SENEC-Plan zur Speicherumrüstung: Lösungsvorschlag mit vielen Fragezeichen

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SENECs Ankündigung, die NCA-Zellmodule der gedrosselten Speicher durch Lithium-Eisenphosphat-Zellmodule (LFP) zu ersetzen, sorgt für Aufsehen.

Die Lösung erscheint auf den ersten Blick pragmatisch und kosteneffizient. Doch bei genauerer Betrachtung zeichnet sich ein anderes Bild ab – eines, das von ungelösten Problemen, potenziellen Rechtsnachteilen und verlorenem Vertrauen geprägt ist.

LFP statt NCA - richtiger Ansatz mit vielen Fragen

Eines ist zunächst festzuhalten:

Der Technologiewandel von SENEC ist dem Grunde nach zu begrüßen. Zellen auf Basis von Lithium-Eisenphosphat (LFP) sind um ein Vielfaches sicherer und ungefährlicher als die hitzeempfindlichen Nickel-Cobalt-Zellen (NCA), die SENEC bisher verwendete und die zahlreiche Brandereignisse verursachten.

SPL Rechtsanwälte hat wiederholt in Frage gestellt, warum das Unternehmen im Gegensatz zu großen Wettbewerbern wie BYD oder Sonnen so lange an den für Batterieheimspeicher ungeeigneteren NCA-Zellen festhielt.

Das Unternehmen hat stets abgestritten, dass sich hieraus Sicherheitsunterschiede ergäben und sogar behauptet, dass die Speicher durch die Diagnosesoftware SmartGuard "über den Stand der Technik" hinauszugehen - dabei verschweigend, dass Speicher mit LFP-Zellen einer derartigen Sicherheitstechnologie mangels ernsthafter Brandgefahr schlicht nicht bedürfen.

Der Verweis auf die Sicherheit von LFP-Zellen wurde von SENECs Anwälten vor Gericht unwirsch abgekanzelt. Noch vor einer Woche äußerte man sich dort gerichtlich wie folgt:

Auszug aus einer Klageerwiderung der SENEC GmbH

Dass dies tatsächlich nicht die Überzeugung des Unternehmens widerspiegelt, zeigt sich am nun vollzogenen Technologiewechsel.

Nachdem SmartGuard aber auch mehrere Brände in diesem Jahr nicht verhindern konnte, hat das Unternehmen die Aussichtslosigkeit einer Software-Lösung für das "Hardware-Problem" der Brandgefahr der NCA-Zellen offenbar eingesehen.

Nun gibt das Unternehmen offen zu, dass tatsächlich LFP-Zellen "state-of-the-art". Dieses späte Eingeständnis hat nach den vollmundigen Behauptungen zur Sicherheit der NCA-Zellmodule in der Vergangenheit einen bitteren Beigeschmack.

Eine Lösung mit vielen Fragezeichen - Was Kunden beachten müssen

Der Wechsel der Zellmodule in zehntausenden betroffenen Geräten stellt SENEC auch vor große zeitliche und wirtschaftliche Herausforderungen.

Betroffene Kunden müssen daher folgende Punkte berücksichtigen:

  1. Zeithorizont bis 2025: Der vorgeschlagene Austausch der Zellmodule könnte sich erheblich in die Länge ziehen.  Gestartet werden soll die Umrüstung der Speicher im Sommer 2024. Dieses späte Datum überrascht viele Beobachter, da LFP-Zellen bereits jetzt auf dem Markt gut verfügbar sind. Händler rechnen laut Presseberichten bei hunderten oder tausenden ausgelieferten Speichern von einer Umbauzeit von bis zu einem Jahr. In dem Fall könnten viele Kunden erst im übernächsten Jahr 2025 mit einer Wiederinbetriebnahme ihres Speichers rechnen. Die Lage verschärft sich wegen der Probleme vieler Händler aufgrund der schwierigen Marktlage. Dies stellt eine erhebliche Geduldsprobe für die betroffenen Kunden dar, Ende nicht absehbar.
  2. Zerrüttetes Vertrauen: SENEC hat in der Vergangenheit insbesondere auch in gerichtlichen Verfahren Beschwerden von betroffenen Kunden über die Verwendung der NCA-Zellen sehr hart zurückgewiesen. LFP-Zellen seien eine schlichte Paralleltechnologie, SENEC gehe mit seinen NCA-Zellen und SmartGuard "über den Stand der Technik hinaus". Nun gibt das Unternehmen zu, dass eigentlich LFP-Zellen den "state-of-the-art" darstellen. Diese Einsicht ist zu begrüßen, kostet das Unternehmen aber auch im Hinblick auf seine selbstbewussten Äußerungen in der Vergangenheit Glaubwürdigkeit.
  3. Verbesserte Erfolgsaussichten für rechtliches Vorgehen: Die Tatsache, dass SENEC einräumt, dass die bisher verwendeten Batterien den LFP-Zellen technisch unterlegen sind und eine Aufhebung der Drosselung wohl nicht mehr in Betracht kommt, werten wir als faktisches Eingeständnis, dass die gedrosselten SENEC-Speicher nicht dem Stand der Technik entsprechen und daher mangelhaft sind. Dies stärkt die Position der Kunden bei der Durchsetzung ihrer Ansprüche enorm, sei es für die zeitnahe Umrüstung oder für die Erstattung des Kaufpreises.
  4. LFP-Speicher anderer Hersteller deutlich günstiger: Im Vergleich zu den vorgeschlagenen LFP-Modulen sind gleichwertige Anlagen von etablierten Herstellern, die schon länger LFP-Speicher produzieren, zum Teil deutlich günstiger – und seit Jahresanfang ohne Mehrwertsteuer zu haben. Für Kunden könnte es sich daher lohnen, statt weiterem Zuwarten eine Erstattung des Kaufpreises zu verlangen.
  5. Verjährung droht - Rechtsnachteile für Kunden: Kunden, die mit der Geltendmachung ihrer Rechtebis Mitte 2024 oder darüber hinaus warten, können ihre Gewährleistungsrechte verlieren. Wenn sich die Umrüstung des Speichers lange verzögert oder erneut technische Probleme auftreten, ist dann insbesondere eine Erstattung des Kaufpreises nicht mehr möglich, wenn die kaufvertraglichen Gewährleistungsrechte inzwischen verjährt sind.

Trotz vermeintlich einfacher Lösung Vorsicht geboten

Der vorgeschlagene Zellmodulwechsel geht in die "richtige Richtung". SENEC reagiert damit auf die anhaltende Kritik vieler Beobachter wie auch SPL Rechtsanwälte.  Dennoch birgt dieser Ansatz wegen der bisherigen Probleme des Unternehmens für Betroffene zahlreiche Risiken.

Betroffene Kunden sollten ihre Handlungsoptionen sorgfältig abwägen und die  möglichen Konsequenzen beleuchten.

Unklar bleibt, ob Senec die Umsetzung des Plans effektiv und zum Vorteil der Kunden realisieren kann. Die jüngste Entwicklung bei Senec, inklusive des Angebots von NCA-Erweiterungsmodulen, wirft zusätzliche Fragen zur Konsistenz und Zuverlässigkeit der Unternehmensstrategie auf.

Senec-Kunden sollten Rechte schnell prüfen lassen

In Anbetracht dieser Unsicherheiten sollten Kunden die Optionen sorgfältig abwägen und rechtliche Beratung in Anspruch nehmen.

Auch für eine Beschleunigung der Umrüstung kann anwaltliche Hilfe dienlich sein. SENEC hat von SPL Rechtsanwälten unterstützten Mandanten wiederholt zugesichert, Ihre Ansprüche "priorisiert zu bearbeiten".

Die auf das Recht der Erneuerbaren Energien spezialisierte Einheit von SPL Rechtsanwälte hatbereits eine vierstellige Anzahl von SENEC-Kunden beraten und vertritt Betroffene außergerichtlich und gerichtlich bei der Geltendmachung ihrer Rechte auf Wiederinbetriebnahme der Speicher oder Rückerstattung des Kaufpreises.

Zuletzt hatte SPL Rechtsanwälte vor dem Landgericht  Münster das erste rechtskräftige Urteil gegen einen Solarhändler auf Kaufpreiserstattung in Höhe von über 15.000 EUR gegen Rückgabe des SENEC-Speichers erstritten. Der Solarhändler hatte den Erstattungsanspruch aufgrund fehlerhafter Widerrufsbelehrungen anerkannt (SPL Rechtsanwälte berichtete).

SPL Rechtsanwälte bietet Betroffenen kostenlose Erstberatungen an.

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SPL Rechtsanwälte berät Senec-Kunden

Der Stuttgarter Rechtsanwalt Jochen Schanbacher ist Gründer und Partner der Kanzlei SPL Rechtsanwälte. Er ist führender Rechtsexperte für regenerative Energien und vertritt im Zusammenhang mit dem Speicherskandal Senec-Kunden in ganz Deutschland außergerichtlich und gerichtlich. Seine Kanzlei SPL Rechtsanwälte ist mit den technischen und rechtlichen Herausforderungen bei der Durchsetzung der Rechte betroffener Speichernutzer bestens vertraut.

Foto(s): Feuerwehr Burladingen, SWR

Rechtstipp aus den Rechtsgebieten

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