Schlechte Aussichten für Azubis in Kanzleien: Ausbildung als Rechtsanwaltsfachangestellte/r
- 2 Minuten Lesezeit
Welche beruflichen Aussichten hat eine Rechtsanwaltsfachangestellte?
Warum brauchen Kanzleien nach wie vor überdurchschnittlich mehr Büromitarbeiter und warum bilden Kanzleien dennoch weniger ReFa und ReNo aus?
Noch nie wurden so wenige Mitarbeiter für klassische Büroarbeiten gebraucht wie heute und doch steigt dank des wirtschaftlichen Aufschwungs die Anzahl der Ausbildungsplätze um 10 % jährlich.
Anders in Kanzleien, die in den meisten Fällen noch typisch konservativ geführt werden: die Ausbildungsplätze für Rechtsanwaltsfachangestelle (ReFas) sinken seit Jahren um 3,7 % beziehungsweise 5,5 % laut der Erhebung des Bundesverbands der freien Berufe e. V. (BFB) von 2021.
Der Personalschlüssel pro Anwalt zu Mitarbeitendem in der Kanzlei ist zwar auch hier von durchschnittlich 1:2,5 auf 1:1 gesunken. Kam also früher auf jeden Anwalt 1-2 Vollzeit-Assistenzen plus spezialisierte Mitarbeiterinnen für Buchhaltung und Schreibbüro sowie Azubi und/oder juristische Mitarbeiter, hat sich diese Zahl heute halbiert.
Die Effizienz der Büro-Organisation der Kanzleien gibt diesen Schlüssel jedoch in vielen Kanzleien noch nicht her.
Nur Kanzleien, die die e-Akte und das papierlose Büro dank Digitalisierung schon komplett umgesetzt haben, liegen mit 1: 0,5 deutlich darunter.
Trotz hoher Investitionskosten arbeiten diese schon nach kurzer Zeit sehr viel
- kostenschlanker und besser planbar
- mit geringerer Fehlerquote bei stabiler Qualität
- geringerem Risiko für Mitarbeiterfluktuation und Wissensabfluss
Während Personalkosten und die damit immer noch verbundenen Kosten für den Büro-Arbeitsplatz (Bürokosten und Einrichtung) den Kanzleien oft sehr bewußt sind, sind die Kosten der Mitarbeiterfluktuation (Einstellungs- und Einarbeitungskosten und Verlust von Know how und Mandanten) den allermeisten eher weniger präsent.
Dass die Anzahl Ausbildungsplätze in den Kanzleien sinkt, mag daran liegen, dass einerseits die Ausbildung aber auch der Ausbildungsplatz in der Kanzlei veraltet sind und wenig mit den neuen Anforderungen im papierlosen Büro zu tun haben. Immerhin hat sich die Entlohnung der Kanzleimitarbeiter dank des Personalmangels in den letzten Jahren deutlich nach oben bewegt; auch wenn die Arbeitszeiten und Bedingungen nach wie vor nicht optimal sind. Flexible Arbeitszeiten, Home-Office, Workation und Freelancing sind in den Kanzleien noch nicht angekommen.
Ausbildungen sind in den Kanzleien eine teure Investition in einen zukünftigen Arbeitnehmer; ob der Azubi aber bleibt, ist heute alles andere als gesichert.
So bleibt also nur zu hoffen, dass das Ungleichgewicht nicht zu lange zu Lasten der Mitarbeitenden bestehen bleibt.
Tipp: Lesen Sie auch den Beitrag zur Arbeitsbelastung und dem Gesundheitsrisiko in den Kanzleien nächste Woche!
Oder schauen Sie gleich in mein Fachbuch zur "Strategischen Kanzleientwicklung"!
Wenn Sie Ihre Personalaufstellung in der Kanzlei unverbindlich auf den Prüfstand stellen wollen, sprechen Sie mich an!
Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Ich freu mich auf Ihre Sterne!
Artikel teilen: