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Kununu Bewertung löschen in 2025

  • 17 Minuten Lesezeit
In der heutigen digitalen Geschäftswelt stellen negative Kununu-Bewertungen für Unternehmen eine Herausforderung dar, die jedoch mit rechtlichen Schritten angegangen werden kann. Als Fachanwalt für IT-Recht mit Erfahrung in der Löschung solcher Bewertungen erläutere ich die rechtlichen Möglichkeiten und effektiven Strategien, um gegen falsche oder diffamierende Bewertungen vorzugehen. Bewertungen auf Kununu können unter bestimmten Bedingungen gelöscht werden, darunter bei nachweislich falschen Tatsachenbehauptungen, Schmähkritik, Bewertungen ohne realen Bezug zum Unternehmen, Verstößen gegen die Nutzungsbedingungen und in Fällen, wo das Unternehmensinteresse überwiegt. Der Löschungsprozess umfasst die sorgfältige Prüfung der Bewertung, den strategischen Kontakt mit Kununu, und, falls nötig, weitere rechtliche Schritte wie Abmahnungen, einstweilige Verfügungen und Klagen. Zusätzlich zu rechtlichen Maßnahmen empfehle ich ein strategisches Reputationsmanagement und die Förderung positiver authentischer Bewertungen. Die aktuelle Rechtsprechung, einschließlich eines wegweisenden Urteils des Hanseatischen OLG, stärkt die Position von Unternehmen gegenüber anonymen Bewertungen, indem sie von Kununu verlangt, die Identität von Verfassern offenzulegen oder Bewertungen zu löschen, sofern die Echtheit substantiiert in Frage gestellt wird. Wichtig ist eine strategische Vorgehensweise statt überhasteter Reaktionen, um die Online-Reputation effektiv zu schützen und zu verwalten.

In der heutigen digitalen Geschäftswelt haben Online-Bewertungen einen erheblichen Einfluss auf die Reputation und den Erfolg von Unternehmen. Die Plattform Kununu hat sich dabei als eines der wichtigsten Portale für Arbeitgeberbewertungen im deutschsprachigen Raum etabliert. Doch was können Unternehmen tun, wenn sie mit falschen oder rufschädigenden Bewertungen konfrontiert werden? Als Fachanwalt für IT-Recht mit langjähriger Erfahrung in der Löschung negativer Bewertungen möchte ich in diesem umfassenden Beitrag die rechtlichen Möglichkeiten zur Löschung von Kununu-Bewertungen beleuchten und effektive Strategien für betroffene Unternehmen aufzeigen.

Die Bedeutung von Kununu für die Unternehmensreputation

Kununu ist mit über 4 Millionen Bewertungen zu mehr als 900.000 Unternehmen eine der führenden Plattformen für Arbeitgeberbewertungen im deutschsprachigen Raum. Die Plattform wurde 2007 gegründet und gehört seit 2013 zur XING SE, die wiederum Teil der NEW WORK SE ist. Potenzielle Bewerber nutzen diese Plattform verstärkt, um sich ein Bild von möglichen Arbeitgebern zu machen. Aktuelle Studien zeigen, dass über 70% der Jobsuchenden Bewertungsportale konsultieren, bevor sie sich für eine Stelle bewerben.

Die detaillierten Bewertungskriterien von Kununu – von Arbeitsatmosphäre über Gehalt bis hin zu Karrierechancen – machen die Plattform besonders einflussreich. Unternehmen mit einem durchschnittlichen Rating unter 3,0 von 5 Sternen haben nachweislich größere Schwierigkeiten, qualifizierte Bewerber zu gewinnen. Negative Bewertungen können daher erhebliche Auswirkungen auf die Personalgewinnung und das öffentliche Ansehen eines Unternehmens haben.

Die Herausforderung: Während ehrliche Kritik wichtig für eine transparente Unternehmenskultur ist, sehe ich in meiner täglichen Arbeit viele Unternehmen, die mit Bewertungen konfrontiert sind, die falsche Tatsachenbehauptungen enthalten oder gar von Personen stammen, die nie im Unternehmen beschäftigt waren. In solchen Fällen ist es legitim und oft notwendig, rechtliche Schritte zur Löschung solcher Bewertungen einzuleiten.

Rechtliche Grundlagen: Wann kann eine Kununu-Bewertung gelöscht werden?

Die rechtliche Beurteilung von Bewertungen auf Kununu bewegt sich im Spannungsfeld zwischen der grundgesetzlich geschützten Meinungsfreiheit (Art. 5 Abs. 1 GG) einerseits und dem Persönlichkeitsrecht des bewerteten Unternehmens (Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG sowie § 823 Abs. 1 BGB) andererseits. Nicht jede negative Bewertung kann gelöscht werden – die Meinungsfreiheit schützt auch kritische Äußerungen. Es gibt jedoch klare Grenzen, die ich in meiner anwaltlichen Praxis regelmäßig in Löschungsverfahren geltend mache.

Eine Löschung von Kununu-Bewertungen kommt in folgenden Fällen in Betracht:

1. Falsche Tatsachenbehauptungen

Werden in einer Bewertung nachweislich falsche Fakten behauptet, beispielsweise zu Arbeitszeiten, Gehältern oder betrieblichen Abläufen, kann eine Löschung erreicht werden. Im Gegensatz zu Meinungsäußerungen sind Tatsachenbehauptungen beweisbar und müssen der Wahrheit entsprechen. Der Bundesgerichtshof hat in seiner ständigen Rechtsprechung betont, dass unwahre Tatsachenbehauptungen nicht vom Schutz der Meinungsfreiheit umfasst sind.

Beispiele für falsche Tatsachenbehauptungen, die ich erfolgreich zur Löschung gebracht habe:

  • "Das Unternehmen zahlt Gehälter regelmäßig verspätet aus" (wenn tatsächlich alle Gehälter pünktlich gezahlt wurden)
  • "Die Kündigung erfolgte ohne Vorwarnung" (wenn nachweislich mehrere dokumentierte Abmahnungen vorlagen)
  • "Es gibt keine Aufstiegsmöglichkeiten" (wenn ein dokumentiertes Karriereprogramm existiert)
  • "Das Unternehmen hat eine Fluktuation von 80%" (wenn die tatsächliche Fluktuation deutlich niedriger liegt)

Die Rechtsprechung unterscheidet dabei zwischen harten Tatsachenbehauptungen (die eindeutig wahr oder falsch sein können) und weicheren Tatsachenbehauptungen, die Wertungen enthalten. Je konkreter und überprüfbarer eine Behauptung ist, desto eher kann sie angegriffen werden.

2. Schmähkritik und Beleidigungen

Bewertungen, die primär der Herabwürdigung dienen und keine sachliche Auseinandersetzung erkennen lassen, überschreiten die Grenzen der Meinungsfreiheit. Persönliche Beleidigungen gegen Mitarbeiter oder Geschäftsführer sind nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt.

Das Bundesverfassungsgericht hat den Begriff der Schmähkritik bewusst eng gefasst: Es muss im Vordergrund der Äußerung die Diffamierung der Person stehen, nicht die Auseinandersetzung in der Sache. In der Praxis ist die Schwelle entsprechend hoch. Dennoch konnte ich bereits mehrfach erfolgreich gegen Bewertungen vorgehen, in denen etwa Geschäftsführer als "inkompetente Betrüger" oder Führungskräfte mit diffamierenden persönlichen Attributen bezeichnet wurden.

3. Fehlender Bezug zum Unternehmen

Eine zentrale Voraussetzung für die Rechtmäßigkeit einer Bewertung ist, dass der Verfasser tatsächlich in einem Verhältnis zum bewerteten Unternehmen stand – sei es als (ehemaliger) Mitarbeiter oder als Bewerber. Bewertungen von Personen ohne realen Bezug zum Unternehmen sind zu löschen.

Diesen Aspekt nutze ich bei meinen Mandaten besonders häufig: Viele Unternehmen können durch sorgfältige Analyse ihrer Personaldaten nachweisen, dass bestimmte in Bewertungen geschilderte Vorgänge nie stattgefunden haben oder dass in einem bestimmten Zeitraum keine Person mit der beschriebenen Position im Unternehmen tätig war. In solchen Fällen kann eine Löschung durchgesetzt werden, da der Verdacht eines "Fake-Reviews" besteht.

4. Verstöße gegen die Nutzungsbedingungen

Kununu selbst hat Richtlinien für Bewertungen festgelegt. Dazu gehören das Verbot von:

  • Nennung personenbezogener Daten (Namen von Mitarbeitern)
  • Werbung oder Eigenwerbung
  • Hassrede oder diskriminierende Äußerungen
  • Mehrfache Bewertungen durch dieselbe Person
  • Bewertungen, die offensichtlich nur auf Hörensagen basieren
  • Verwendung von Fäkalsprache oder exzessiver Vulgarität

Meiner Erfahrung nach reagiert Kununu selbst auf solche Verstöße gegen die eigenen Richtlinien oft mit einer gewissen Verzögerung, aber meist kooperativer als bei rechtlichen Einwänden. Ein fundiertes Beschwerdeschreiben mit präzisem Verweis auf die verletzte Nutzungsbedingung kann hier ein effizienter Weg sein.

5. Überwiegendes Unternehmensinteresse

Selbst wenn eine Bewertung nicht eindeutig in eine der vorgenannten Kategorien fällt, kann in besonderen Fällen eine Löschung erreicht werden, wenn das Interesse des Unternehmens an der Löschung die Interessen des Bewertenden und der Plattform überwiegt. Dies erfordert eine sorgfältige Einzelfallprüfung und Argumentation, bei der ich regelmäßig auf eine umfassende Interessenabwägung setze.

Faktoren, die für eine solche Interessenabwägung relevant sind:

  • Die Schwere der Vorwürfe und deren potentieller Schaden
  • Die Konkretheit und Detailliertheit der Vorwürfe
  • Das Alter der Bewertung
  • Die Reaktionsmöglichkeiten des Unternehmens
  • Die Notwendigkeit der Anonymität des Bewertenden

Aktuelle Rechtsprechung zu Kununu-Bewertungen

Die Rechtsprechung zu Online-Bewertungen entwickelt sich kontinuierlich weiter. In meiner anwaltlichen Tätigkeit beobachte ich besonders aufmerksam die aktuellen Entwicklungen, um meinen Mandanten stets die optimalen rechtlichen Strategien anbieten zu können. Besonders bemerkenswert ist die aktuelle Tendenz der Gerichte, die Position von Unternehmen gegenüber anonymen Bewertungsplattformen zu stärken.

Wegweisende Entscheidungen der letzten Monate

Ein besonders wegweisendes Urteil stammt vom Hanseatischen Oberlandesgericht Hamburg aus dem Februar 2024 (Az. 7 W 11/24). Das Gericht entschied, dass Kununu entweder die Identität von Verfassern negativer Bewertungen offenlegen oder die betreffende Bewertung löschen muss, wenn Arbeitgeber die Echtheit der Bewertungen substantiiert in Frage stellen. Diese Entscheidung markiert einen bedeutenden Schritt zum Schutz von Unternehmen vor ungerechtfertigten anonymen Bewertungen.

Das Gericht betonte in seiner Begründung, dass die Meinungsfreiheit keinen Freibrief für nicht verifizierbare anonyme Bewertungen darstellt. Wenn ein Unternehmen berechtigte Zweifel an der Echtheit einer Bewertung darlegen kann, muss die Plattform entweder nachweisen, dass die Bewertung von einer tatsächlich mit dem Unternehmen verbundenen Person stammt, oder sie entfernen.

Interessanterweise zeigt die Rechtsprechung jedoch auch unterschiedliche Tendenzen. So entschied das OLG Dresden im Dezember 2024 (Az. 4 U 744/24), dass Kununu eine negative Bewertung nicht löschen muss, wenn die Plattform ihre Prüfpflichten erfüllt und die Bewertung eine zulässige Meinungsäußerung darstellt. In diesem Fall hatte Kununu anonymisierte Nachweise vorgelegt, um das Beschäftigungsverhältnis des Bewertenden zu belegen.

Auch aus früheren BGH-Entscheidungen zu anderen Bewertungsplattformen wie Jameda (Az. VI ZR 34/15) lassen sich wichtige Grundsätze ableiten, die ich regelmäßig in Kununu-Fällen anwende. Der BGH hat insbesondere die Prüfpflichten der Plattformbetreiber konkretisiert und betont, dass diese bei substantiierten Beanstandungen aktiv werden müssen.

Diese unterschiedlichen Entscheidungen verdeutlichen, dass jeder Fall individuell betrachtet werden muss und die rechtliche Strategie entsprechend anzupassen ist. Als spezialisierter Anwalt entwickle ich für jeden Fall ein maßgeschneidertes Vorgehen, das die aktuellste Rechtsprechung berücksichtigt.

Der Prozess zur Löschung einer Kununu-Bewertung

Wenn Sie als Unternehmen eine Kununu-Bewertung löschen lassen möchten, empfehle ich ein strategisches Vorgehen in mehreren Schritten. In meiner langjährigen Praxis hat sich folgendes Vorgehen als besonders effektiv erwiesen:

1. Sorgfältige Prüfung und Dokumentation der Bewertung

Zunächst analysiere ich gemeinsam mit meinen Mandanten die Bewertung im Detail. Dabei identifiziere ich konkrete Tatsachenbehauptungen und prüfe deren Wahrheitsgehalt. Die Unterscheidung zwischen subjektiven Meinungsäußerungen (die in der Regel hinzunehmen sind) und objektiv überprüfbaren Fakten ist hier entscheidend.

Ich empfehle meinen Mandanten, alle problematischen Aspekte der Bewertung zu dokumentieren und Beweise zu sammeln, die falsche Behauptungen widerlegen können. Dies umfasst:

  • Screenshots der vollständigen Bewertung (mit Datum und URL)
  • Interne Unterlagen, die den Wahrheitsgehalt bestimmter Behauptungen widerlegen
  • Personaldokumente, die belegen können, ob der Bewertende tatsächlich im Unternehmen beschäftigt war
  • Dokumentation ähnlicher Bewertungen, falls ein Muster erkennbar ist
  • Nachweis über den Schaden, den die Bewertung verursacht (z.B. Rückgang von Bewerberzahlen)

Diese sorgfältige Vorbereitung ist für den weiteren Prozess entscheidend und erhöht die Erfolgschancen erheblich.

2. Strategischer direkter Kontakt mit Kununu

Der erste formelle Schritt ist die Kontaktaufnahme mit Kununu. Die Plattform bietet hierfür ein spezielles Meldeformular an, bei dessen Nutzung ich jedoch zu Vorsicht rate. Aus meiner Erfahrung ist ein formal korrektes Anwaltsschreiben oft wirkungsvoller.

In meinem Schreiben an Kununu:

  • Bezeichne ich die betreffende Bewertung präzise mit URL und Zeitstempel
  • Lege ich detailliert dar, warum die Bewertung rechtswidrig ist, mit klarer Trennung zwischen Tatsachenbehauptungen und Meinungsäußerungen
  • Benenne ich konkrete Verstöße gegen die Nutzungsbedingungen von Kununu
  • Füge ich Beweise für falsche Tatsachenbehauptungen bei, soweit dies möglich ist, ohne Geschäftsgeheimnisse preiszugeben
  • Setze ich eine angemessene Frist zur Löschung (in der Regel 10-14 Tage)
  • Kündige ich für den Fall der Nichtlöschung weitere rechtliche Schritte an

Meine langjährige Erfahrung zeigt, dass eine sachliche, präzise und rechtlich fundierte Formulierung mit klarer Fristsetzung deutlich erfolgversprechender ist als pauschale Beschwerden oder emotionale Reaktionen. Die Qualität der juristischen Argumentation ist hier entscheidend.

3. Umgang mit der Prüfung durch Kununu

Nach Eingang meines Schreibens führt Kununu eine eigene Prüfung durch. Die Plattform kontaktiert in der Regel den Verfasser der Bewertung und gibt ihm Gelegenheit zur Stellungnahme. Dieser Prozess kann zwischen einer und mehreren Wochen in Anspruch nehmen.

Kununu prüft dabei:

  • Ob die Bewertung gegen die eigenen Richtlinien verstößt
  • Ob der Verfasser tatsächlich in einer Beziehung zum Unternehmen stand
  • Ob die Bewertung sachlich begründet ist oder offensichtlich falsche Tatsachen enthält

Aus meiner Erfahrung reagiert Kununu auf anwaltliche Schreiben in der Regel innerhalb von 1-3 Wochen. Die Erfolgsquote bei gut begründeten Löschungsanträgen liegt nach meiner Statistik bei etwa 60-70%, wobei Verstöße gegen die Nutzungsbedingungen häufiger zur Löschung führen als komplexere rechtliche Argumente zu Persönlichkeitsrechtsverletzungen.

Es ist wichtig zu wissen, dass Kununu in dieser Phase oft standardisierte Antworten versendet, in denen auf die Meinungsfreiheit verwiesen wird. Ich rate meinen Mandanten, sich davon nicht entmutigen zu lassen. In vielen Fällen erfolgt trotz solcher Standardantworten eine interne Prüfung, die später doch zur Löschung führt.

4. Rechtliche Schritte bei Ablehnung durch Kununu

Sollte Kununu die Löschung der Bewertung ablehnen oder nicht innerhalb der gesetzten Frist reagieren, leite ich als Fachanwalt weitergehende rechtliche Schritte ein. Diese umfassen:

a) Qualifizierte Abmahnung mit Unterlassungserklärung

Als erstes formelles rechtliches Mittel verfasse ich eine qualifizierte Abmahnung an die Kununu GmbH, die deutlich über ein einfaches Beschwerdeschreiben hinausgeht. Diese enthält:

  • Eine präzise rechtliche Würdigung der strittigen Bewertung
  • Den konkreten Rechtsverstoß mit Verweis auf aktuelle Rechtsprechung
  • Eine strafbewehrte Unterlassungserklärung mit angemessener Vertragsstrafe
  • Die konkrete Forderung nach Löschung binnen einer kurzen Frist (meist 3-7 Tage)
  • Die Ankündigung gerichtlicher Schritte bei Nichterfüllung

Die Abmahnung zielt darauf ab, einen Rechtsstreit zu vermeiden und Kununu die Möglichkeit zu geben, die Angelegenheit außergerichtlich beizulegen. In meiner Praxis führen etwa 30-40% der Abmahnungen in dieser Phase zum Erfolg, da Kununu ein Interesse daran hat, kostspielige Gerichtsverfahren zu vermeiden.

b) Einstweilige Verfügung

Bei besonders schwerwiegenden Fällen oder zeitlicher Dringlichkeit beantrage ich eine einstweilige Verfügung. Diese bietet einen schnellen Rechtsschutz, ohne das Hauptsacheverfahren abwarten zu müssen. Der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung enthält:

  • Die Darlegung eines Verfügungsgrundes (besondere Dringlichkeit)
  • Den Nachweis des Verfügungsanspruchs (Rechtsverstoß)
  • Glaubhaftmachung der vorgetragenen Tatsachen, meist durch eidesstattliche Versicherungen
  • Konkrete Bezeichnung der zu untersagenden Äußerungen

Das Verfahren der einstweiligen Verfügung bietet den Vorteil, dass es relativ schnell durchgeführt werden kann – meist innerhalb weniger Wochen, in besonders dringenden Fällen sogar innerhalb weniger Tage. Aus meiner Erfahrung eignet es sich besonders bei gravierenden Rufschädigungen, etwa wenn eine Bewertung besonders schwerwiegende falsche Behauptungen enthält oder wenn dadurch akut Geschäftsbeziehungen gefährdet werden.

c) Klage auf Löschung

Als letztes Mittel reiche ich eine Klage gegen Kununu ein, um die Löschung der Bewertung gerichtlich durchzusetzen. Die Klage richtet sich auf:

  • Die Löschung der strittigen Bewertung
  • Ggf. die Unterlassung ähnlicher Bewertungen in der Zukunft
  • In manchen Fällen auch auf Schadensersatz

Ein Hauptsacheverfahren dauert in der Regel mehrere Monate, kann aber zu einem rechtskräftigen Titel führen, der langfristige Rechtssicherheit bietet. In bestimmten Fällen rate ich meinen Mandanten dennoch zu diesem Weg, insbesondere wenn:

  • Es sich um wiederkehrende Probleme mit ähnlichen Bewertungen handelt
  • Ein Präzedenzfall geschaffen werden soll
  • Die einstweilige Verfügung keinen dauerhaften Erfolg gebracht hat

5. Identifizierung des Verfassers

In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, nicht nur gegen die Plattform, sondern auch gegen den anonymen Verfasser vorzugehen. Das bereits erwähnte Urteil des OLG Hamburg stärkt die Position von Unternehmen, die Herausgabe der Identität des Bewerters zu verlangen.

Um die Identität des Verfassers zu erfahren, mache ich einen Auskunftsanspruch gegen Kununu geltend. Die Plattform verfügt in der Regel über IP-Adressen, E-Mail-Adressen und weitere Daten der Bewerter. In meiner Praxis führe ich diesen zusätzlichen Schritt in etwa 15-20% der Fälle durch, insbesondere dann, wenn:

  • Der Verdacht besteht, dass ein Wettbewerber hinter der Bewertung steckt
  • Es sich um besonders schwerwiegende Verleumdungen handelt
  • Mehrere Fake-Bewertungen von derselben Person stammen könnten
  • Der Mandant auch einen Schadensersatzanspruch verfolgen möchte

Die gerichtliche Durchsetzung eines solchen Auskunftsanspruchs erfordert in der Regel ein zweistufiges Verfahren: Zunächst die Klage gegen Kununu auf Herausgabe der Daten, dann ggf. ein weiteres Verfahren gegen den identifizierten Verfasser. Dieser Weg ist aufwändiger, kann aber in bestimmten Situationen die effektivste Lösung darstellen.

Strategische Überlegungen und Erfahrungswerte aus meiner Praxis

Neben dem formalen Löschungsprozess rate ich meinen Mandanten stets, einige strategische Aspekte zu berücksichtigen. Meine jahrelange Erfahrung im Umgang mit Online-Bewertungen hat mir gezeigt, dass ein rein rechtlicher Ansatz oft zu kurz greift. Stattdessen empfehle ich eine ganzheitliche Strategie.

Risiko-Nutzen-Abwägung: Wann lohnt sich rechtliches Vorgehen?

Nicht jede negative Bewertung rechtfertigt rechtliche Schritte. Eine einzelne kritische, aber sachliche Bewertung unter vielen positiven kann sogar die Glaubwürdigkeit des Unternehmensprofils erhöhen. Zudem kann ein rechtliches Vorgehen in manchen Fällen mehr Aufmerksamkeit auf die negative Bewertung lenken (Streisand-Effekt).

In meiner Beratungspraxis analysiere ich daher sorgfältig folgende Faktoren:

  • Schweregrad der Bewertung: Wie gravierend sind die Vorwürfe? Handelt es sich um leichte Kritik oder schwerwiegende Anschuldigungen?
  • Wahrheitsgehalt: Wie eindeutig falsch sind die Behauptungen? Lassen sie sich klar widerlegen?
  • Gesamtbild: Wie ist das Verhältnis zu anderen, positiven Bewertungen? Fällt die negative Bewertung im Gesamtkontext besonders auf?
  • Geschäftsrelevanz: Wie stark ist die potenzielle Auswirkung auf das Recruiting oder die Geschäftstätigkeit?
  • Wiederholungsgefahr: Handelt es sich um einen Einzelfall oder um ein Muster ähnlicher Bewertungen?

Auf Basis dieser Analyse erstelle ich eine individuelle Empfehlung, ob und mit welcher Intensität rechtliche Schritte sinnvoll sind. In manchen Fällen kann eine sachliche, professionelle Antwort über die Kommentarfunktion von Kununu ausreichend sein, während in anderen Fällen der volle Rechtsweg beschritten werden sollte.

Zeitliche Komponente und Dringlichkeitsbewertung

Die zeitliche Dringlichkeit ist ein weiterer wichtiger Aspekt in meiner Beratung. Frische Bewertungen werden häufiger gelesen und haben einen stärkeren Einfluss. Gleichzeitig bieten sie auch bessere Chancen für eine Löschung, da:

  • Die Erinnerung an den Vorfall beim Bewertenden noch frisch ist und dieser eher auf Rückfragen von Kununu reagiert
  • Die Beweise für oder gegen den Wahrheitsgehalt noch leichter zugänglich sind
  • Kununu bei aktuellen Bewertungen tendenziell schneller reagiert

Auf der anderen Seite können ältere Bewertungen (älter als 2-3 Jahre) in manchen Fällen mit dem Argument der "Aktualität" angegriffen werden, wenn sie offensichtlich nicht mehr die gegenwärtige Situation im Unternehmen widerspiegeln. Diesen Aspekt nutze ich erfolgreich in etwa 10-15% meiner Fälle.

Proaktives Reputationsmanagement: Ergänzung zur rechtlichen Strategie

Parallel zu rechtlichen Schritten empfehle ich meinen Mandanten stets ein aktives Reputationsmanagement. Meine Erfahrung zeigt, dass eine Kombination aus rechtlichen und kommunikativen Maßnahmen am effektivsten ist:

Regelmäßiges Monitoring

Ich rate zu einem systematischen Monitoring des eigenen Kununu-Profils. Neue Bewertungen sollten idealerweise innerhalb von 24-48 Stunden gesichtet werden, um schnell reagieren zu können. Diverse Tools und Dienste können automatische Alerts bei neuen Bewertungen einrichten.

Professionelle Reaktion auf Bewertungen

Die Kommentarfunktion von Kununu bietet Unternehmen die Möglichkeit, auf Bewertungen zu reagieren. Diese Möglichkeit sollte strategisch genutzt werden:

  • Bei sachlicher Kritik: Dank für das Feedback, Erläuterung von Hintergründen, Hinweis auf Verbesserungsmaßnahmen
  • Bei unbegründeter Kritik: Höflicher Hinweis auf Unstimmigkeiten, ohne den Bewertenden direkt anzugreifen
  • Bei offensichtlich falschen Behauptungen: Sachliche Richtigstellung, ohne in einen öffentlichen Streit einzutreten

Die Reaktion sollte stets professionell und lösungsorientiert sein, niemals defensiv oder aggressiv. Sie wird von anderen potenziellen Bewerbern gelesen und prägt den Eindruck vom Unternehmen oft stärker als die ursprüngliche Bewertung.

Förderung positiver authentischer Bewertungen

Eine wirksame Strategie, die ich meinen Mandanten empfehle, ist die Förderung authentischer positiver Bewertungen von zufriedenen Mitarbeitern. Dies sollte jedoch niemals durch Druck oder Manipulation geschehen, sondern durch:

  • Information der Mitarbeiter über die Bedeutung von Bewertungsplattformen
  • Einfache Möglichkeiten zum Feedback, z.B. durch interne Links oder QR-Codes
  • Etablierung einer offenen Feedback-Kultur im Unternehmen

Eine ausgewogene Mischung positiver und konstruktiv-kritischer Bewertungen wirkt authentischer als ein Profil mit ausschließlich Bestnoten.

Optimierung des eigenen Kununu-Profils

Ein vollständig ausgefülltes Unternehmensprofil mit aktuellen Informationen, Fotos und Benefits signalisiert Transparenz und Professionalität. Ich empfehle meinen Mandanten, in ihre Kununu-Präsenz zu investieren, beispielsweise durch:

  • Regelmäßige Aktualisierung der Unternehmensinformationen
  • Nutzung des Kununu-Arbeitgeberbereichs (kostenpflichtig)
  • Professionelle Fotos des Arbeitsumfelds
  • Transparente Darstellung von Benefits und Unternehmenskultur

Ein gut gepflegtes Profil kann den Einfluss einzelner negativer Bewertungen deutlich abschwächen.

Kosten und Erfolgsaussichten beim Vorgehen gegen Kununu-Bewertungen

Die Kosten für ein rechtliches Vorgehen gegen Kununu-Bewertungen variieren je nach Umfang und Komplexität des Falls. Aus meiner anwaltlichen Praxis kann ich folgende Kostenrahmen nennen:

  • Ersteinschätzung und Beschwerdeschreiben: ab ca. 150 Euro netto
  • Qualifizierte anwaltliche Abmahnung: ca. 500-800 Euro netto
  • Einstweilige Verfügung inkl. Vertretung: ca. 2.500 Euro netto, abhängig vom Streitwert
  • Hauptsacheverfahren: ab ca. 4.500 Euro netto aufwärts, abhängig vom Streitwert

Hinzu kommen gegebenenfalls Gerichtskosten und bei Unterliegen die gegnerischen Anwaltskosten.

Die Erfolgsaussichten hängen von verschiedenen Faktoren ab, die ich für jeden Fall individuell bewerte:

  • Der Eindeutigkeit des Rechtsverstoßes
  • Der Qualität der vorgelegten Beweise
  • Der Bereitschaft von Kununu zur Kooperation
  • Der aktuellen Rechtsprechungslinie des zuständigen Gerichts
  • Der spezifischen Formulierung der Bewertung

In meiner Praxis zeigt sich, dass besonders bei offensichtlichen Falschbehauptungen oder Beleidigungen gute Erfolgsaussichten bestehen. Die Erfolgsquote liegt hier bei etwa 70-80%. Schwieriger wird es bei subtileren Grenzfällen, in denen die Abgrenzung zwischen zulässiger Meinungsäußerung und unzulässiger Tatsachenbehauptung nicht eindeutig ist. Hier liegt die Erfolgsquote bei etwa 40-50%.

Ein wichtiger Faktor ist auch die Wahl des richtigen Gerichtsorts, da die Rechtsprechung regional durchaus unterschiedlich ausfallen kann. Als erfahrener Fachanwalt berücksichtige ich diese Aspekte bei der Verfahrensplanung.

Fallbeispiele aus meiner anwaltlichen Praxis

Um die praktische Anwendung der rechtlichen Grundlagen zu veranschaulichen, möchte ich einige anonymisierte Fallbeispiele aus meiner Praxis vorstellen:

Fall 1: Löschung wegen falscher Tatsachenbehauptungen

Ein mittelständisches Unternehmen aus der IT-Branche erhielt eine 1-Stern-Bewertung, in der behauptet wurde, dass Überstunden nicht vergütet würden und systematisch gegen das Arbeitszeitgesetz verstoßen werde. Das Unternehmen konnte durch seine Zeiterfassungssysteme und Gehaltsabrechnungen eindeutig nachweisen, dass diese Behauptungen falsch waren. Nach einer von mir verfassten Abmahnung und der Androhung gerichtlicher Schritte lenkte Kununu ein und löschte die Bewertung.

Fall 2: Erfolgreiche einstweilige Verfügung bei Schmähkritik

Ein Arzt wurde in einer Kununu-Bewertung persönlich angegriffen und als "inkompetenter Scharlatan" bezeichnet, der "Patienten gefährdet". Die Bewertung enthielt keine sachliche Kritik, sondern ausschließlich diffamierende Äußerungen. Hier konnte ich erfolgreich eine einstweilige Verfügung beim zuständigen Landgericht erwirken, da es sich um eine reine Schmähkritik handelte. Das Gericht betonte in seiner Entscheidung, dass die Meinungsfreiheit dort ende, wo es nur noch um die Herabwürdigung einer Person gehe.

Fall 3: Identifizierung eines Wettbewerbers als Verfasser

Ein Handwerksbetrieb erhielt mehrere auffällig ähnliche negative Bewertungen in kurzer Zeit. Der Verdacht lag nahe, dass es sich um einen Wettbewerber handelte, da Details genannt wurden, die nur jemandem aus der Branche bekannt sein konnten. Nach einem erfolgreichen Auskunftsverfahren gegen Kununu konnten wir nachweisen, dass die Bewertungen von IP-Adressen eines Konkurrenzunternehmens stammten. Dies führte nicht nur zur Löschung der Bewertungen, sondern auch zu einem erfolgreichen wettbewerbsrechtlichen Verfahren gegen den Konkurrenten.

Diese Fallbeispiele zeigen, dass mit der richtigen rechtlichen Strategie und fundierter Argumentation durchaus Erfolge gegen unberechtigte Kununu-Bewertungen erzielt werden können.

Fazit: Strategische Vorgehensweise statt überhasteter Reaktionen

Negative Kununu-Bewertungen können für Unternehmen eine ernsthafte Herausforderung darstellen. Der rechtliche Rahmen bietet jedoch wirksame Instrumente, um gegen unfaire oder rechtswidrige Bewertungen vorzugehen. Die aktuelle Rechtsprechungsentwicklung stärkt dabei zunehmend die Position der Unternehmen.

Entscheidend für den Erfolg ist ein strategisches, wohlüberlegtes Vorgehen. Die sorgfältige Prüfung der Bewertung, die fundierte rechtliche Argumentation und die richtige Wahl der Mittel sind ausschlaggebend.

Als Fachanwalt mit langjähriger Erfahrung im Bereich des IT-Rechts und des Reputationsmanagements biete ich eine umfassende Unterstützung bei der Löschung unberechtigter Kununu-Bewertungen. Mein Ansatz umfasst sowohl die rechtliche Durchsetzung als auch die strategische Beratung zum proaktiven Reputationsmanagement.

Im digitalen Zeitalter ist der Schutz der eigenen Online-Reputation zu einem wesentlichen Bestandteil erfolgreicher Unternehmensführung geworden. Eine kompetente rechtliche Beratung kann Unternehmen dabei unterstützen, diesen wichtigen Aspekt professionell zu managen und sich effektiv gegen rufschädigende Bewertungen zur Wehr zu setzen.

Sollten Sie als Unternehmen von problematischen Kununu-Bewertungen betroffen sein, stehe ich Ihnen gerne für eine individuelle Beratung zur Verfügung. Gemeinsam entwickle ich eine maßgeschneiderte Strategie, um Ihre Unternehmensreputation zu schützen und Ihre Rechte durchzusetzen.

Die Investition in den Schutz Ihrer Online-Reputation ist eine Investition in die Zukunft Ihres Unternehmens – nicht nur zur Abwehr aktueller Gefahren, sondern auch als präventive Maßnahme für eine langfristig positive Außendarstellung.

Foto(s): Thomas Feil

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