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Armstrong gesteht Doping – was bezweckt der Ex-Radprofi mit dem Interview?

  • 2 Minuten Lesezeit
Christian Günther anwalt.de-Redaktion
[image]Das Geständnis von Lance Armstrong bestätigt vieles von dem, was vorher bekannt war. Der frühere Radrennfahrer hat gleich zu Beginn des Interviews zugegeben, bei allen seinen sieben Tour de France-Siegen gedopt zu haben. Zum Doping gekommen sei er während seiner Krebs-Behandlung, bei der er Testosteron erhalten hatte. Später habe er zudem Eigenblutdoping betrieben, neben Testosteron auch Epo und Cortison genommen. Ohne das hätte er die Tour nicht gewonnen. Nach seinem letzten Sieg 2005 habe er aber damit aufgehört. Dabei hätte ihm das damalige Kontrollsystem genügend Freiraum gelassen, nicht aufzufliegen. Denn kontrolliert worden sei nur während der Rennen und das mit vergleichsweise geringem Aufwand.

Interview nur Imagerettung?

Viele Fragen bleiben weiter offen. Denn Armstrong hat eigentlich nur das zugegeben, was von ihm vorher bereits nicht mehr zu leugnen war. Ein Geständnis ist da nicht ungewöhnlich. Der verzweifelte Versuch, am Ende nicht für alle Zeit als unbelehrbarer Lügner dazustehen? Sein Image wiederherzustellen ist sicher ein Ziel. Dahinter könnte aber auch Taktik stecken. Denn ein derart umfangreicher Betrug ist nicht allein machbar. Es braucht Helfer. Zu ihnen hat Armstrong im ersten Teil des Interviews wenig gesagt. Andere erwischte Fahrer wollte er nicht belasten. Diese kämpfen ohnehin mit demselben Problem drohender Klagen. Dass sein Arzt 1999 mal ein Cortison-Rezept zurückdatiert hat, kann aber nicht alles gewesen sein. Auch der italienische Doping-Arzt Ferrari sei laut Interview nur ein guter Kerl gewesen. Um die ominöse Spende von 125.000 Dollar an den Welt-Radsport-Verband UCI, die erst allmählich ans Licht kam, sei er gebeten worden. Schmiergeld für das Schweigen des UCI nach einem positiven Epo-Test im Jahr 2001 sei das nicht gewesen.

Vorbereitung auf mögliche Kronzeugenrolle

Ziemlich sicher ist: Armstrong weiß mehr. Ob er aber mehr zu weiteren Hintermännern im zweiten Teil des Interviews sagen wird, wird erst morgen bekannt. Fest steht, sein ehemaliger Radrennstall US Postal, Ex-Sponsoren wie Nike und die südaustralische Regierung wollen Schadensersatz von ca. 60 Millionen Dollar. Darüber hinaus hatte er unter Eid Doping vor Gericht abgestritten. Bei einem geschätzten Vermögen von 120 Millionen Dollar dürfte die Gage für das Interview nicht entscheidend gewesen sein. Vielmehr könnte das Interview Armstrong aber dazu dienen, sich für die drohenden Prozesse in Position zu bringen. Denn es ist naheliegend, dass der Ex-Radprofi auf die Kronzeugenregelung im US-Recht setzt. Leute, die auspacken - sogenannte Whistleblower - können dadurch sowohl bei Schadensersatzklagen wie bei Strafprozessen auf Milde hoffen. Eine Verfolgung wegen Meineids soll daher bereits entfallen. Und hinsichtlich des Schadensersatzes könnte Armstrong, obwohl er im Mittelpunkt steht, für seine Aussagen bis zu 30 Prozent der Summe erhalten, um die es im jeweiligen Fall geht. Armstrong würde damit seinen Ex-Kollegen und ebenfalls überführten Dopingfahrern Floyd Landis und Tyler Hamilton folgen.

(GUE)

Foto(s): ©iStockphoto.com

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