Abiturprüfungen 2020: Werden sie verschoben? Folgen für Studium und Ausbildungen – Teil 1

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Es werden derzeit allen Ortens die Schulen geschlossen flächendeckend in Europa so in Österreich, Dänemark, Schweden, Norwegen, Frankreich, Luxemburg, Estland, Lappland, Belgien, Niederlande, Italien, Tschechei etc. zur Eindämmung der Verbreitung des Virus,  da die Virologen informiert haben, dass vor allem Kinder in besonders starkem Maße Überträger der Viren sind. Dies aufgrund des Umstandes, dass bei ihnen die Erkrankung häufiger symptomfrei verläuft sowie aufgrund ihrer intensiven Sozialkontakte auch "hautnah" untereinander, und damit gerade Schüler es damit in der gesamten Bevölkerung schnell und besonders stark verbreiten, z.B. bei den älteren und damit gefährdetsten Personen, über ihre Großeltern, und sonstige Kontakte der Familien. Derzeit ist bislang in Europa wohl Deutschland erstaunlicherweise noch dem hier gezogenen Überblick das wohl noch das einzige Land in Europa, welches noch  nicht die Schulen bundesweit geschlossen hat – was als Sonderweg insoweit auch in dieser Notlagenkrise in gesamt Europa überrascht und verwundert, da damit die Verbreitung letztlich stark forciert wird. 

Welche Folgen hat dies nun für die in Kürze startenden Abiturprüfungen? 

Der Stand bisher ohne bislang bundesweite flächendeckende Schulschließungen ist, dass die Abitur-Prüfungen in wenigen Wochen an sich beginnen sollten.

So sollten etwa in Norddeutschland und Hamburg die schriftlichen Abitur-Klausur-Prüfungen Ende April und Anfang Mai durchgeführt werden. Entsprechend dann die mündlichen Prüfungen im Frühsommer vor den Schulferien. 

Derzeitige Pläne der Bundesländer für Verschiebungen des Abiturs 2020

Die derzeitigen Pläne in den Bundesländern sind – Stand am 13.03.2020 morgens – wohl wie folgt:

Hamburg:

Hamburg scheint derzeit noch zu überlegen, ob die Schulen landesweit - also hamburgweit – zur Eindämmung der Verbreitung von Covid-19 geschlossen werden. In dem Fall müssen dann die Planungen für die Zeitfenster der Abiturklausur-Prüfungen mit entschieden werden, ob diese gleichwohl dann wie geplant stattfinden und die Lehrkräfte dann in der Zeit der Schulschließungen Unterricht mit Video auf das Schulportal hochladen für die Schüler, oder ob die Klausurprüfungen verlegt werden auf späteren Zeitpunkt. 

Bei den Lehrern und Lehrkräften bedeuten Schulschließungen durchaus nicht „Zusatz-Ferien“, denn sie sind dienstverpflichtet auch dann und müssen dann ggf. online Unterricht geben und Aufgaben nach Hause schicken oder per E-Mail und korrigieren. 

Update am 13.03.2020 vormittag: Hamburg hat heute mittag beschlossen, dass die Schulen in Hamburg nach Rückkehr der Schüler aus den Frühjahrferien am 16.03.2020 komplett geöffnet bleiben sollen und Schulunterricht wie gehabt statt finden soll. Lediglich diejenigen Schüler, die mit ihren Familien im Skiurlaub in Südtirol/Italien waren, sollen der Schule 14 Tage in Hausquarantäne fern bleiben und müssen dies bei Schulbesuch bestätigen. Die Schüler und Eltern erhalten vor den Schulen ein Informationsblatt. 

Update am 13.03.2020 mittag: Hamburg hat nun mitgeteilt durch die Schulbehörde, am heutigen Nachmittag des 13.03.2020 noch zu entscheiden, ob es doch die Schulen wie in den meisten Bundesländern auch ab Montag schließen will komplett. Bürgermeister Tschentscher wird diese Entscheidung noch bekannt geben persönlich. Es wird auch dann Notbetreuungsangebote geben, etwa für diejenigen Familien, deren Eltern die Kinder nicht selbst beaufsichtigen können wegen Berufstätigkeit z.b. im Gesundheitsdienst.

Schleswig-Holstein:

Schleswig-Holstein ist aufgrund der dort starken Ausbreitung des Virus schon ein Stück weiter und nähert sich damit langsam dem schon längst erfolgten Vorgehen anderer Staaten Europas, die längst die Schulen zur Eindämmung der Verbreitung geschlossen haben. Insofern geht Schleswig-Holstein mit gutem Vorbild voran, seine Verantwortung den Schülern und vor allem auch der Gesamtbevölkerung gegenüber wahrzunehmen. 

In Schleswig-Holstein werden derzeit punktuell einige Schulen geschlossen worden dann, wenn dort ein Covid-19-Vorfall bei einem Schüler oder Lehrer vorlag. 

Das Kultusministerium schließt aktuell eine landesweite Schließung aller Schulen nicht aus. Einige Landkreise schließen der Voraussicht nach in Bälde landeskreisweit bis auf weiteres die Schulen. 

Update 13.03.2020 mittags: Der Kreis Flensburg z.b. schließt komplett alle Schulen und Kitas ab Montag, 16.03.2020

Das Kultusministerium arbeitet derzeit an einem Notfall-Plan für Unterricht. Derzeit ist es noch beabsichtigt, die Abiturprüfungen zum geplanten Zeitraum stattfinden zu lassen. 

Niedersachsen:

Niedersachsen bereitet sich derzeit auf flächendeckende landesweite Schulschließungen vor bzw. erwägt, die Osterferien (die von 3. – 14.04.2020 gelegt sind) vorzuziehen, um damit eine Schulschließung landesweit zu erzeugen. 

Update am 13.03.2020 mittags: Die Landesregierung Niedersachsen hat soeben beschlossen, ebenfalls wie Bayern und Saarland landesweit alle Schulen und Kitas ab Montag, 16.03., zu schließen bis auf weiteres und die Osterferien damit um 2 Wochen vorzuziehen.

Man hat derzeit einen Notfallplan erarbeitet für die Abitur-Prüfungen 2020. 

Die Abiturprüfungen sollten an sich zum 17. April beginnen, die mündlichen bis zum 1. Juli.

Die Schulen werden in Kürze informiert über den Notfallplan für die Verlegung der Abitur-Prüfungen. 

Man hält derzeit jedoch daran fest, das Abitur 2020 stattfinden zu lassen und durchzuführen und soll jedem Prüfling eine Möglichkeit angeboten werden, an der Abitur-Prüfung 2020 teilnehmen zu können. 

Brandenburg mit Berlin: 

Berlin ist derzeit bei der Ausbreitung des Virus sehr stark betroffen. 

Hier werden in Kürze die weiteren Pläne bekannt gegeben, die am 12. und 13.03.2020 in einer Kultusminister-Konferenz aller Bundesländer in Berlin erörtert werden.

Update am 13.03.2020 mittags: Die Landesregierung Berlin hat soeben beschlossen, die Schulen und Kitas berlin-weit ab Montag teilweise (Oberstufenzentren) und ab Dienstag dann wohl alle allgemeinbildenden Schulen, komplett zu schließen.

Nordrhein-Westphalen:

Aufgrund der dort extremen Ausbreitung – NRW ist bekanntlich neben Italien sogenanntes Risiko-Gebiet in Europa – sind in NRW die Schulschließungen deutlich weiter voran geschritten. 

Viele Schulen sind dort bereits schon geschlossen. 

NRW hat durch seinen Ministerpräsidenten bzw. Landesschulbehörden als eines der wenigen Bundesländer derzeit (Stand 13.03.2020 update mittags) noch nicht landesweite Schulschließung beschlossen.

Für die Abitur-Prüfungen und deren Zeitfenster werden jetzt Gespräche und Planungen erstellt. Dort wird derzeit an einem Notfall-Plan gearbeitet, welcher regeln soll, dass und wie die Lehrer die Schüler aus eigener Quarantäne heraus und in die Schulschließungen hinein unterrichten sollen. 

Schüler, die mit einer häuslichen Quarantäne-Pflicht belegt sind, sollen dann, wenn ihre angeordnete Quarantäne in die Abitur-Prüfungen fallen, Nachschreib-Termine erhalten. 

Grundsätzlich soll nach den derzeitigen Plänen jedoch das Abitur 2020 in Nordrhein-Westfalen an sich weiter stattfinden und erfolgen. 

Bayern: 

Auch Bayern hat verkündet, dass es derzeit die Absicht hat, dass das Abitur 2020 gleichwohl stattfinden soll und man an Abitur für 2020 weiter derzeit festhalten will.

Es kann insoweit zeitliche Verschiebungen geben. 

Es soll wohl überlegt werden, die Schulferien nach hinten zu verschieben, um spätere Abitur-Prüfungen wegen der Schulschließungen und Quarantänepflichten zu ermöglichen. 

Ministerpräsident Söder will in Kürze die Pläne bekannt geben.

Update 13.03.2020 mittags: Bayern hat durch Ministerpräsident Söder beschlossen, ab Montag sämtliche Schulen und Kitas landesweit einstweilen zu schließen und so die Osterferien um 2 Wochen zu verlängern. Bayern war mit dem Saarland damit Vorreiter bei dieser Vorsorge-Maßnahme. 

Folgen bei Verschiebungen der Abitur-Prüfungen

Wenn Abitur-Prüfungen verlegt und verschoben werden müssen, hat das zunächst für die Schüler Vor- und Nachteile beim Lernen.

Die einen betrachten dies so, dass sie mehr Zeit haben zum Lernen, also ein Vorteil. Andere teilen mit, dass sie es nachteilig empfinden würden, weil sie „es bald hinter sich bringen möchten“. Letztlich ist dies aber in diesem Jahr nun einmal schlicht höhere Gewalt und müssen diese Folgen der Pandemie seitens der Schüler halt hingenommen werden. 

Wenn die Abitur-Prüfungen in den einzelnen Bundesländern nach hinten verlegt werden, müssten auch die Hochschulen erwägen und überlegen, ob sie die Anmeldefristen für die Studienplatzzulassungsanträge nach hinten legen. 

Anmeldefristen der Hochschulen/Universitäten 2020 für Studienplätze

Üblicherweise sind die letzten Anmeldefristen für das Wintersemester 2020 im Sommer, in Hamburg z. B. bei der Universität Hamburg am 15.07., an anderen Hochschulen teils abweichend. Wenn nun die Abitur-Prüfungen nicht mehr vor dem regulären letzten Anmeldetag liegen, würden in der Folge jedenfalls diejenigen Schüler, die 2020 Abitur machen, an der Studienplatzaufnahme schon im Wintersemester 2020 gehindert sein.

Es wäre sicher zweckentsprechend seitens der Hochschulen, bzw. der Landesregierungen mit den entsprechenden Zulassungsverordnungen, die Fristen ausnahmsweise wegen der Pandemie in dem Fall nach hinten analog zu verlegen. Dies jedoch wird weitere Organisationsfolgen dann haben für die Durchführung der Semesterstarts und ist von daher nicht ganz unkompliziert. 

Betriebliche Ausbildungen/Duale Ausbildungen:

Schüler, die eine betriebliche Ausbildung oder eine duale Ausbildung (kombiniert betriebliche Ausbildung plus Bachelor-Studium) anstreben und teils schon über Ausbildungsverträge verfügen, müssen dann mit ihrem Ausbildungsbetrieb sprechen, ob dieser insoweit die Vorlagepflicht des Zeugnisses nach hinten verlegt, und die Ausbildung gleichwohl dann am 01.08.2020 starten kann. 

Rechtsanwältin und Fachanwältin für Verwaltungsrecht Iris Schuback, Hamburg

Foto(s): Pixabay License

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