Rechtsschutzversicherung - Ja, oder Nein?
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Ärger mit der Justiz? Ungerechtfertigter Bußgeldbescheid? Viele Streitigkeiten lassen sich nur mit einem Anwalt an Ihrer Seite klären, der aber (nicht wenig) Geld kostet. Rechtsschutzversicherungen sollen Sie hier vor explodierenden Kosten bewahren. Ist dem so? Dies will dieser Beitrag in gebotener Kürze näher beleuchten.
Vorweg: Warum sind Anwälte überhaupt so teuer?
Eine langjährige Ausbildung, ein hohes Maß an Verantwortung, komplexe Verfahren bei nicht selten langen Arbeitszeiten rechtfertigen die Kosten; dies umso mehr, wenn eine eingehende Spezialisierung auf ein Rechtsgebiet vorliegt und die Qualifikation und stetige Fortbildungen durch einen Fachanwaltstitel nachgewiesen werden. Dass danach jedoch einfach nur die Früchte geerntet werden und Geld ohne Ende verdient wird, ist zu kurz gegriffen.
Büromiete, Personalkosten, Steuern, Haftpflichtversicherungen, das Abonnement von (teuren) Fachzeitschriften sowie juristischen Rechercheportalen im Internet und der stetige Besuch von Fortbildungsveranstaltungen, um stets mit der aktuellen Gesetzeslage, der gerichtlichen Rechtsprechung und den neuesten Verteidigungsansätzen vertraut zu sein, zollen ihren Tribut. Im Übrigen arbeitet Ihr Anwalt nicht nur, wenn Sie ihm dabei gerade zusehen, sondern vieles passiert im Hintergrund:
- Die Einarbeitung in die Akte und deren Prüfung in regelmäßigen Abständen
- Das Analysieren der Rechtslage
- Erstellen von Schriftsätzen
- Gesprächsvorbereitungen und Telefonate
- organisatorische Arbeiten
Im Ergebnis entfallen in durchschnittlichen Einzelkanzleien von jedem eingenommenen Euro 45 Cent (bei sehr "schlanker Kostenstruktur") bis sogar 85 Cent auf die Kosten. Das Einkommen von Anwälten wird daher nicht selten schlichtweg überschätzt.
Die hohen Kosten von Ärzten bekommen hierzulande dagegen nur relativ wenige Leute aktiv mit, weil die happigen Pflichtbeiträge zur Krankenversicherung bereits von Ihrem Bruttolohn abgezogen wurden, bevor das (Netto-)Gehalt überhaupt erst auf dem Konto eingeht. Eine Rechtsschutzversicherung hingegen ist freiwillig und wird bewusst abgeschlossen und bezahlt, womit wir zum Punkt kommen: Lohnt sich das?
Vorzüge einer Rechtsschutzversicherung
Eine Rechtsschutzversicherung trägt die Kosten für die Wahrnehmung rechtlicher Interessen des Versicherungsnehmers. Dies können je nach Rechtsgebiet (unter anderem) sein:
- Anwaltskosten bis zur Höhe der gesetzlichen Vergütung
- Gerichtskosten sowie Entschädigungen für Zeugen und Sachverständige, die vom Gericht herangezogen werden
- Kautionen zur Abwendung von Strafverfolgung im Ausland
Die klare Antwort auf die Frage, ob sich eine Rechtsschutzversicherung lohnt, lautet daher grundsätzlich erst einmal: ja! Gerade in wirtschafts-/steuerstrafrechtlichen Angelegenheiten mit hohen Stundensätzen des bearbeitenden Anwalts, aber auch bei simplen Verkehrsordnungswidrigkeiten wie Geschwindigkeitsverstößen (man denke nur an die Kosten eines anthropologischen Sachverständigengutachtens zur Fahreridentifizierung oder der Herbeiziehung eines Unfallgutachters etc.) können die Kosten sonst schnell explodieren. Ihr Anwalt hat im Übrigen mehr Möglichkeiten, wenn er aus dem Vollen schöpfen kann und gegebenenfalls ohne weitere für Sie anfallende Kosten Sachverständige beauftragen kann.
Was kostet eine Rechtsschutzversicherung?
Für eine empfehlenswerte und günstige Rechtsschutzversicherung im Bereich Privat-, Berufs- und Verkehrsrechtsschutz liegen die Jahresprämien ca. zwischen 130 und 230 Euro. Wichtig zu beachten ist dabei aber, dass es sich keineswegs um „Rundum-Sorglos-Pakete“ handelt, sondern die Versicherungen nur die explizit geregelten Lebensbereiche und Situationen abdecken. Vertragsformen bündeln also mehrere Leistungsarten und ordnen diese einem versicherten Risikobereich und den jeweils versicherten Personen zu. Eine Kombination ist üblich und oftmals auch sinnvoll. Spezial-Strafrechtsversicherungen sind jedoch eher selten und oft teuer, decken zudem zumeist nur die fahrlässige und nicht die vorsätzliche Begehungsweise ab, da sie andernfalls einen „Persilschein“ zur Begehung von Straftaten darstellen würde.
Worauf muss ich achten?
Schauen Sie genau, in welchen Lebensbereichen bei Ihnen ein besonders hohes Risiko besteht, um die Kosten für Versicherungen nicht unnötig in die Höhe schießen zu lassen – sonst verlieren diese für Sie ihren Sinn. Eigentlich immer ratsam ist eine Verkehrsrechtsschutzversicherung, da im Straßenverkehr immer wieder die reelle Gefahr besteht in einen Unfall verwickelt zu werden. Nicht selten ist man zudem in der Hektik des Alltags in Eile, fährt über der erlaubten Geschwindigkeit oder über eine Ampel mit kirschgrüner Färbung – und wird geblitzt, was zu Punkten und Fahrverboten führen kann.
Je nach Ausgestaltung des konkreten Tarifs fordern die Rechtsschutzversicherungen auch eine Selbstbeteiligung des Versicherungsnehmers, die sich in verkehrsstrafrechtlichen Angelegenheiten aber oftmals zwischen 150 – 300 € pro Fall und damit noch im erschwinglichen Bereich hält.
Auch darauf zu achten ist, die Versicherung nicht zu oft innerhalb eines Jahres in Anspruch zu nehmen, da Ihnen anderenfalls aufgrund einer wirtschaftlichen Risikobewertung außerordentlich gekündigt werden könnte.
Ergebnis
Wenn Sie im Vorfeld einer Verkehrsordnungswidrigkeit - die man im öffentlichen Straßenverkehr fast schon als allgemeines Lebensrisiko bewerten muss – eine entsprechende Rechtsschutz abgeschlossen haben, können Sie gutes Geld sparen und müssen nur eine geringe Selbstbeteiligung bezahlen, um Ihr Recht zu erkämpfen. Gerne stehe ich Ihnen, falls Sie Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr verwirklicht haben sollten, mit Rat und Tat zur Seite. Den Kontakt mit Ihrer Versicherung und die entsprechende Deckungsanfrage übernehme selbstverständlich ich für Sie.

AS-Strafverteidigung
Adrian Schmid
Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht
info@as-strafverteidigung.de
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