Geschieden - was ist beim Testament zu beachten

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Eine Scheidung ist eine lebensverändernde Erfahrung, die nicht nur persönliche, sondern auch rechtliche Auswirkungen in vielen Bereichen Ihres Lebens hat. Eines der wichtigen rechtlichen Dokumente, die in einer solchen Situation überdacht werden sollten, ist das Testament. Dieser Rechtstipp wird einige grundlegende Aspekte des Geschiedenen-Testaments beleuchten und Ihnen Ratschläge dazu geben, wie Sie Ihr Testament aktualisieren können, um die veränderte Lebenssituation auch in diesem wichtigen Bereich zu berücksichtigen.

1. Die automatische Änderung bei Scheidung: Durch die Scheidung erlischt der automatische Erbanspruch des geschiedenen Ehepartners automatisch. Der geschiedene Ehepartner hat danach keinen Pflichtteilsanspruch oder ähnliches mehr, der geschiedene Ehepartner wird also nach einer Scheidung von allen erbrechtlichen Ansprüchen ausgeschlossen. 

2. Aktualisieren Sie Ihr Testament: Es ist daher ratsam, Ihr Testament nach einer Scheidung zu überarbeiten, um sicherzustellen, dass Ihre Vermögenswerte und Erbschaftspläne Ihren aktuellen Wünschen entsprechen. Wenn Ihr Ex-Ehepartner in Ihrem bestehenden Testament bedacht ist, sollten Sie überlegen, ob Sie diese Anordnungen ändern möchten. Neue Begünstigte, Testamentsvollstrecker oder Vormunde für minderjährige Kinder könnten in Betracht gezogen werden. Auch für den Fall einer erneuten Eheschließung ist ein bestehendes Testament entsprechend anzupassen und die neuen Lebensumstände sind zu berücksichtigen.

3. Minderjährige Kinder: Häufig ist es so, dass das Vermögen nach einer Scheidung vor dem geschiedenen Ehepartner "geschützt" werden soll. Ein direkter Zugriff besteht nicht, wie unter Punkt 1. bereits dargestellt. Dieser Aspekt ist allerdings dann wichtig, wenn die geschiedenen Ehepartner gemeinsame minderjährige Kinder haben. Für den Todesfall eines Elternteils geht das Sorgerecht - und damit auch die Vermögenssorge auf den überlebenden geschiedenen Ehepartner über. In diesem Fall hätte der geschiedene Ehepartner theoretisch die Möglichkeit, indirekt über die gemeinsamen Kinder doch Zugriff auf das Vermögen des Erblassers zu erhalten. Sie können dies verhindern, indem zum einen ein Vormund für das minderjährige Kind bestellt wird und darüberhinaus auch eine Testamentsvollstreckung, mindestens bis zur Volljährigkeit des Kindes, angeordnet wird. 

Dieser Punkt ist aber nicht nur in Bezug auf geschiedene Ehepartner wichtig, sondern gilt auch für den Fall, dass Eltern nicht miteinander verheiratet waren.

4. Beratung durch einen Anwalt: Dieser Themenbereich ist sehr umfassend und es gibt viele Punkte zu bedenken. Die Überarbeitung oder Erstellung eines Testaments kann rechtliche Feinheiten und komplexe Überlegungen erfordern. Daher ist es ratsam, sich von einem qualifizierten Anwalt für Erbrecht beraten zu lassen. Ein Anwalt kann sicherstellen, dass Ihr Testament den gesetzlichen Anforderungen entspricht und Ihre Wünsche vollständig und rechtssicher dokumentiert werden.

5. Regelmäßige Überprüfung: Schließlich sollten Sie Ihr Testament nicht nur nach einer Scheidung überdenken. Es ist grundsätzlich ratsam, Ihr Testament in regelmäßigen Abständen zu überprüfen und sicherzustellen, dass es Ihren aktuellen Lebensumständen und Wünschen entspricht, unabhängig von Lebensveränderungen wie Heirat, Geburt oder Scheidung.

Fazit: Die Überarbeitung eines Testaments nach einer Scheidung ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass Ihre Vermögenswerte gemäß Ihren aktuellen Wünschen verteilt werden. Ein erfahrener Anwalt für Erbrecht kann Ihnen dabei helfen, die notwendigen Schritte zu unternehmen und sicherstellen, dass Ihr Testament rechtsgültig und rechtssicher ist. Bleiben Sie proaktiv und halten Sie Ihr Testament auf dem neuesten Stand, um Ihre Familie und Ihr Vermögen zu schützen.


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