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Macht eine Klage gegen Kununu Sinn? Update 17.02.2024

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Wenn Sie juristische Probleme wegen negativer Arbeitgeberbewertungen auf Kununu haben, ist eine Klage eine mögliche Option. Dabei ist es wichtig, die Rechtmäßigkeit der Bewertung zu prüfen, da eine Klage nur sinnvoll ist, wenn die Bewertung rechtswidrig ist. Das Hanseatische Oberlandesgericht hat am 09. Februar 2024 entschieden, dass Bewertungsportale wie Kununu den Klarnamen des Bewerters herausgeben müssen, wenn die Authentizität einer Bewertung in Zweifel steht, was einen bedeutenden Wandel in der Handhabung von Online-Bewertungen darstellt. Vor einer Klage sollte der außergerichtliche Weg versucht werden, da Kununu in der Vergangenheit auf juristisch fundierte Löschanträge gewissenhaft reagiert hat. Unsere Kanzlei unterstützt Sie gern bei der Überprüfung der Rechtmäßigkeit einer Bewertung sowie bei allen Schritten einer möglichen Auseinandersetzung mit Kununu.

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Falls Sie Probleme mit den Arbeitgeberbewertungen bei Kununu haben, fragen Sie sich womöglich, ob Sie sich juristisch wehren sollten. Vielleicht wollen Sie Kununu sogar verklagen. Grundsätzlich steht Ihnen der Rechtsweg offen. 

Wir möchten im Folgenden aufzeigen, was bei einer Klage gegen Kununu vorher beachtet werden sollte und stehen für etwaige Rückfragen gern zur Verfügung. Unsere Kanzlei bearbeitet seit Jahren Fälle, die das Löschen negativer Bewertungen im Internet zum Gegenstand haben. 

Gern können Sie uns einen Link zu Ihrem Kununu-Profil schicken und wir schauen uns die Angelegenheit an. Wir melden uns dann mit einer kostenfreien Ersteinschätzung bei Ihnen zurück, sodass Sie eine fundierte Entscheidung treffen können.


Update 17.02.2024 - kununu muss Namen der bewertenden Personen herausgeben!

Entscheidung des Hanseatischen Oberlandesgerichts

Das Hanseatische Oberlandesgericht (OLG) hat mit einem Beschluss vom 09. Februar 2024 (Az. 7 W 11/24) eine wegweisende Entscheidung getroffen, die die Handhabung von Bewertungen auf Internetplattformen grundlegend verändert. Laut diesem Beschluss sind Betreiber von Bewertungsportalen nun verpflichtet, auf Anfrage den Klarnamen des Bewerters preiszugeben oder die Bewertung zu entfernen. Diese Entscheidung stellt eine signifikante Abkehr von der bisherigen Praxis dar und könnte die Betriebsweise von Bewertungsportalen erheblich beeinflussen.

Hintergrund der Entscheidung

Bisher war es üblich, dass Bewertungsportale bei Streitigkeiten lediglich anonymisierte Nachweise über die Authentizität einer Bewertung an die betroffenen Unternehmen weiterleiten mussten. Diese Praxis basierte auf einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) zu Arztbewertungen aus dem Jahr 2016 (VI ZR 34/15). Das Hanseatische OLG geht nun jedoch einen Schritt weiter und fordert, dass im Falle von Zweifeln an der Echtheit einer Bewertung, wie beispielsweise bei dem bekannten Arbeitgeber-Bewertungsportal kununu, der volle Name des Bewerters offengelegt werden muss.

Datenschutzbedenken beiseitegeschoben

Das Gericht hat datenschutzrechtliche Bedenken, die gegen diese Praxis sprechen könnten, weitgehend zurückgewiesen. Die Richter argumentieren, dass der Schutz der Privatsphäre des Bewerters nicht über das Recht des Bewerteten gestellt werden darf, die Legitimität einer Bewertung zu überprüfen. Insbesondere dann, wenn die Überprüfung der Rechtmäßigkeit einer Äußerung die Kenntnis des Urhebers voraussetzt, liegt das Risiko bei dem Verbreiter der Bewertung.

Konsequenzen der Gerichtsentscheidung

Diese richtungsweisende Entscheidung hat zur Folge, dass die Anonymität von Bewertenden aufgehoben werden kann, sollte die Authentizität einer Bewertung in Frage stehen. Bewertungen müssen unter Umständen dauerhaft entfernt werden, wenn ihre Echtheit nicht belegt werden kann. Das Gericht begründet dies damit, dass Unternehmen nicht hilflos negativen Bewertungen ausgesetzt sein dürfen, ohne die Möglichkeit zu haben, deren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Die Entscheidung markiert einen deutlichen Wandel im Umgang mit Online-Bewertungen und könnte weitreichende Folgen für die Praxis von Bewertungsportalen und den Schutz der Anonymität im Internet haben.

Ausblick

Es bleibt abzuwarten, ob der Bundesgerichtshof sich in Zukunft ebenfalls mit dieser Thematik auseinandersetzen wird und ob die Entscheidung des Hanseatischen OLG Bestand haben wird. Die aktuelle Entscheidung könnte jedoch bereits jetzt erhebliche Auswirkungen auf die Betreiber von Bewertungsportalen und die Handhabung von Online-Bewertungen haben.


Lassen Sie überprüfen, ob es einen juristischen Grund für eine Klage gibt!

Eine Klage ins Blaue hinein bringt nichts. Es muss ein Löschungs- oder ein Unterlassungsanspruch bestehen. Wir empfehlen Ihnen, einen spezialisierten Anwalt damit zu betrauen, die Rechtmäßigkeit (bzw. die Rechtswidrigkeit) der in Frage stehenden Arbeitgeberbewertung zu prüfen. Dann können auch die Erfolgsaussichten einer diesbezüglichen Klage eingeschätzt werden.

Kununu verklagen macht nur Sinn, wenn die Bewertung rechtswidrig ist und Kununu sich weigert, den Eintrag zu entfernen. Rechtswidrig ist eine Bewertung beispielsweise, wenn eine der folgenden Fallkonstellationen vorliegt:

  1. Die Bewertung wurde von jemandem geschrieben, der/die nie in Ihrem Unternehmen als Arbeitnehmer/in tätig war. Es handelt sich dann um eine unberechtigte Arbeitgeberbewertung. Denn nur ehemalige oder derzeitige Arbeitnehmer/innen sind befugt, einen Arbeitgeber aus Arbeitnehmerperspektive online zu bewerten.
  2. In der Bewertung sind unwahre Tatsachenbehauptungen enthalten. Unwahrheiten sind rechtlich immer unzulässig und können daher gelöscht werden. Die Unwahrheiten müssen nicht einmal schwerwiegend sein, es reichen kleinste Lügen und verdrehte Fakten, um einen Löschungsanspruch durchzusetzen.
  3. Es werden personenbezogene Daten ohne Einwilligung und ohne sonstige Rechtsgrundlage verarbeitet. Beispielsweise ist es nicht erlaubt, die Klarnamen von Kollegen in der Kununu-Bewertung zu nennen.
  4. Strafrechtlich relevante Inhalte kennzeichnen die Bewertung. Hier sind gängige Beispiele beleidigende Inhalte in der Arbeitgeberbewertung oder gar Bedrohungen. Auch üble Nachrede und Verleumdung können eine Rolle spielen.

Ihr Anwalt wird prüfen, ob die Bewertung rechtswidrig ist – wenn ja, kann dagegen juristisch effektiv vorgegangen werden. Gern helfen wir Ihnen im Rahmen einer kostenfreien Ersteinschätzung dabei, eine fundierte Entscheidung zu treffen.


Wie sieht es damit aus, den Verfasser der Bewertung zu verklagen?

Sie müssen juristisch nicht gegen die Onlineplattform vorgehen, sondern können auch den Verfasser der Arbeitgeberbewertung auf Unterlassung in Anspruch nehmen. Dies kann außergerichtlich mittels einer Abmahnung oder gerichtlich durch eine Klage möglich werden. 

Bevor Sie jedoch eine Person verklagen können, muss Ihnen auch bekannt sein, wer es ist. Dies ist bei Kununu meist schwierig, da sich dort Menschen nicht mit Klarnamen zu erkennen geben. Auch Kununu selbst hat möglicherweise nicht die Echtdaten der bewertenden Person vorliegen.

Insofern können wir aus der Praxis berichten, dass das Verklagen von bewertenden Personen wegen einer Kununu-Bewertung nur in Ausnahmefällen möglich und sinnvoll ist. Die Plattform hingegen kann immer in Anspruch genommen werden.


Bevor Sie Kununu verklagen, sollten Sie erst einmal den außergerichtlichen Weg beschreiten!

Wir können Ihren Wunsch nach einer Klage gut verstehen. Allerdings weisen wir darauf hin, dass der außergerichtliche Weg bei Kununu oft vielversprechend ist. Ohnehin ist es rechtlich so, dass Sie Kununu zunächst auf den Rechtsverstoß hinweisen müssen, bevor Sie die Plattform erfolgsversprechend verklagen könnten.

Denn den Onlineplattformen muss die Chance gegeben werden, auf ein Rechtsersuchen zu reagieren. Eine vorab-Prüfungspflicht obliegt den Plattformen nämlich rechtlich nicht. Kununu muss also nicht jede Bewertung erst prüfen, bevor sie online geht, sondern darf jeden Eintrag online stellen. Erst wenn das betroffene Unternehmen Kununu dann auf einen Rechtsverstoß aufmerksam macht, muss Kununu einen Prüfprozess einleiten.

Und genau dies tut Kununu unserer Erfahrung nach auch gewissenhaft, wenn ein juristisch fundierter Löschantrag gestellt wird. Bisher haben wir nur positive Eindrücke von Kununu in der außergerichtlichen Auseinandersetzung sammeln können.

Wir empfehlen Ihnen daher, den außergerichtlichen Weg mit Ihrem spezialisierten Rechtsanwalt zu beschreiten, bevor Sie eine Klage einreichen. Gern können wir Sie bei allen Problemen mit Kununu-Bewertungen vollumfänglich unterstützen.

Foto(s): Feil

Rechtstipp aus den Rechtsgebieten

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