Alkohol am Steuer - welcher Anwalt ist der Richtige?

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I.) Grundfrage: Braucht man einen anwaltlichen Verteidiger, wenn man betrunken gefahren ist? Ja!


Klarzustellen ist zunächst Folgendes:


Wer mit dem Vorwurf konfrontiert wird, alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen zu haben, sollte sich kompetente anwaltliche Unterstützung suchen.


Schließlich ist selbst im besten Fall von einer Ordnungswidrigkeit auszugehen, bei der mindestens 500 € Geldbuße nebst Verfahrenskosten, ein Monat Fahrverbot und zwei Punkte in Flensburg drohen.


Je nach den Umständen des Einzelfalls und insbesondere abhängig von der Höhe des festgestellten „Alkohol-Pegels“ wird gar häufig ein Strafverfahren wegen Trunkenheit im Verkehr (§ 316 StGB) oder Gefährdung des Straßenverkehrs (§ 315c StGB) eingeleitet. Dann drohen weitaus schärfere Sanktionen, v.a. eine oft empfindliche Geldstrafe und die Entziehung der Fahrerlaubnis mit mehrmonatiger Sperrfrist bis zur Wiedererteilung.


Nur ein in derartigen Fällen erfahrener Rechtsanwalt ist in der Lage, die Sach- und Rechtslage korrekt einzuschätzen, die Verteidigung bestmöglich zu planen und umzusetzen sowie auf ein möglichst gutes Verfahrensergebnis hinzuwirken. Bei entsprechendem Weitblick werden in Fällen des Fahrerlaubnis-Entzugs dann auch die Weichen für die Wiedererlangung eines Führerscheins gestellt.



II.) Auswahl-Frage: Wie findet man einen geeigneten Verteidiger? 


Diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden.


Es gibt einige sehr gut geeignete und empfehlenswerte Kollegen und Kolleginnen in der Anwaltschaft, bei denen Beschuldigte bestens aufgehoben sein dürften.


Umgekehrt aber ist bedauerlicherweise auch festzustellen, dass sich mancherorts eine Tendenz zu entwickeln scheint, jedes sich anbietende Mandat auch anzunehmen und es „irgendwie“ zu bearbeiten. Es sollte nicht verwundern, dass dann häufig auch ein „Irgendwie-Ergebnis“ herauskommt, bei dem Besonderheiten des Falls unerkannt und zu Lasten der beschuldigten Mandanten Verteidigungs-Chancen ungenutzt geblieben sind.


Zwar kann es ohne weiteres sein, dass auch KollegInnen, die ihren fachlichen Schwerpunkt beispielsweise im Arbeits- oder Familienrecht haben, eine tadellose Verteidigung in einem verkehrsstrafrechtlichen Verfahren wegen einer Fahrt unter Alkoholeinfluss durchführen. Die größere Wahrscheinlichkeit einer bestmöglichen Verteidigung dürfte aber in der Regel bei AnwältInnen zu finden sein, die sich auf die Vertretung von Klienten in derartigen Fällen spezialisiert haben und entsprechend umfassende Erfahrungen aufweisen.


Ein erstes Auswahl-Kriterium auf der Suche nach passender anwaltlicher Hilfe sollte es daher sein, sich auf Fachanwälte zu beschränken. Diese haben schließlich allesamt besondere theoretische Kenntnisse im Rahmen umfangreicher Prüfungen unter Beweis stellen und zugleich besondere praktische Erfahrungen anhand konkreter Fall-Listen nachweisen müssen.


Dabei liegt es nahe, einen Fachanwalt / eine Fachanwältin für Verkehrsrecht zu wählen, da bei diesen oft die Verteidigung in Verkehrsstrafverfahren zum sprichwörtlichen „täglichen Brot“ gehört. Allerdings gibt es in dieser Berufsgruppe durchaus auch KollegInnen, die ausschließlich zivilrechtlich (z.B. in der Unfallschadensregulierung) tätig sind, was herausgefunden werden sollte.


Auch FachanwältInnen für Strafrecht können eine gute Wahl sein. Da manche von ihnen sich wiederum aber innerhalb dieses großen Gebiets spezialisiert haben (z.B. auf die Verteidigung im Betäubungsmittelstrafrecht), sollte vorab geklärt werden, ob auch das Verkehrsstrafrecht zu ihrem Kernbereich zählt.


Optimal erscheint es aus hiesiger Sicht, wenn ein Anwalt / eine Anwältin die Doppel-Qualifikation einer Fachanwaltschaft im Verkehrsrecht und zusätzlich auch im Strafrecht aufweist.


Persönliche Erfahrungen im Familien- und/oder Freundeskreis zu erfragen, darf grundsätzlich als wertvolle Entscheidungshilfe erwähnt werden.


Hilfreich kann es zudem sein, im Internet nach Bewertungen zu in Betracht gezogenen VerteidigerInnen zu suchen.


Bei der näheren Auswahl können Hinweise auf einschlägige Fach-Beiträge sowie konsequente Fortbildung förderlich sein.


Und schlussendlich sollte man sich auf der Suche nach geeigneter Verteidigung unserer Meinung nach unbedingt im Rahmen eines unverbindlichen Telefonats einen ersten Eindruck verschaffen. Wenn dieser nicht passt, muss es heißen: Finger weg – weiter suchen!



III.) Zusammenfassung


Wenn jemand betrunken gefahren und erwischt worden ist, kann zumindest bei Vorwürfen einer Straftat die Frage nicht lauten, ob man anwaltliche Unterstützung benötigt, sondern nur, welchen Juristen man für das Verfahren an seine Seite stellen möchte.


Es gibt viele AnwältInnen, die bereit sind, derartige Mandate zu übernehmen. Aber nur ein deutlich kleinerer Kreis ist auf die Verteidigung nach Fahrten unter Alkohol-Einfluss stark spezialisiert und weist neben besonderen Rechtskenntnissen und umfassende praktische Erfahrungen auf.


Kriterien, auf die bei der Suche nach geeignet erscheinendem Rechtsbeistand geblickt werden kann, wurden vorstehend – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – zusammengetragen.



IV.) Ergänzende Informationen

Vielleicht sind auch unsere nachfolgend aufgeführten weiteren Beiträge zum Thema "Alkohol am Steuer" für Sie von Interesse: 



Dr. Sven Hufnagel

Fachanwalt für Strafrecht
Fachanwalt für Verkehrsrecht


Dr. Sven Hufnagel verteidigte seit mehr als 20 Jahren auf dem gesamten Bundesgebiet in hunderten Verfahren Beschuldigte nach Alkohol-Delikten im Straßenverkehr. In der Anwaltsliste des FOCUS-Magazins sowie im STERN-Magazin erhielt er seit 2015 insgesamt 13 Auszeichnungen. Nähere Informationen: siehe unter www.anwalt-strafrecht.com .


Rechtstipp aus den Rechtsgebieten

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