Der Umgang mit einer Kündigung durch den Arbeitgeber – Emotionen, Rechte und Perspektiven

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Als Anwalt für Arbeitsrecht erlebe ich oft, wie Menschen mit einer Kündigung ihres Arbeitgebers konfrontiert werden. Insbesondere die persönliche Übergabe der Kündigung durch den Arbeitgeber ist eine für den betroffenen Arbeitnehmer emotionale Ausnahmesituation. Oftmals zerbricht eine Welt.

Die Emotionale Ausnahmesituation:

Die Übergabe einer Kündigung spielt sich selten ab, wie diese in Filmen dargestellt wird. Auch wenn es vorkommt, wird die Übergabe der Kündigung selten in Begleitung von Sicherheitspersonal durchgeführt, das Ihnen im Anschluss einen Karton zur Mitnahme Ihrer persönlichen Gegenstände aus dem Büro reicht und Sie sodann aus dem Gebäude eskortiert. Meist wird Ihnen eine Kündigung durch den Vorgesetzten und ggf. unter Hinzuziehung von Zeugen im Rahmen eines kurzen Kündigungsgesprächs übergeben werden. 

Das Gespräch ist in der Regel für keinen der Beteiligten angenehmen. Anders als der Arbeitgeber erleben Sie diese Situation jedoch vermutlich erstmalig. Plötzlich fühlt es sich an, als ob der Boden unter den Füßen weggerissen wird. Die Nachricht, dass Ihre berufliche Zukunft ungewiss ist, kann eine breite Palette von Gefühlen auslösen:

  1. Schock und Verwirrung: Die abrupte Veränderung werden Sie nur langsam realisieren.
  2. Ärger und Frustration: Es ist normal, wütend zu sein. Sie könnten sich ungerecht behandelt fühlen oder den Drang verspüren, jemanden oder etwas für die Kündigung verantwortlich zu machen.
  3. Ängste und Unsicherheiten:Fragen wie "Wie werde ich meine Rechnungen bezahlen?" oder "Werde ich jemals wieder einen Job finden?" können Ängste auslösen.
  4. Trauer und Enttäuschung: Der Verlust eines Arbeitsplatzes kann sich anfühlen wie der Verlust eines Teils Ihrer Identität. Sie könnten sich enttäuscht und traurig fühlen.
  5. Stolz und Selbstwertgefühl: Es ist wichtig zu bedenken, dass die Kündigung nicht notwendigerweise eine Aussage über Ihre Fähigkeiten oder Ihren Wert als Person darstellt.


Diese Emotionen sind völlig normal, und es ist wichtig, diese zuzulassen und zu akzeptieren. Sie befinden sich in einer Übergangsphase, die Zeit, Unterstützung und Selbstfürsorge erfordert.

Ihre Rechte und Handlungsmöglichkeiten:

Was tun Sie in dieser Situation?

  1. Der Arbeitgeber wird Sie häufig auffordern, den Erhalt der Kündigung auf einer Kopie zu quittieren. Achten Sie darauf, dass Sie mit Ihrer Unterschrift lediglich den Erhalt der Kündigung bestätigen. Dies ist rechtlich für Sie unproblematisch. Sie sollten jedoch keine anderen Erklärungen abgeben. Nehmen Sie die Kündigung zur Kenntnis und versuchen Sie im Kündigungsgespräch ruhig und professionell zu bleiben, auch wenn dies schwerfällt. Sie werden Ihren Arbeitgeber in dieser Situation nicht überzeugen können, dass er die Kündigung zurücknehmen soll. Er hat seine Entscheidung bereits getroffen. Möglicherweise wird er diese Entscheidung zu einem späteren Zeitpunkt jedoch überdenken
  2. Halten Sie das Kündigungsgespräch kurz, nehmen Sie die Kündigung im Original mit und verabschieden Sie sich. Klären Sie zudem unbedingt, ob Sie während der Kündigungsfrist noch arbeiten sollen, oder ob Sie für die Dauer der Kündigungsfrist freigestellt werden. Letzteres steht in der Regel auch im Kündigungsschreiben. 
  3. Lassen Sie die neue Situation ein oder zwei Tage sacken. Warten Sie mit den nächsten Schritten jedoch nicht zu lange, da Sie gegen die Kündigung nötigenfalls binnen 3 Wochen nach Zugang Kündigungsschutzklage erheben müssen. 
  4. Nehmen Sie die Kündigung und Ihren Arbeitsvertrag sowie sonstige Dokumente, die Ihnen im Zusammenhang mit Ihrer Kündigung von Relevanz erscheinen und wenden Sie sich an einen Rechtsanwalt oder eine Rechtsanwältin um die Wirksamkeit Ihrer Kündigung überprüfen zu lassen. Dies gilt nicht nur aber insbesondere für eine außerordentliche fristlose Kündigung, die sich aufgrund des Ihnen vorgeworfenen schwerwiegenden Pflichtverstoßes unmittelbar auf Ihren Arbeitslosengeldanspruch auswirkt und eine Sperrzeit auslöst.
  5. Die Erfahrung lehrt: So gut wie jede Kündigung ist in Ihrer Wirksamkeit zumindest zweifelhaft. Ihr Rechtsanwalt wird Sie über die Erfolgsaussichten einer Kündigungsschutzklage und das weitere Procedere sorgfältig aufklären und Sie in dieser Zeit begleiten und unterstützen.

Ihre Zukunft gestalten:

Eine Kündigung kann der Anfang eines neuen und besseren Kapitels sein. Dies ist die Zeit, um Ihre beruflichen Ziele zu überdenken und neue Möglichkeiten zu erkunden. Denken Sie daran, Unterstützung von Freunden, Familie und, falls nötig, von professionellen Beratern oder Coaches in Anspruch zu nehmen.Sie sind in dieser Situation nicht allein. Auch Ihr Rechtsanwalt oder Ihre Rechtsanwältin ist an Ihrer Seite. Eine Kündigung mag ein harter Schlag sein, aber diese muss nicht das Ende bedeuten. Ihre berufliche  Zukunft kann aufregend und vielversprechend sein.

Foto(s): Guido Rottmann

Rechtstipp aus dem Rechtsgebiet

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