Mieterhöhungen in Berlin: So Verhindern Sie Unberechtigte Forderungen

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Mieterhöhungen in Berlin: So Verhindern Sie Unberechtigte Forderungen

In Berlin kommt es häufig vor, dass Vermieter eine Mieterhöhung auf Grundlage des Berliner Mietspiegels fordern. Dabei behaupten sie oftmals, dass wohnwerterhöhende Merkmale vorliegen, die eine höhere Miete rechtfertigen. Doch diese Merkmale stimmen nicht immer mit der Realität überein. 

Der Berliner Mietspiegel und Mieterhöhungen

Der Berliner Mietspiegel dient als eine Orientierung für ortsübliche Vergleichsmieten und ist oft ein wichtiges Instrument, um Mieterhöhungen zu rechtfertigen. Vermieter können die Miete bis zur ortsüblichen Vergleichsmiete erhöhen, müssen dabei jedoch bestimmte Formalitäten einhalten.

Behauptete wohnwerterhöhende Merkmale

Häufig versuchen Vermieter, die Mieterhöhung mit wohnwerterhöhenden Merkmalen zu begründen. Beliebte Gründe sind zum Beispiel:

  • Abschließbarer leicht zugänglicher Fahrradabstellraum oder Fahrradabstellplätze mit Anschlussmöglichkeiten außerhalb des Grundstücks
  • Besondere und hochwertige Ausstattung im Badezimmer
  • Hochwertige Fliesen, Böden hochwertiges Linoleum, hochwertiges Feuchtraumlaminat, Parkett, Terrazzo als Bodenbelag jeweils in gutem Zustand - in der Wohnung, Badezimmer oder Küche
  • Abstellraum in der Wohnung
  • Heizkörper überwiegend nicht sichtbar
  • Bevorzugte Citylage
  • Aufwändig gestaltetes Wohnumfeld auf dem Grundstück

Es liegt in der beweispflicht des Vermieters, diese wohnwerterhöhenden Merkmale, die dieser behauptet im Zweifelsfall nachzuweisen. Sollte der Mieter Zweifel an der Richtigkeit dieser Angaben haben, ist es ratsam, Beweise zu sammeln und eventuell Zeugen zu befragen und die wahren Gegebenheiten zu dokumentieren und als Beweis bereitzuhalten.

Auch überinterpretieren Vermieter oft die Gegebenheiten der Wohneinheit und tragen z.B. vor, dass ein normales Wohnumfeld besonders aufwändig gestaltet ist, normal sichtbare Heizungsrohre nicht sichtbar sind, oder hochwertige Fliesen, Wandverkleidungen oder Böden, vorhanden sind, obwohl dies nicht oder nicht ausreichend den Tatsachen entspricht.

Hier verbietet sich die pauschalisierte Betrachtung, sodass bei jeder Wohneinheit der Einzelfall betrachtet werden muss. Nutzen Sie zu Ihrem Vorteil, dass Sie als Mieter Ihre Wohnung gut kennen, da Sie täglich darin wohnen und die Umstände und Gegebenheiten vor Ort sofort nachprüfen können.

Negativmerkmale werden für die Berechnung gerne vergessen

In der Betrachtung, ob eine Mieterhöhung wirksam ist, werden nicht nur wohnwerterhöhende sondern auch wohnwertmindernde Merkmale in die Gesamtbetrachtung mit einbezogen. Prüfen Sie, ob nicht eventuell mindernde Merkmale den positiven Merkmalen gegenübergestellt werden könnten. Auch so lässt sich eine Mieterhöhung ggf. verhindern oder möglicherweise deutlich absenken.

Mieterhöhung verhindern

Um unberechtigte Mieterhöhungen, insbesondere aufgrund nicht zutreffender Angaben, zu verhindern, sollten Sie folgende Schritte beachten:

  1. Überprüfen Sie die Angaben: Vergleichen Sie die vom Vermieter angegebenen Merkmale mit der realen Wohnsituation. Prüfen Sie anschließend die Angaben der Mieterhöhung im Selbstcheck, die Angaben über Baujahr, Größe, Wohnlage, der Wohneinheit finden Sie im Mieterhöhungsschreiben. Als Orientierungshilfe können Sie als Berliner den folgenden Service nutzen:
    https://www.stadtentwicklung.berlin.de/wohnen/mietspiegel/index.shtm (Der Abfrageservice des Berliner Mietspiegels im Internet ist nicht rechtsverbindlich.)
  2. Sammeln Sie Beweise: Zeugen, Fotos, Videos und schriftliche Bestätigungen können helfen, die Unrichtigkeit der Angaben nachzuweisen.
  3. Ruhe bewahren: Unterschreiben Sie nicht sofort die Zustimmungserklärung und zahlen Sie auch nicht ungeprüft die verlangte neue höhere Miete an den Vermieter. Denn: Nichts ist ärgerlicher als im nachhinein festzustellen, dass Sie einer Mieterhöhung zugestimmt haben, wenn Sie dieser gar nicht hätten zustimmen müssen.
  4. Prüfen Sie fristgerecht: Sie haben 2 Monate nach Ablauf des Monats, in dem die Mieterhöhung zugestellt wurde zeit, um die Zustimmung zu erteilen, hiernach kann der Vermieter Klage gegen Sie erheben. Im besten Falle haben Sie sogar 3 Monate Zeit. Prüfen Sie den Tag des Zugangs gewissenhaft, um die Frist zu berechnen.
  5. Rechtlichen Rat einholen: Konsultieren Sie einen Anwalt oder eine Mieterberatung, um Ihre Rechte zu prüfen und durchzusetzen.

Wann muss ich Mieterhöhungen zahlen?

Ist die Mieterhöhung allerdings formal und inhaltlich korrekt, also die stimmen unter anderem z.B. die wohnwerterhöhenden Merkmale mit der Realität überein, muss der Mieterhöhung auch zugestimmt werden. Auf die Zustimmung hat der Vermieter, in dem Fall, dass alle angaben formell und materiell vorliegen, sogar einen rechtlichen Anspruch.

Sie sollten unberechtigten Forderungen nicht nachgeben. Prüfen Sie jede Mieterhöhung sorgfältig und holen Sie sich im Zweifel Unterstützung durch einen Anwalt.

Fazit

Mieterhöhungen sind Bundesweit, insbesondere auch in der angespannten Wohnlage in Berlin ein komplexes Thema, besonders wenn es um wohnwerterhöhende Merkmale geht. Bleiben Sie informiert, sammeln Sie Beweise und holen Sie sich bei Bedarf rechtliche Unterstützung, um unberechtigte Mieterhöhungen zu verhindern.

Wünschen Sie weitere Informationen oder Unterstützung bei der Verhinderung von Mieterhöhungen? Kontaktieren Sie die Kanzlei Honsel.


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