Hilfe, mein Chef zahlt nicht 💰: Was tun? 🤔

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Wenn Sie als Arbeitnehmer mit dem Problem konfrontiert sind, dass Ihr Gehalt nicht pünktlich oder vollständig gezahlt wird, gibt es verschiedene Schritte, die Sie unternehmen können, um Ihre Rechte zu wahren und das Problem zu lösen. Hier ist eine detaillierte Anleitung:

1. Überprüfen Sie Ausschlussfristen in Ihrem Arbeitsvertrag oder Tarifvertrag

In vielen Arbeits- oder Tarifverträgen gibt es sogenannte Ausschlussfristen. Das bedeutet, dass Sie Ansprüche aus Ihrem Arbeitsverhältnis, wie z.B. ausstehendes Gehalt, innerhalb einer bestimmten Frist geltend machen müssen. Diese Fristen können unterschiedlich lang sein, oft sind es zwei bis sechs Monate. Wenn Sie diese Frist verpassen, könnten Ihre Ansprüche verfallen. Überprüfen Sie daher Ihren Arbeitsvertrag und ggf. den anwendbaren Tarifvertrag genau, um solche Fristen nicht zu versäumen.

2. Mahnen Sie offene Lohn- oder Gehaltszahlungen schriftlich an

Wenn Ihr Gehalt nicht gezahlt wird, sollten Sie Ihren Arbeitgeber schriftlich darauf hinweisen und die Zahlung fordern. Dies ist wichtig, um die Einhaltung der Ausschlussfristen zu gewährleisten. Eine solche Mahnung kann per E-Mail oder Fax erfolgen, sollte aber klar und deutlich formuliert sein. Sie sollten genau angeben, welcher Betrag Ihnen noch zusteht.

3. Vermeiden Sie Gehaltsabsenkungen oder -verzicht

In finanziell schwierigen Zeiten könnte Ihr Arbeitgeber Sie bitten, auf einen Teil Ihres Gehalts zu verzichten oder einer Gehaltsabsenkung zuzustimmen. Seien Sie hier vorsichtig, denn solche Vereinbarungen können Ihre Ansprüche auf Insolvenzgeld oder Arbeitslosengeld beeinträchtigen. Überlegen Sie sich gut, ob Sie solchen Vereinbarungen zustimmen.

4. Seien Sie vorsichtig mit Stundungsabreden

Eine Stundungsvereinbarung bedeutet, dass die Fälligkeit Ihrer Lohnansprüche nach hinten verschoben wird. Das gibt Ihrem Arbeitgeber mehr Zeit, kann aber auch Ihre Rechte einschränken. Überlegen Sie sich gut, ob eine solche Vereinbarung in Ihrer Situation sinnvoll ist.

5. Fordern Sie ein Zwischenzeugnis an

In unsicheren Zeiten ist es ratsam, ein aktuelles Arbeitszeugnis zu haben. Dies kann Ihnen bei einer möglichen Jobsuche helfen. Bitten Sie Ihren Arbeitgeber um ein Zwischenzeugnis, idealerweise, indem Sie selbst einen Entwurf vorlegen.

6. Erwägen Sie eine Lohnklage

Wenn Ihr Arbeitgeber trotz Mahnung nicht zahlt, können Sie über eine Lohnklage nachdenken. Ein Gerichtsurteil kann Ihnen helfen, Ihre ausstehenden Gehaltsansprüche durchzusetzen. Eine solche Klage ist oft nicht teuer und kann relativ schnell zu einem Ergebnis führen.

7. Überlegen Sie die Ausübung Ihres Zurückbehaltungsrechts

Wenn Ihr Arbeitgeber mit mindestens zwei vollen Monatsgehältern im Rückstand ist, haben Sie das Recht, Ihre Arbeit vorübergehend einzustellen, bis die Rückstände beglichen sind. Informieren Sie Ihren Arbeitgeber schriftlich über die Ausübung dieses Rechts.

8. Erwägen Sie eine Abmahnung an den Arbeitgeber

Bevor Sie eine fristlose Kündigung aussprechen, sollten Sie Ihren Arbeitgeber abmahnen. Dies ist ein wichtiger Schritt, um später eine berechtigte fristlose Kündigung aussprechen zu können.

9. Überlegen Sie eine fristlose Eigenkündigung und Schadensersatzforderung

Wenn Ihr Arbeitgeber trotz Abmahnung weiterhin in Verzug ist, können Sie eine fristlose Kündigung aussprechen und Schadensersatz fordern. Dies sollte jedoch gut überlegt und idealerweise mit einem Anwalt abgestimmt sein.

Fazit

Lohnrückstände sind ein ernstes Problem, das schnell und effektiv angegangen werden sollte. Wichtig ist, dass Sie Ihre Rechte kennen und aktiv werden, um Ihre Ansprüche zu sichern. In vielen Fällen ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die besten Chancen auf eine erfolgreiche Lösung zu haben.


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