Kleiner Rechtsvergleich USA–BRD: Gerichtsaufbau und Zuständigkeiten, Bundesrecht und Staatsrecht

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Die Gliederung von Bundes- und einzelstaatlichen Gerichten

Während die deutschen Gerichte in ordentliche Gerichte für Zivilrecht und Strafrecht, Verwaltungsgerichte, Arbeitsgerichte und Sozialgerichte sowie Steuer- und Finanzgerichte unterteilt sind, kennt das amerikanische Gerichtssystem grundsätzlich keine solche Spezialisierung. Das amerikanische Gerichtssystem ist lediglich untergliedert in Bundes- und einzelstaatliche Gerichte. Innerhalb ihrer jeweiligen Zuständigkeit verhandeln die meisten Gerichte und Richter Streitigkeiten aus juristischen Bereichen, die so verschieden sind, wie Handelsrecht und Verfassungsrecht oder Strafrecht und Verwaltungsrecht. Nur wenige Gerichte auf Bundesebene und einige mehr auf Staatsebene sind auf besondere Streitgegenstände spezialisiert, wie z. B. Konkurs- oder Steuerrecht (bankruptcy and tax).

Auf der anderen Seite gibt es bei den Bundesgerichten und den meisten einzelstaatlichen Gerichten eine dreistufige Hierarchie, die dem deutschen System mit drei Ebenen ziemlich ähnlich ist: Die niedrigsten bzw. erstinstanzlichen Gerichte sind Tatsachengerichte. Auf Bundesebene heißen sie “District Courts“. In den verschiedenen Staaten gibt es, meist aus historischen Gründen, unterschiedliche Namen für die erstinstanzlichen Gerichte. Zum Beispiel wird das erstinstanzliche, Gericht in New York als “Supreme Court“ bezeichnet (Während die zweite Instanz “Appellate Division“ und die dritte Instanz bzw. der höchste Gerichtshof im Staat New York “Court of Appeals“ genannt werden).

Grundsätzlich entscheiden die zweitinstanzlichen Gerichte in der Berufung nur Rechtsfragen und hinterfragen die Sachverhaltsuntersuchung des erstinstanzlichen Gerichts nicht mehr. Auf Bundesebene heißen die zweitinstanzlichen Gerichte “Courts of Appeals“. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden sie auch oft als “Circuit Courts“ oder “Federal Circuit Courts“ bezeichnet. Von diesen Bundesgerichten gibt es insgesamt 13. Wiederum variieren die Namen für die zweitinstanzlichen Gerichte in den verschiedenen Einzelstaaten.

Angesichts der Tatsache, dass es über den Federal Circuit Courts nur noch den einen Federal Supreme Court mit insgesamt nur neun Richtern gibt, werden viele der wichtigsten bundesrechtlichen Entscheidungen auf der Ebene der Berufungsgerichte getroffen und kommen nie vor den U.S Supreme Court. Um ihre wichtige und umfangreiche Arbeit bewältigen zu können, sind Federal Circuit Courts ziemlich groß, meist mit Aktivitäten an mehr als einem Ort und immer mit mehreren Gerichtssälen (z. B. hat der United States Court of Appeals for the Ninth Circuit, der zuständig ist für Fälle aus Kalifornien, Oregon, Washington, Arizona, Montana, Idaho, Nevada, Alaska und Hawaii, 48 Richter und Gerichtsgebäude an vier verschiedenen Orten – Los Angeles, San Francisco, Portland und Seattle; wenn nötig, finden Verhandlungen zusätzlich an anderen Orten statt).

Die obersten Bundes- und Staatsgerichte verhandeln ausschließlich Fälle, die von den Zweitinstanzlichen Gerichten kommen, und haben üblicherweise umfassende Kontrolle über die anhängigen Verfahren, d. h., sie können selbst entscheiden, welche Fälle sie anhören wollen und welche sie nicht zur Revision zulassen wollen. Im Bundessystem ist eine Anforderung der Akten zum Zweck der Revision (writ of certiorari) erforderlich, damit ein Fall vor dem U.S Supreme Court angehört wird. Der Supreme Court ist völlig frei zu entscheiden, ob, certiorari gewährt wird oder nicht.

Dieser Rechtsfindung fehlt jede demokratische Kontrolle, da die Entscheidung, wann ein Gericht sich der Sache annimmt, nicht gerichtlich überprüft werden kann oder dieses gar zur Annahme der Angelegenheit verpflichtet werden kann. Ferner überlässt das Prozessrecht der Rechtsmittel den US-Gerichten einen weiten persönlichen Spielraum, der Sache nach missliebige Fälle oder missliebige Rechtmittelführer mit deren Gesuch abzulehnen, was nach kontinentaleuropäische Grundsätzen klarer Verstoß gegen tragende Verfahrensgrundsätze, wie rechtliches Gehör oder Fairness, verstoßen würde. 

In der BRD ist die Rechtslage komplexer und klar geregelt, gegenüber dem US-Recht schon aus Gründen seiner Justiziabilität vorzuziehen: Es regelt ein sog. abstrakter Geschäftsverteilungsplan, welches Gericht nach jeweils festzulegenden Kriterien (etwa Anfangsbuchstaben vom Nachname des Beschuldigten) zuständig ist und gibt es nach dem Gerichtsverfassungsgesetz klare Vorgaben instanzieller Zuständigkeiten der Gerichte.

The structure of Federal and State Courts 

While German courts are divided into civil courts (ordentliche Gerichte) for private law and criminal law (Amtsgericht, Landgericht, Oberlandesgericht/Kammergericht, Bundesgerichtshof), administrative courts (Verwaltungsgerichte), labour courts (Arbeitsgerichte), social security and welfare courts (Sozialgerichte) as well as tax and finance courts (Finanzgerichte), the U.S. system does not know such specialization. 

The American courts system is merely divided into federal and state courts:

Within their respective jurisdiction, most courts and judges will hear cases from areas of law as diverse as commercial and constitutional law, or criminal and admistrative law. 

Only a few courts on the federal level and very few on the state level are specialized for particular subject matters, such as bankruptcy or tax law. 

Otherwise, there is a hierarchy of courts in the federal system and in most of the states that is quite similar to the German system, with a three-level structure: the lowest or first instance courts are fact-finding courts. On the federal level, they are called „district courts”. In the several states, the name(s) of the first instance courts differ, often on historic grounds. For example, in New York, where I worked as an attorneys clerk while my international law studies, the trial court of first instance is called “Supreme Court” (while the second instance courts are called “Appellate Divisions” and the third instance or highest court in New York State is called “Court of Appeals”. 

Generally, the second instance courts will only hear appeals on grounds of law and do not review the fact-finding of the first instance courts. On the federal level, the second instance courts will only hear appeals on grounds of law and do not review the fact-finding of the first instance-courts. On the federal level, the second instance courts are called “Court of Appeals”, although they are often referred to as „Circuit Courts” or „Federal Circuit Courts”, of which there are 13 in total. Again, the names differ in the several states. In light of the fact that above the federal courts of appeal there is only one federal Supreme Court with nine judges, many of the most important federal decisions are made at the appellate level and never make it to the US Supreme Court. To handle their rather substantial case-load, the federal courts of appeal are quite large, frequently with operations in more than one place and always with multiple court rooms (For example the United states court of Appeals for the Ninth circuit which is in charge of cases coming out off California, Oregon, Washington, Arizona, Montana, Idaho, Nevada, Alsaka, Hawaii has 48 judges and has court buildings in 4 locations LA; SF, Portland and Seattle; hearings are held in additional location when necessary).

The federal and states supreme court only hear appeals from the second instance courts and usually have a large degree of docket control, i.e., they can decide themselves which cases they want to hear and which they do not want to admit for a review. 

In the federal system, a writ of certiorari is required for be reviewed by the US supreme court and this court has complete freedom whether or not to grant certiorari. 

Comparing the organization of the federal and state law in the US with the German court system there is a clear structural difference with the jurisdiction of judges in US having greater power in dismissing cases and appeals. 

Due to this being the case in the court-system there are more susceptible to mistakes being made and or abuse in power in having this blur amongst the expertise of judges can be demeaning to the purpose of such trial. 

Unlike in Germany where an abstract plan of competences of the randomly chosen judge states whose judges or which judges is in charge with the case and given by the defendant´s first letter of his last name (abstrakter Geschäftsverteilungsplan; GVG). 



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