Betrug nach ImmoScout-Bewerbung: Wie Sie sich effektiv schützen und im Ernstfall richtig handeln
- 5 Minuten Lesezeit

In einem angespannten Wohnungsmarkt, in dem die Nachfrage das Angebot bei weitem übersteigt, nutzen Betrüger die Not und Verzweiflung vieler Wohnungssuchender aus. Erst am 28.08.2024 berichtete der Spiegel über einen solchen Fall bei dem es nach einer Wohnungsbewerbung zu einer Kreditaufnahme durch die Betrüger über 30.000 Euro gekommen war. Bei diesen skrupellosen Machenschaften wird sich ausgefeilter Methoden bedient, um mit den Daten von Interessenten größere Verträge abzuschließen.
In diesem Leitfaden erklärt Rechtsanwalt Dr. Raphael Rohrmoser, wie Sie sich vor Betrug schützen können, worauf Sie nach einer Wohnungsbewerbung besonders achten sollten, wie Sie im Fall eines Betrugs richtig reagieren und wann der Beistand eines erfahrenen Rechtsanwalts unerlässlich wird.
Wie schütze ich mich vor einem Betrug?
Der wichtigste Schutz vor Betrug ist eine gesunde Skepsis gegenüber verlockenden Angeboten und unüblichen Rückfragen der potenziellen Vermieter. Betrüger agieren oft mit Angeboten, die zu gut erscheinen, um wahr zu sein – etwa extrem günstige Mieten in beliebten Stadtteilen oder gut ausgestattete Wohnungen zu erschwinglichen Preisen. Seien Sie besonders vorsichtig, wenn der vermeintliche Vermieter ungewöhnliche Bedingungen stellt, wie die Zahlung einer Kaution oder Miete im Voraus, bevor Sie die Wohnung überhaupt besichtigt haben oder die Einreichung besonders weitreichender Unterlagen.
Es ist zudem hilfreich, die Identität des Vermieters oder der beauftragten Immobilienfirma zu verifizieren. Die Seriosität des Anbieters kann z.B. durch Berichte oder Bewertungen bestätigt werden. Auch wenn der Wohnungsmarkt schnelllebig ist: Lassen Sie sich von vermeintlichen Vermietern nicht unter Druck setzen, um Unterlagen oder Zahlungen zu leisten.
Darüber hinaus sollten Sie persönliche und finanzielle Informationen mit größter Vorsicht handhaben. Übermitteln Sie Kopien Ihres Personalausweises, Bankdaten oder sonstige sensible Informationen allenfalls dann, wenn Sie sicher sind, dass es sich um ein legitimes Angebot handelt. Betrüger können diese Daten missbrauchen, um Identitätsdiebstahl zu begehen oder weitere finanzielle Schäden anzurichten.
Die Datenschutzbehörden stellen zu der Frage, wann welche Informationen angefordert werden dürfen, auch Hilfestellungen zur Verfügung. Dabei wird auch betont, dass Vermieter keine vollständigen Datenkopien oder Auskünfte verlangen dürfen, da diese viel mehr Informationen als notwendig enthalten. Für die Einreichung bei Vermietern gibt es spezielle Auskünfte, die nur die notwendigen Informationen enthalten.
Wichtig: Ausweisdaten, Gehaltsabrechnungen etc. können durch Sie auch teilweise geschwärzt werden, um die Gefahr einer erneuten Verwendung durch Dritte zu reduzieren.
Worauf sollte ich nach einer Bewerbung achten?
Nach einer erfolgreich versandten Bewerbung auf eine Wohnung bleibt Wachsamkeit entscheidend. Betrüger versuchen oft, den Druck zu erhöhen, indem sie behaupten, es gebe zahlreiche andere Interessenten, die ebenfalls an der Wohnung interessiert seien. Lassen Sie sich nicht zu übereilten Entscheidungen drängen.
Mit Blick auf das Risiko, dass Ihre Daten auch in falsche Hände geraten können, sollten Sie immer stutzig werden, wenn Sie unerwartet von Ihrer Bank kontaktiert werden, um eine Identifizierung (z.B. per PostIdent) durchzuführen. Solche erneuten Identifizierungen sind äußerst unüblich.
Dieser Hinweis ist mit Blick auf die vielfältigen Phishing-Konstellationen auch allgemein zu berücksichtigen: Wenn Sie aufgefordert werden, auf Links zu drücken, um Ihre Identität zu bestätigen, Passwörter einzugeben oder Zugänge freizugeben, sollten Sie immer vorsichtig sein und die Absender und Hintergründe überprüfen.
Achten Sie beim Erhalt eines Mietvertrags darauf, dass dieser alle wesentlichen Details enthält, wie die genaue Höhe der Miete, Nebenkosten, Mietkaution, Laufzeit und Kündigungsfristen. Unklare oder ungewöhnliche Klauseln sollten Anlass zur Vorsicht geben und ggf. von einem Fachanwalt für Mietrecht überprüft werden.
Was muss ich tun, wenn es zu einem Betrug gekommen ist?
Sollten Sie trotz aller Vorsicht Opfer eines Betrugs geworden sein, ist schnelles und entschlossenes Handeln erforderlich. Zunächst sollten Sie alle relevanten Dokumente und Informationen zu dem Vorgang sammeln und sicher aufbewahren. Dazu gehören sämtliche E-Mails, Zahlungsbelege, Vertragskopien und die Korrespondenz mit dem vermeintlichen Vermieter. Diese Beweismittel sind notwendig, um den Betrug bei den zuständigen Behörden zu melden.
Setzen Sie sich umgehend mit Ihrer Bank oder dem betroffenen Vertragspartner in Verbindung, um herauszufinden was genau passiert ist. Wenn es z.B. zu Abbuchungen gekommen ist, dann prüfen Sie ob eine Rückbuchung der überwiesenen Gelder möglich ist. Wenn es zum Abschluss eines neuen Vertrags gekommen ist, dann prüfen Sie ob die Auszahlung noch zu verhindern ist.
Es ist hierbei enorm wichtig die entstandene Forderung umgehend zu bestreiten, um eine mögliche Meldung an die Schufa Holding AG oder andere Auskunfteien zu verhindern.
Darüber hinaus sollten Sie den Betrug unverzüglich bei der Polizei anzeigen. Auch wenn die Aussicht auf eine Rückerstattung oder ein Fassen der Täter gering sein mag, tragen Sie durch Ihre Anzeige dazu bei, dass weitere potenzielle Opfer gewarnt und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden können.
Es kann zudem sinnvoll sein, den Fall bei den entsprechenden Plattformen, über die der Betrug stattgefunden hat, zu melden. Diese Plattformen können weitere Maßnahmen ergreifen, um andere Nutzer zu schützen und die betrügerischen Angebote zu entfernen.
Wann benötige ich einen Rechtsanwalt?
In vielen Fällen ist der Beistand eines erfahrenen Rechtsanwalts sinnvoll, um Ihre Rechte wirksam durchzusetzen.
Bereits bei den ersten Anzeichen eines möglichen Betrugs kann eine rechtliche Beratung entscheidend sein, um die Situation richtig einzuschätzen und die richtigen Schritte einzuleiten.
Wenn Ihnen die Bank beispielsweise Zahlungen nicht zurückerstattet oder Sie für die Verträge sogar in Anspruch genommen werden, sollten Sie sich mit anwaltlicher Hilfe wehren. Wenn das Bestreiten der Forderung nicht ausreichend ist und Ihnen gerichtliche Schritte angedroht werden, sollten Sie zur Vermeidung weiterer Schäden, eine Anwaltskanzlei beauftragen.
Kurzum kann ein Rechtsanwalt Ihnen dabei helfen, Ihre Ansprüche gegenüber den Beteiligten durchzusetzen (z.B. Rückerstattung von Beträgen), die Kommunikation mit den Stellen begleiten (z.B. Datenschutzbeschwerden einreichen) und Ihre Rechte wahren (z.B. Abwehren von Zahlungsaufforderungen).
Fazit
Straftaten mit den Daten anderer sind vor allem nach Wohnungsbewerbungen ein ernstes Problem, da man selten so viele Daten geballt Preis gibt. Dies kann zu erheblichen finanziellen Schäden führen. Deshalb ist es umso wichtiger, sich präventiv zu schützen und bei den ersten Anzeichen eines Betrugs professionellen Rat einzuholen.
Sollten Sie bereits Opfer eines Betrugs geworden sein, zögern Sie nicht, die Hilfe eines erfahrenen Rechtsanwalts in Anspruch zu nehmen. Gerne können Sie uns für ein kostenfreies Erstgespräch unter 030 / 921 000 40 oder info@advoadvice.de kontaktieren. Besuchen Sie uns für weitere Themen auch auf www.advoadvice.de.
Artikel teilen: