatarbeit sei. Von Drachenberg verteidigte sich mit dem Argument des "Fair Use".
  • Erste Entscheidung: Im Mai 2022 entschied das Gericht, dass aufgrund umstrittener Fakten bezüglich der ersten und vierten Fair-Use-Faktoren die Frage des Fair Use einer Jury vorgelegt werden sollte.
  • Überprüfung nach Warhol-Urteil: Nach einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs im Fall "Andy Warhol Foundation v. Goldsmith" überprüfte das Gericht seine Entscheidung und stellte fest, dass das Warhol-Urteil eine "wesentliche Änderung der rechtlichen Kontrolle" darstellte. Es wurde entschieden, dass jede Nutzung von Sedliks Foto durch Von Drachenberg getrennt im Hinblick auf Fair Use betrachtet werden muss.
  • Die Frage der Transformativität: Das Gericht hatte zuvor angenommen, dass das Tattoo möglicherweise eine transformative Nutzung von Sedliks Foto darstellt. Jedoch wurde nach dem Warhol-Urteil festgestellt, dass die vorherige Analyse der Transformativität nicht mit den neuen rechtlichen Maßstäben übereinstimmte. Nun liegt die Beweislast bei Von Drachenberg, um eine transformative Absicht nachzuweisen, die über die Anforderungen einer abgeleiteten Arbeit hinausgeht.
  • Zweiter Fair-Use-Faktor: Das Gericht korrigierte seinen früheren Fehler, indem es feststellte, dass der zweite Fair-Use-Faktor (die Natur des urheberrechtlich geschützten Werks) nun gegen Fair Use spricht, da Sedliks Foto ein kreatives Werk ist. Dieser Faktor ist jedoch im Gesamtkontext des Fair-Use-Abwägungsprozesses nicht von entscheidender Bedeutung.

Aktueller Stand des Verfahrens

Der aktuelle Stand des Verfahrens erscheint weiterhin offen. Einige Schlüsselfragen, insbesondere die Frage des kommerziellen Charakters von Von Drachenbergs Nutzung des Fotos und die Frage der Transformativität sollen nun einer Jury vorgelegt werden sollen. Derzeit sehen wir leichte Vorteile für den Fotografen Sedlik.

Zusammenfassung

Dieser Fall unterstreicht die Komplexität des Urheberrechts im Kontext von Kunst und Kreativität. Die rechtliche Auseinandersetzung um die Frage des Fair Use und der Transformativität zeigt, wie wichtig es ist, urheberrechtliche Fragen sorgfältig zu prüfen, insbesondere wenn es um die Nutzung geschützter Werke in neuen kreativen Kontexten geht.

Darf ich ein Foto als Vorlage nehmen?

Wir müssen dringend davon abraten, Fotos als Vorlage für fotorealistische Tattoos zu nehmen. Etwas anderes kann nur gelten, wenn man eine Einwilligung des Urhebers des Fotos hat. Sind auf dem Foto Personen erkennbar abgebildet, so muss auch deren Einverständnis vorliegen. Anderenfalls kann neben einer Urheberrechtsverletzung auch eine Verletzung des Rechts am eigenen Bildes verwirklicht werden. Tattoo Artists, die den Auftrag erhalten, ein Foto zum Tattoo umzuwandeln, sollten die Einwilligungen überprüfen oder mindestens eine Haftungsfreistellung von ihrem Kunden unterzeichnen lassen.

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Foto(s): Midjourney (Prompt: Lars Rieck)

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