Die 11 größten Fehler bei Mobbing

  • 6 Minuten Lesezeit

Fehler Nr. 1: Das Problem ignorieren

Über die Hälfte der von Mobbing betroffenen Personen versucht, dem Problem irgendwie aus dem Weg zu gehen. Dahinter steht die Hoffnung, dass sich die Sache irgendwie von allein wieder erledigt. Entweder die Situation wird ignoriert oder die Betroffenen konzentrieren sich voll auf ihre Arbeit und nicht mehr auf das, was um sie herum passiert.

Dies ist eine durchaus verständliche Reaktion, da niemand große Lust verspürt, sich mit einem Problem auseinanderzusetzen, welches er nicht verursacht hat. Das Problem ist nur: Mobbing werden Sie damit niemals stoppen, sondern im Gegenteil den Mobbern zeigen, dass Sie das perfekte wehrlose Opfer sind!

Vergessen Sie nie, was für Sie auf dem Spiel steht: Mobbing kann ihre Gesundheit, Ihre Partnerschaft und Ihre berufliche Laufbahn zerstören. Machen Sie daher die Lösung der Mobbing-Situation zu Ihrer Priorität Nr. 1.


Fehler Nr. 2: Sich nicht beraten lassen und das Vorgehen nicht planen

Bei Mobbing besteht immer die Gefahr, dass übereilte Vorgehensweisen nach hinten losgehen. Oftmals werden Gespräche völlig unvorbereitet und impulsiv aus der Situation heraus geführt, was dann eher zur Eskalation als zur Lösung des Problems führt. Ebenso kann ein übereiltes Einbeziehen des Arbeitgebers dazu führen, dass dieser den Betroffenen und nicht die Mobber als das Hauptproblem ansieht.

Daher sollten sich Betroffene möglichst schnell professionellen Rat suchen, um von vornherein die bestmögliche Strategie gegen das Mobbing zu planen.


Fehler Nr. 3: Mobbing als Mobbing bezeichnen

Auch wenn es sich wirklich um Mobbing handelt, sollten Betroffene die Schikanen niemals als Mobbing bezeichnen. Dies hat folgende Gründe:

1. Es gibt extrem viele Vorgesetzte, die sofort dicht machen, sobald sie das Wort Mobbing hören. Getreu dem Motto „Was nicht sein darf, das nicht sein kann“, wird das Problem mit faulen Ausreden kleingeredet – Hauptsache es ist kein Mobbing.

2. Auch gegenüber Kollegen, deren Hilfe und Unterstützung Sie gut gebrauchen können, hat das Wort Mobbing einen negativen Effekt, da es viele Kollegen als Überreaktion der Betroffenen ansehen.

Bedenken Sie, dass die einzelnen Mobbinghandlungen immer als „Zufälle“ oder „berechtigte Kritik“ getarnt sind und so auch zunächst einmal bei Ihren Kollegen ankommen. Wenn Sie dann direkt von Mobbing reden, denken die Kollegen: „Der soll wegen so einer Kleinigkeit nicht gleich so ausflippen“ oder „Statt sich direkt diskriminiert zu fühlen, sollte er besser erstmal darüber nachdenken, ob die Kritik nicht berechtigt war“.


Fehler Nr. 4: Auf Mobbing wie auf einen normalen Konflikt reagieren

Der große Unterschied zwischen Konflikten und Mobbing ist, dass es bei Konflikten eine gemeinsame Lösungsmöglichkeit gibt und bei Mobbing nicht.

Wenn Sie mit Ihrem Kollegen darüber streiten, ob sein Entwurf oder Ihr Entwurf besser ist, können Sie nachgeben und der Konflikt ist vorüber. Wenn Sie mit einem Mobber über dasselbe Thema streiten, können Sie nachgeben und das Mobbing geht weiter. Einem Mobber geht es nämlich nicht um eine Lösung, sondern darum Sie fertig zu machen!

Daher sind die Strategien, die gängigerweise zur Konfliktlösung benutzt werden (wie z. B. Diskussion oder Mediation durch einen neutralen Dritten) bei Mobbing im besten Fall völlig wirkungslos. Im schlechtesten Fall nutzen die mobbenden Personen diese „Lösungsformen“, um an Informationen zu kommen und die Betroffenen weiter zu diskreditieren.


Fehler Nr. 5: Die „Flucht“ in die Krankschreibung

Es ist völlig in Ordnung, dass Sie sich krankschreiben lassen, wenn es Ihnen nicht gut geht. Und es gibt eine ganze Reihe von Fällen, in denen es für die Betroffenen aufgrund ihrer gesundheitlichen Situation geradezu zwingend ist, Abstand von der krankmachenden Situation zu gewinnen. Allerdings wird die Krankschreibung in vielen Mobbingfällen als „Fluchtmöglichkeit“ genutzt. Dies geschieht in der Hoffnung, die Situation werde sich etwas entspannen, wenn man einige Tage nicht zur Arbeit erscheint. 

Das eigentliche Problem werden Sie damit aber leider nicht lösen. Die mobbende Person wird die Zeit Ihrer Abwesenheit nutzen, um weiter Stimmung gegen Sie zu machen. Meistens wird in diesen Fällen das Gerücht verbreitet, dass Sie mit einer vorgetäuschten Krankheit die ganze Abteilung im Stich lassen oder dass jetzt alle noch mehr zu tun hätten, nur weil Sie sich in eine Kleinigkeit hineinsteigern.


Fehler Nr. 6: Kein rechtzeitiger Alternativplan

Dies ist eine Sache, die viele Betroffene im Rückblick bereuen. Es gibt Situationen, in denen die Aufgabe des Arbeitsplatzes die beste Lösung ist und dann ist es wichtig, sich rechtzeitig um einen möglichst guten Ausstieg zu kümmern. Dass die meisten Betroffenen hierüber nicht nachdenken wollen, ist verständlich. Wieso soll gerade derjenige, der Opfer des Mobbings ist, darüber nachdenken seinen Job aufzugeben?

Der Grund ist: Sobald sich die Lage so entwickelt hat, dass sie nicht mehr zu Ihren Gunsten zu klären ist, riskieren Sie Ihre Gesundheit für einen aussichtslosen Kampf.


Fehler Nr. 7: Die Vorwürfe des Mobbers ernst nehmen

Solange es sich um normale Konflikte handelt ist es in Ordnung, dass man darüber nachdenkt, ob die Dinge, die einem vorgeworfen werden, stimmen könnten. Sobald klar ist, dass es sich nicht mehr um einen normalen Konflikt, sondern um Mobbing handelt, ist diese Reaktion fatal.

Der mobbenden Person geht es nicht darum, Sie berechtigt zu kritisieren, sondern allein darum, Sie fertig zu machen. Mobber testen solange verschiedene Strategien, bis Sie einen Punkt bei Ihnen finden, den Sie sich zu Herzen nehmen und mit dem sie Sie wirksam attackieren können.

Der Hauptfall in der Praxis ist die Kritik an der Arbeitsleistung der Betroffenen. Das trifft viele Betroffene deshalb so hart, weil der überwiegende Teil der Menschen bestrebt ist, seine Arbeit gut zu erledigen. Und so versuchen die Betroffenen, bei sich einen Fehler zu erkennen und spielen den Mobbern damit direkt in die Karten. 

Denken Sie in solchen Situationen an zwei Dinge:

1. Jeder Mensch hat das Recht, auch mal Fehler zu machen. Sonst wären wir keine Menschen, sondern Maschinen – und selbst bei denen läuft nicht immer alles rund.

2. Mobber benutzen die Kritik einzig und allein als Vorwand, um Sie fertig zu machen!


Fehler Nr. 8: Besonders nett sein

Nett sein ist keine Option, die Sie ausprobieren sollten. Alles, was nicht aktive Gegenwehr ist, macht Sie in den Augen der Mobber zum perfekten Opfer!


Fehler Nr. 9: Die Schikanen weder dokumentieren noch Beweise sammeln

Es ist bitter aber wahr: Wenn Sie nicht vortragen können, wann genau und wie genau die Mobbing-Vorfälle passiert sind, verbauen Sie sich viele Handlungsoptionen. Kein Richter in diesem Land kann Ihnen helfen, wenn sie erzählen, dass Ihr Kollege „irgendwann am Mittwoch irgendetwas Beleidigendes“ zu ihnen gesagt hat.

Kurz gesagt: Es ist dann praktisch so, als hätte dieser Vorfall gar nicht stattgefunden!


Fehler Nr. 10: Auf gut gemeinte, aber wenig hilfreiche Ratschläge hören

Betroffene bekommen gerade von ihnen nahestehenden Personen gut gemeinte, aber leider fast immer wenig hilfreiche Ratschläge. Das sind dann meistens Tipps wie „Da musst du unbedingt zum Chef gehen und ihm sagen, dass er den Mobber rausschmeißen soll“ oder „Nimm dir das nicht so zu Herzen, das hört auch wieder auf“.

Dass ein derartiger Ratschlag zum Ziel führt ist ähnlich wahrscheinlich wie ein Lotto-Gewinn. Nehmen Sie es Ihrem Gegenüber aber bitte nicht übel, dass er Ihnen solche Tipps gibt. Denn dies ist in den meisten Fällen ein gut gemeinter Versuch, Sie zu unterstützen.


Fehler Nr. 11: Versuchen den Mobber zu ändern

Manche von Mobbing betroffene Personen versuchen an die Moral der Mobber zu appelieren, damit diese einsehen, dass ihr Verhalten nicht richtig ist.

Dies hat keinerlei Aussicht auf Erfolg. Sie werden von Mobbern auch niemals eine Entschuldigung bekommen. Erstens sind Sie den Mobbern völlig gleichgültig – diese haben schließlich keinerlei Problem damit, mit den Schikanen und Intrigen ihr komplettes Leben zu zerstören – und zweitens können die Mobber in vielen Fällen ihr Fehlverhalten gar nicht offen zugeben, wenn sie nicht ihren Job und ihre Karriere aufs Spiel setzen wollen. Außerdem geben Sie dadurch den Mobbern noch mehr Macht über sich. Denn durch Ihr Verhalten machen Sie deutlich, dass Ihr Wohlbefinden von dem Verhalten der Mobber abhängig ist.


Ich berate deutschlandweit Betroffene von Mobbing am Arbeitsplatz. Sie erreichen mich über das Kontaktformular oder telefonisch: 02238 461 929. Eine ausführliche Beratung biete ich an zum Festpreis von 160 €.

Foto(s): www.123rf.com/profile_andreypopov

Rechtstipp aus den Rechtsgebieten

Artikel teilen:


Sie haben Fragen? Jetzt Kontakt aufnehmen!

Weitere Rechtstipps von Rechtsanwalt Matthias Büchel

Beiträge zum Thema