Wann Dolmetscher bei Scheidung, und welche Zusatzkosten?

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Wenn Sie mit einem ausländischen Staatsangehörigen verheiratet sind oder selbst Ausländer/in sind, stellt sich in diesem Fall nicht nur die Frage des zuständigen Gerichts bei der Scheidung mit Auslandsbezug. Gleichzeitig werden Sie sich fragen, ob einer von Ihnen oder beide einen Dolmetscher benötigen, um an der Verhandlung teilzunehmen und, viel wichtiger noch, einen Beschluss zu ermöglichen. Lesen Sie hier, wann das Gericht einen Übersetzer beiziehen wird und wer ihn oder sie bezahlen muss.

Wann braucht ein Partner bei der Scheidung einen Dolmetscher?

Das Gericht wägt ab, ob ein Dolmetscher vonnöten ist, da es sicherstellen muss, dass ein jeder Verfahrensteilnehmer den Inhalten eines für das Leben der beiden Ehe- oder Lebenspartner auch zuverlässig folgen kann. Damit sie im Bedarfsfall auch ihre Rechte geltend machen können.

Daraus folgt, dass Sie als Verfahrensteilnehmer Deutsch nicht nur verstehen, sondern auch einigermaßen sprechen können müssen, ohne natürlich C2-Kenntnisse abzuliefern (BVerfG NJW 1983, 2763).

Zum Schluss, ob es eines Dolmetschers oder einer Dolmetscherin bedarf, muss letztlich das Gericht kommen. Zu diesem Zweck werden vom Gericht meist Rückfragen gestellt, um zu erfahren, wie es mit Ihren Deutschkenntnissen steht. Entscheiden sich Richterinnen und Richter gegen die Hinzuziehung eines Fremdsprachenexperten, müssen sie sich derart sicher dabei sein, dass eine höhere Gerichtsinstanz diese Entscheidung nachvollziehen und prüfen kann. 

Nachträglich bestellten Dolmetscher vermeiden

Gehen Sie zu guten Glaubens in den abschließenden Scheidungstermin, findet er nun als Präsenz- oder Onlinetermin statt, dass Ihre Sprachkenntnisse schon ausreichen werden, und das tun sie dann doch nicht, muss das Gericht Ihre Scheidung im Regelfall vertragen. Das bedeutet, dass ein neuer Termin gefunden werden muss und sich die Scheidungskosten erhöhen.

Sprechen Sie als der- oder diejenige, derer wegen die Verhandlung einen Dolmetscher brauchen könnte, vorher mit Ihrem Anwalt und hören Sie, was er Ihnen rät. Auch der Anwalt möchte nicht, dass sich durch einen nachträglich beauftragten Dolmetscher die Angaben aus dem Kostenvoranschlag nicht mehr halten lassen.

Was macht ein Dolmetscher bei der Scheidung?

Klingt wie eine banale Frage, ist sie aber nicht. Der Dolmetscher (von dem Türkischen Wort dilmac abgeleitet) muss das gesprochene Wort im Gerichtssaal in die jeweilige andere Sprache übersetzen. Er darf nichts auslassen und auch nichts hinzudichten.

Eine Übersetzung der wesentlichsten Punkte erachten Gerichte dabei als ausreichend an, jedoch eignen sich Übersetzende mit Erfahrung im Familienrecht eher als welche, die bisher keine Berührungspunkte mit child support oder divorce in Germany hatten.

Öffentlich bestellte und allgemein vereidigte Dolmetscher werden dabei bevorzugt bestellt.

Wie teuer ist ein Dolmetscher, und wer zahlt den Dolmetscher?

Der Dolmetscher hat Anspruch auf eine Entschädigung. Bezahlen muss ihn derjenige Ehepartner, der auf seine Dienste angewiesen ist. 

Soweit das Gericht schon im Vorhinein von der Beiziehung eines Dolmetschers für Sie weiß, kann es sein, dass Sie von der Gerichtskasse eine Vorschussrechnung erhalten, ohne deren Begleichung der Scheidungstermin nicht anberaumt wird.

Verfahrenskostenhilfe für Dolmetscherservice

Sofern Sie Anspruch auf die Bewilligung von Verfahrenskostenhilfe haben, da Sie die Gesamtkosten der Scheidung ohnehin nicht stemmen können, übernimmt der Staat in Form von Verfahrenskostenhilfe (VKH) auch die Kosten für den Dolmetscher. Seit 1.1.2023 gelten bei der VKH höhere Freibeträge. Ab einer gewissen Einkommensgrenze werden Sie jedoch an der Verpflichtung, die Gebühren in Teilbeträgen zurückzuerstatten, beteiligt.

Welches Honorar erhält der Dolmetscher?

Ein Dolmetscher erhält nach Maßgabe des § 8 JVEG als Vergütung:

  • Honorar für seine Leistungen: In der Regel für jede Stunde 70 EUR (§ 9 Abs. I JVEG)
  • Fahrtkostenersatz: Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, eigenes Fahrzeug
  • Entschädigung für Aufwand: Übernachtung, Tagegeld nach der Verpflegungspauschale des Einkommensteuergesetzes 

Schriftstücke wie Scheidungsanträge werden nicht übersetzt

Hat der Ehepartner den Scheidungsantrag auf Deutsch eingereicht und Sie können nur Englisch, haben Sie keinen Anspruch auf eine kostenlose Übersetzung. Auch Versendungen des Gerichts müssen Sie eigenhändig übersetzen. § 185 GVG bezieht sich nur auf die Situation, dass unter „Beteiligung von Person verhandelt“ wird. Der Austausch und die Entgegennahme von Schriftsätzen ist kein „Verhandeln“.

In Zeiten von künstlicher Intelligenz und Chat-GPT sollten aber auch juristische Feinheiten inzwischen kein Problem mehr zum Verständnis sein. Da Schriftsätze oft den gleichen Vordrucken folgen, hilft eventuell auch ein Einscannen in Google Lens.

Im Zweifel hilft, sofern Sie beide einen Anwalt haben, Ihr eigener Rechtsbeistand.

Zusammenfassung

Auch wenn es erwartbar ist, was der Richter Sie bei der Scheidung fragen wird, und Sie sich auf keine Schwierigkeiten eingestellt haben, können die kurzerhand auftauchen. Dann, wenn sich der Ehepartner wohl wissend, dass der andere Probleme haben wird, sprachlich zu folgen, für den Tag des Verfahrens noch Änderungen am Verlauf ausgedacht hat. Dann sind Sie mit einem Dolmetscher auf jeden Fall auf der sicheren Seite, und müssen auch keine ärgerlichen Differenzen zum KVA mehr zahlen.


Foto(s): iurFRIEND

Rechtstipp aus dem Rechtsgebiet

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