Die Probezeit - wieso sie eine Chance für beide Seiten darstellt

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Die Probezeit - ein Begriff, der in der Arbeitswelt allgegenwertig ist und sowohl bei Arbeitgebern als auch bei Arbeitnehmern oft gemischte Gefühle auslöst. Für einige ist sie mit Stress und Unsicherheit verbunden, während andere sie als Möglichkeit sehen, sich zu beweisen und in ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis übernommen zu werden. Tatsächlich ist die Probezeit eine einzigartige Gelegenheit für beide Seiten, den richtigen Kandidaten bzw. das richtige Unternehmen zu finden. Wieso die Probezeit eine Chance darstellt, dazu mehr.


Grundlagen zur Probezeit

Die gesetzliche Grundlage für eine mögliche Probezeit findet sich dabei in § 622 Absatz 3 des Bürgerlichen Gesetzbuch [BGB]. Dort ist geregelt, dass die Kündigungsfrist für beide Seiten während einer Probezeit zwei Wochen beträgt. Zudem wird der Dauer der Probezeit eine Grenze gesetzt, denn das Gesetz lässt diese „längstens für die Dauer von sechs Monaten“ zu. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Dauer der Probezeit auch verkürzt vereinbart werden kann, jedoch eben nicht verlängert.


Allein aufgrund dieser gesetzlichen Regelung ist eine Probezeit jedoch nicht automatisch vereinbart. Vielmehr bedarf es hierfür einer vertraglichen Regelung, welche regelmäßig bei Abschluss des Arbeitsvertrages getroffen wird oder in einem geltenden Tarifvertrag zu finden ist. In der Regel bewegt sich diese Probezeit zwischen drei und sechs Monaten.


Da die Probezeit zu Beginn des Arbeitsverhältnisses und innerhalb der ersten sechs Monate vereinbart wird, gilt in dieser Zeit zudem noch nicht das Kündigungsschutzgesetz. Damit dies Anwendung findet muss das Arbeitsverhältnis mindestens sechs Monate bestehen und zudem müssen mehr als 10 Mitarbeiter im Betrieb beschäftigt sein. Dies hat somit zur Folge, dass die Kündigung während der Probezeit keinen Kündigungsgrund benötigt. Eine Ausnahme gilt hierbei für schwangere Arbeitnehmerinnen, denn für diese gilt bereits von Beginn des Arbeitsverhältnisses der besondere Kündigungsschutz aus dem Mutterschutzgesetz.


Die Probezeit aus Sicht des Arbeitgebers

Für Arbeitgeber stellt die Probezeit vor allem eine Möglichkeit dar, die Fähigkeiten und die Arbeitsweise eines neuen Mitarbeiters unter realen Bedingungen zu testen und zu bewerten. Die Probezeit erlaubt es festzustellen, ob die Erwartungen hinsichtlich der Qualifikationen und Leistung erfüllt werden. Des Weiteren gibt die Probezeit dem Arbeitgeber die Möglichkeit, das Verhalten des Arbeitnehmers zu beurteilen und abzuschätzen, ob dieser insbesondere auch mit Blick auf die Unternehmenswerte in das Team passt. Denn so qualifiziert der Mitarbeiter auch ist, wenn die Zusammenarbeit mit den restlichen Kollegen bereits in der Probezeit nicht funktioniert, deutet dies auf Konflikte in der Zukunft hin.


Der wichtigste Punkt für Arbeitgeber ist zudem die Flexibilität. Der Arbeitgeber kann Anpassungen vornehmen, wenn er bemerkt, dass die vorgenannten Gesichtspunkte nicht mit den Vorstellungen des Unternehmens übereinstimmen. Sollte die Qualität oder das Verhalten des Arbeitnehmers nicht überzeugen, kann das Arbeitsverhältnis ohne größere rechtliche Konsequenzen beendet werden.


Die Probezeit aus Sicht des Arbeitnehmers

Doch auch Arbeitnehmer sollten die Probezeit als Möglichkeit ansehen. Denn auch für Arbeitnehmer ist diese eine Gelegenheit, den Arbeitsplatz sowie die zukünftigen Kollegen kennenzulernen und zu testen. Wenn das Unternehmen den eigenen Erwartungen und Werten entspricht ist das eine gute Grundlage, wenn nicht kann das Arbeitsverhältnis hier ebenfalls mit verkürzter Frist von zwei Wochen beendet werden. Ein eigens gewählter Schlussstrich kann dabei künftige Probleme und Ärger umgehen, wenn sich diese bereits in der Probezeit abzeichnen.


Selbst wenn das Arbeitsverhältnis innerhalb der Probezeit endet, sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass in dieser Zeit wichtige Erfahrungen und Fähigkeiten erlernt werden können, welche für die zukünftige Entwicklung vorteilhaft sein können. Zudem bietet auch die Probezeit die Möglichkeit, an den eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten. Das Feedback des Arbeitgebers sowie der Kollegen kann und sollte genutzt werden, um mitunter eigene Schwächen zu erkennen und zu beheben.


Auch hier sollte bedacht werden, dass die Probezeit eine Einstiegschance darstellt und als Eintrittskarte in ein Unternehmen wirken kann. Wenn diese Chance genutzt wird, stehen die Chancen gut in ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis übernommen zu werden.


Wie wird die Probezeit also optimal genutzt?

Arbeitgeber sollten von Beginn an klare Erwartungen an die Arbeitnehmer setzen und diese auch entsprechend offen kommunizieren. Hierdurch kann sich der Arbeitnehmer auf die Aufgaben konzentrieren und die gesetzten Ziele bewusst verfolgen. Auf diesem Weg sollte den Arbeitnehmern zudem ein regelmäßiges Feedback gegeben werden, welches den Fortschritt und die Leistung bewertet. Durch das konstruktive Feedback können Schwächen erkannt und behoben werden. Ziel sollte es sein, eine offene und unterstützende Kommunikationskultur zu schaffen, in welcher die Arbeitnehmer Fragen stellen und Bedenken äußern können.


Für Arbeitnehmer sollte von Anfang an die Zielstellung gelten, möglichst Engagement und Motivation zu zeigen, um den Arbeitgeber abschließend von sich und dem ernsthaften Interesse an der Stelle zu überzeugen. Konstruktives Feedback sollte zu jeder Zeit angenommen und wenn möglich aktiv umgesetzt werden. Dies zeigt den Willen, an den eigenen Fähigkeiten zu arbeiten. Letztlich sollte die Probezeit auch für das Networking genutzt werden. Denn auch wenn das Arbeitsverhältnis in der Probezeit endet, so kann sich der Aufbau eines Netzwerkes mit Kollegen und Kunden in der Zukunft als entscheiden erweisen.


Fazit

Die Probezeit ist somit mehr als nur eine Formalität. Sie bietet Arbeitgebern und Arbeitnehmern gleichermaßen die Möglichkeit sich kennenzulernen, Erwartungen zu klären und die Chemie zwischen dem Mitarbeiter und dem Unternehmen zu prüfen. Eine positive Einstellung, klare Kommunikation und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit sind Schlüssel zum Erfolg in dieser Phase. Wenn also sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer die Probezeit als Chance begreifen kann dies zu langfristigen und erfolgreichen Arbeitsverhältnissen führen.


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