Die Section-Control: Geschwindigkeitsmessungen 2.0 – seit 2019 auch in Deutschland

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Teil 1 von 3

I. Section-Control – was ist das?

Kurzgefasst: ein System zur Überwachung von Tempolimits im Straßenverkehr.

Während bei den üblichen bislang in Deutschland eingesetzten Messverfahren (z. B. Laser, Radar, Einseitensensoren etc.) in der Regel nur an einem konkreten Punkt oder allenfalls über eine kleinere Strecke hinweg eine Bestimmung der Geschwindigkeit gemessener Fahrzeuge erfolgt, wird bei diesem System mittels zweier Überkopf-Kontrollpunkte eine sogenannte Abschnittskontrolle über eine längere Strecke durchgeführt. Durch eine einfache Weg-Zeit-Berechnung wird anhand der gemessenen Fahrzeit zwischen diesen beiden Punkten und in Kenntnis des exakten Abstandes dazwischen ein Durchschnitts-Geschwindigkeitswert berechnet. Liegt diese über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit, so werden Beweisfotos erstellt, die Daten als Geschwindigkeitsverstoß erfasst und an die zuständige Bußgeldbehörde zur Verfolgung weitergeleitet.

Die Identifizierung der Fahrzeuge erfolgt dabei anhand des hinteren Kfz-Kennzeichens mittels automatischer Nummernschilderkennung. Das System, das von dem in der Geschwindigkeitsüberwachung schon etablierten Hersteller Jenoptik hergestellt und unter dem Namen TraffiSection vertrieben wird, ist in der Lage, zwischen Fahrzeugarten (Pkw, Lkw, mit/ohne Anhänger etc.) zu unterscheiden und somit auch typabhängig unterschiedlich geregelte Tempolimits zu berücksichtigen. Etwaige Spurwechsel sind übrigens nicht von Relevanz, nachdem inklusive Pannenstreifen alle Fahrspuren überwacht werden.

Vor allem in Österreich, aber auch in der Schweiz, Belgien, den Niederlanden, Polen, Italien und Großbritannien ist ein gleichartiges System schon seit einiger Zeit im Einsatz. In Deutschland beschreiten wir damit nun Neuland.

II. Deutschlands erster Streckenradar: B 6 zwischen Laatzen und Sarstedt

Ende 2018 ist die erste Messstelle der besagten Art in Deutschland in Betrieb genommen worden, genauer gesagt zwischen dem Laatzener Ortsteil Gleidingen und der Auffahrt zum Messeschnellweg Richtung Hannover. 

Der Regelbetrieb der Anlage in Niedersachsen begann am 14.01.2019. Überwacht wird ein 2,2 Kilometer langer Abschnitt der Bundesstraße 6 in der Region Hannover, der täglich von etwa 15.500 Fahrzeugen passiert wird. Seither können dort also prinzipiell Geschwindigkeitsüberschreitungen erfasst und in der Folge auch mit Geldbußen, Punkten und Fahrverboten geahndet werden.

Nach einer Testphase von 18 Monaten soll eine Expertenkommission auswerten, ob sich die Section-Control wie erhofft mindernd auf die Unfallzahlen der Messstrecke auswirkt.

III. Welche Möglichkeiten der Verteidigung gibt es?

Der Einsatz eines solch neuen Systems ist stets mit zahlreichen Fragestellungen verbunden, die sich in den Bußgeldverfahren gegen angebliche Temposünder stellen werden.

Um den Rahmen dieses Beitrags nicht zu sprengen, wird auf die denkbaren Verteidigungsansätze entsprechend Betroffener in unseren gesonderten Anwaltstipps „Mit Section-Control geblitzt – was können Betroffene gegen den Vorwurf der Geschwindigkeitsüberschreitung tun?“ und „Der Section-Control-Blitzer auf der B 6 bei Hannover – als verfassungswidrig angreifbar?“ eingegangen.

Dr. Sven Hufnagel

Fachanwalt für Verkehrsrecht

Dr. jur. Sven Hufnagel ist auf die Verteidigung nach angeblichen Geschwindigkeits-, Abstands- und Rotlichtverstößen spezialisiert. Er weist 15-jährige Erfahrung aus mehreren tausend geführten Bußgeldverfahren auf und ist bundesweit tätig.

In „Deutschlands großer Anwaltsliste“ im „FOCUS-Spezial“ wurde er in den Jahren 2015, 2016, 2017 und 2018 vier Jahre hintereinander als einer von nur etwa 80 Kollegen als „Top-Anwalt für Verkehrsrecht“ benannt.


Rechtstipp aus den Rechtsgebieten

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