Mehrere Testamente – welches Testament ist gültig?

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Immer wieder erleben wir Fälle, wo sich nach dem Tod einer Person herausstellt, dass diese nicht ein Testament hinterlassen hat, sondern gleich mehrere. Dies kann unterschiedlichste Gründe haben, etwa weil ein Erblasser ganz sicher sein wollte, dass sein letzter Wille Berücksichtigung findet, oder weil ihm wiederholt zu klärende Details eingefallen sind, oder gar weil er sich nach einem Familienstreit umentschieden hat, und wollte, dass es nach seinem Tod alle erfahren.

Doch was ist zu tun, wenn mehrere Testamente vorliegen?

Im folgenden Rechtstipp erfahren Sie:

  • Was zu tun ist, wenn es mehrere Testamente gibt
  • Wann ein Testament gültig ist
  • Ob mehrere Testamente gleichzeitig gültig sein können
  • Was ist, wenn sich die Testamente widersprechen
  • Was ist, wenn die Testamente nicht datiert sind


Was ist zu tun, wenn es mehrere Testamente gibt?

Nach § 2259 BGB ist jedermann verpflichtet, der von einer Willenserklärung eines Verstorbenen Kenntnis hat, oder sich im Besitz derselben befindet, diese unverzüglich dem zuständigen Nachlassgericht vorzulegen. Dementsprechend sind alle Testamente eines Erblassers einzureichen, egal ob eines, oder zwei oder zwanzig davon vorliegen. Das Gericht wird jedes Testament auswerten und hinsichtlich seiner Gültigkeit und seines Inhaltes prüfen.


Wann ist ein Testament überhaupt gültig?

Es nützt nichts, hundert Testamente zu verfassen, wenn keines davon rechtskräftig ist.

Die sicherste Variante ist ein notarielles Testament, bei dessen Errichtung ein Fachmann darauf achtet, dass alle Formalia erfüllt sind. Man kann jedoch sein Testament auch alleine („privatschriflich“) erstellen.

Dazu muss es von eigener Hand verfasst und unterschrieben, leserlich, und inhaltlich verständlich und umsetzbar sein.


Können mehrere Testamente gleichzeitig gültig sein?

Grundsätzlich können mehrere Testamente gleichzeitig gültig sein, sofern sie einander nicht widersprechen.

Wenn es sich bei den vorliegenden Testamenten um mehrere Ausfertigungen desselben Inhaltes handelt, die zur Sicherheit an unterschiedlichen Orten verwahrt waren, stellt dies kein Problem dar, da es keinen Unterschied macht, welches Exemplar man für die Erbverteilung heranzieht.

Auch, wenn ein Testament eine Präzisierung oder Ergänzung eines anderen darstellt, werden beide als gleichermaßen gültig betrachtet, da sie zusammen die Erklärung eines in sich konsistenten Willens bilden.


Was ist, wenn mehrere Testamente sich widersprechen?

Dies kann zum Beispiel geschehen, wenn ein Testament geändert, und die alte Version nicht vernichtet wurde. Idealerweise enthält das geänderte, später verfasste Testament einen Passus, der das Vorherige (oder alle Vorherigen) aufhebt. Notwendig ist dies jedoch nicht.

Grundsätzlich gilt bei widersprüchlichen Testamenten immer das letzte, also dasjenige, das das aktuellste Datum aufweist.


Was ist, wenn mehrere widersprüchliche Testamente ohne Datum vorliegen?

Tatsächlich soll es schon vorgekommen sein, dass Menschen bei der Errichtung ihres Testamentes kein Datum angegeben haben. Dies beeinträchtigt die Gültigkeit nicht, erschwert jedoch die Situation enorm, wenn mehrere verschiedene Testamente vorliegen.

In diesem Fall kann man nur noch versuchen, mit kriminologischen Mitteln zu versuchen, das Alter des Dokumentes zu bestimmen, etwa anhand der Tinte, oder, wenn die Testamente mit großem zeitlichen Abstand voneinander verfasst wurden, anhand des Schriftbildes.

Wenn Sie weitere Fragen zu Erbrechtsangelegenheiten haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

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