Online-Glücksspiel: Schadensummen steigen deutlich bei Online-Casinos in Gibraltar und auf Malta!

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Ein geschädigter Verbraucher erhält von einem Online-Casino fast 63.000 Euro an Verlusten zurück.

Der Online-Casino-Skandal nimmt in Deutschland immer mehr an Fahrt auf. Nicht nur, dass mehr und mehr Gerichte geschädigten Verbrauchern die Rückzahlung ihrer Verluste aus dem Online-Glücksspiel zubilligen. Auch die Schadensummen steigen deutlich.

„Das Landgericht Berlin hat einen Anbieter von Online-Glücksspielen mit Sitz in Gibraltar zur Rückzahlung von fast 63.000 Euro verurteilt. Das Geld hatte ein deutscher Spieler von Anfang 2019 bis Mai 2020 bei dem Anbieter verloren. Das Online-Casino hat aber keinen Anspruch auf das Geld, urteilte das Landgericht Berlin nun“, sagt der Mönchengladbacher Rechtsanwalt Dr. Gerrit W. Hartung von der Dr. Hartung Rechtsanwaltsgesellschaft mbH (www.hartung-rechtsanwaelte.de). Die Kanzlei befasst sich ausschließlich mit Anleger- und Verbraucherschutzthemen und hat sich neben der Beratung von Betroffenen des Abgasskandals auf die Durchsetzung von Ansprüchen von geschädigten Verbrauchern gegen Online-Casinos spezialisiert.

Das Landgericht Berlin (Urteil vom 18. Mai 2022, Az.: 17 O 29/21) folgte damit den typischen Argumenten gegen die ausländischen Anbieter von Online-Glücksspielen. Nach § 4 Abs. 4 Glücksspielstaatsvertag war die Veranstaltung eines öffentlichen Glücksspiels im Internet bis zum 30. Juni 2021 verboten war. Die zwischen den Parteien geschlossenen Glücksspielverträge seien daher nichtig und die Beklagte habe die Einsätze ohne Rechtsgrund erlangt. Darum müsse die dem Kläger seinen Verlust vollständig ersetzen, entschied das LG Berlin.

Laut dem Glücksspielstaatsvertrag ist (Online-)Glücksspiel in Deutschland nur dann legal, wenn der Anbieter solcher Dienstleistungen im Besitz einer deutschen Lizenz ist. Das führt dazu, dass man sein verlorenes Geld bei illegalem Glücksspiel zurückfordern kann. Erst seit dem 1. Juli 2021 können Casinos ihr Angebot legal auch in Deutschland präsentieren, wenn sie dafür über eine nationale Lizenz verfügen. Daraus ergibt sich eine eindeutige Rechtslage. Wer vor diesem Stichtag bei einem Online-Glücksspiel-Anbieter Geld verloren hat, kann dieses auf jeden Fall zurückfordern. Dasselbe gilt bisher auch für die Zeit danach, weil bis heute kein ausländischer Anbieter in Deutschland eine wirksame Lizenz erworben hat.

Dr. Gerrit W. Hartung stellt ein wichtiges Argument des LG Berlins heraus. „Man könne auch nicht davon ausgehen, dass dem Kläger bewusst gewesen sei, sich an illegalen Online-Glücksspielen zu beteiligen. Selbst Leichtfertigkeit könne ihm nicht vorgeworfen werden. Das hilft bei der Rückforderung von Spielverlusten bei Online-Casinos!“ Das OLG Frankfurt hatte überdies (Beschluss vom 4. April 2022, Az. 23 U 55/21) deutlich gemacht, der Rückzahlungsanspruch sei nur dann zu verwehren, wenn Spieler von der Illegalität des Online-Glücksspiels gewusst hätten. Das beklagte Online-Casino müsse diesen Zusammenhang dem Spieler nachweisen. Und das ist natürlich schwierig für die Anbieter illegaler Online-Casinos.

Der Verbraucherschutzanwalt betont daher: „Spieler, die in Online-Casinos vor dem 1. Juli 2021 Geld verloren haben, sollten sich nicht scheuen, den Weg zum Gericht zu gehen. Das Oberlandesgericht Frankfurt am Main hat die Türen für erfolgreiche Schadenersatzklagen weit geöffnet. Das sollten sich geschädigte Verbraucher nicht entgehen lassen.“

Foto(s): Dr. Hartung Rechtsanwaltsgesellschaft mbH

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