Chef und Sekretärin - ein Team – unzertrennlich?

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Er kann nicht ohne sie und sie nicht ohne ihn. Es gibt Streit und Versöhnung. Sie kennt all seine Macken und er vergisst ihren Geburtstag nie. Nein, es geht nicht um ein altes Ehepaar. Die Rede ist vom „großen“ Chef und seiner Sekretärin. Sie hält ihm den Rücken frei und es kommt keiner an ihn heran, wenn sie es nicht will.

Sie ist die mächtigste Frau im Unternehmen – denkt sie zumindest. Diese Machtposition führt aber auch dazu, dass sie glaubt, die Chefin aller Sekretärinnen zu sein. Sie ist aber „nur“ die Sekretärin vom Chef.

Sie hat kaum Freunde im Unternehmen, weil sie in den Augen der Kollegen völlig abgehoben ist.

Doch das ist ihr zunächst egal. Sie kämpft tapfer wie ein kleiner Soldat für ihren Chef.

Doch was passiert, wenn er plötzlich aus dem Unternehmen ausscheidet? Egal ob auf Grund von Stellenabbau oder aus anderen Gründen. Sie bleibt zurück und steht auf einmal im Regen. Was kann passieren und wie empfindet sie jetzt?

In meiner Praxis habe ich u.a. zwei Szenarien erlebt:

  1. Die Stelle von "Chef" gibt es noch. Es kommt ein Neuer. Ein Junger. Einer, der die Sache so ganz anders anpackt, als der frühere Chef. Sie bleibt auf der Position, aber sie kann nicht mit dem Neuen und er nicht mit ihr. Sie wird an eine andere Stelle im Unternehmen gesetzt. Der Chef sucht sich eine Assistentin, mit der er gut klar kommt. Die frühere Sekretärin vom Chef fühlt sich gedemütigt, übergangen, gemobbt etc.
  2. Die Stelle vom "Chef" gibt es nicht mehr. Sie ging durch Umstrukturierung und Verflachung der Hierarchien verloren. Nun wird sie an einen anderen Platz gesetzt, der – in ihren Augen - vollkommen unter ihrer Würde und unter ihren Fähigkeiten liegt. Die Kollegen arbeiten zwar mit ihr zusammen aber etwas scheint sie an sich zu haben, das die anderen auf Distanz hält.

Juristisch ist es so, dass vertraglich alles o.k. ist. Einen Status „Chefsekretärin“ gibt es lt. Arbeitsvertrag nicht. Somit kann die ehemalige Sekretärin vom Chef auch an anderen Arbeitsplätzen eingesetzt werden, die ihrer Qualifikation entsprechen. Trotzdem fühlt sie sich elend und von allen unverstanden.

Was kann sie tun, um nicht in eine so fatale Situation zu kommen?

Ganz wichtig ist es, dass sie sich soziale Netzwerke innerhalb der Firma aufbaut. Das allerdings schon während der Tätigkeit als Chefsekretärin. Sie sollte vor dem Weggang des Chefs einen Platz im Unternehmen finden, der sie ausfüllt. Weiterbildung ist ein ganz wichtiges Thema, um möglicherweise auch bei einem anderen Arbeitgeber wieder Erfüllung zu finden.

FAZIT: Die Tatsache, dass im Arbeitsvertrag nicht Chefsekretärin steht – auch wenn der Chef ihr das vermittelt – muss sie sich immer vor Augen halten. Sie muss und kann sich davor schützen, nicht ins Bodenlose zu fallen, wenn „ihr“ Kapitän das Schiff verlässt.


Rechtstipp aus dem Rechtsgebiet

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