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🏠 👨‍👩‍👧‍👦 Hotel Mama ade: Wie Eltern erwachsene Kinder aus dem Haus bekommen

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🏠 👨‍👩‍👧‍👦 Hotel Mama ade: Wie Eltern erwachsene Kinder aus dem Haus bekommen
anwalt.de-Redaktion

Für die meisten Eltern kommt früher oder später der Zeitpunkt, an dem ihre Kinder freiwillig das Nest verlassen wollen. Doch was passiert, wenn längst volljährige Kinder entschlossen sind, weiterhin im „Hotel Mama“ zu wohnen und gegen den Willen der Eltern zu Hause wohnen bleiben? Im Folgenden erfahren Sie, welche rechtlichen Schritte Sie als Eltern einleiten können, um Nesthocker doch noch zum Auszug zu bewegen. 

Als Nesthocker werden junge Erwachsene bezeichnet, die trotz Volljährigkeit weiterhin bei ihren Eltern wohnen. Heutzutage ist es keine Seltenheit mehr, dass erwachsene Kinder aus unterschiedlichen Gründen länger zu Hause wohnen bleiben. Während einige dies aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes oder aus finanzieller Notwendigkeit tun, entscheiden sich andere dafür, die Annehmlichkeiten des elterlichen Hauses weiter zu genießen. 

Basta! Italienische Mutter klagt Söhne aus dem Haus

Kürzlich sorgte ein Fall aus Italien für Schlagzeilen: Um ihre Söhne aus dem Haus zu bekommen, blieb einer 75-jährigen Rentnerin aus Pavia in der Nähe von Mailand nur der Gang vor Gericht. Die Männer waren immerhin schon 42 und 40 Jahre alt und beide berufstätig. Zuvor hatte die Frau vergeblich versucht, die Nesthocker zum Auszug zu bewegen, denn die Männer beteiligten sich laut Klageschrift weder an den Kosten für Strom, Wasser und Gas noch halfen sie im Haushalt oder bei der Instandhaltung der Immobilie. Im Gegenteil: Immer wieder brachten sie das Haus in Unordnung und machten der alleinstehenden Mutter damit das Leben schwer. 

Eine Richterin half den „Mammoni“ („Muttersöhnchen“) nun auf die Sprünge und setzte ihnen für den Auszug eine Frist bis zum 18. Dezember dieses Jahres. Dann ist endgültig Schluss mit Hotel Mamma.  

Doch wie ist die rechtliche Situation in Deutschland? Können Sie als Eltern darauf bestehen, dass Ihre volljährigen Kinder ausziehen? Und welche Möglichkeiten haben Sie, wenn sich der Nachwuchs sträubt? 

Darf man sein Kind mit 18 Jahren vor die TĂĽr setzen?

Volljährige Kinder haben allein aufgrund der familiären Bindung keinen Anspruch darauf, gegen den Willen der Eltern auf unbestimmte Zeit im elterlichen Haushalt zu bleiben. Sobald das Kind 18 Jahre alt ist, endet die elterliche Sorgepflicht. Da Sie als Eltern über das Hausrecht verfügen, können Sie von Ihren volljährigen Kindern verlangen, dass sie ausziehen. Ausnahmen bestehen zum Beispiel, wenn Ihr Kind aufgrund gesundheitlicher Probleme oder einer Behinderung nicht in der Lage ist, für sich selbst zu sorgen. 

Während Eltern minderjährigen Kindern Naturalunterhalt – also Unterkunft und Verpflegung – gewähren müssen, haben sie bei volljährigen Kindern die Wahl, wie sie ihrer Unterhaltspflicht nachkommen wollen: Entweder sie lassen ihre volljährigen Kinder weiterhin bei sich wohnen und leisten ihnen damit Naturalunterhalt oder sie zahlen Barunterhalt, wenn das Kind auszieht. Der Unterhaltsanspruch besteht übrigens, solange sich das Kind in einer Erstausbildung befindet. Das kann eine betriebliche Ausbildung oder ein Studium sein. Das bedeutet, dass Eltern für ihr Kind bis zum Abschluss der ersten berufsqualifizierenden Ausbildung Unterhalt entrichten müssen. 

Kind zieht nicht freiwillig aus: Was können Eltern tun?

Für Eltern kann diese Situation sehr belastend sein, insbesondere wenn sie glauben, dass der Zeitpunkt zum Auszug gekommen ist. In manchen Fällen sind die Spannungen so groß, dass Eltern rechtliche Schritte in Erwägung ziehen, um ihre Kinder zum Auszug zu bewegen. Die Entscheidung, rechtliche Schritte gegen das eigene Kind einzuleiten, ist nie einfach. Es gibt jedoch einige Strategien, die Sie vor diesem Schritt in Erwägung ziehen können: 

  • Kommunikation: Der erste Schritt sollte immer eine offene und ehrliche Kommunikation sein. Suchen Sie das Gespräch mit Ihren Kindern, um die gegenseitigen BeweggrĂĽnde und Ansichten verständlich zu machen. So können Sie Missverständnisse ausräumen und gemeinsam Lösungen finden. 

  • Vereinbarungen: Treffen Sie mit Ihren Kindern Absprachen, um den Auszug schrittweise zu planen. Dies kann z. B. finanzielle Aspekte, wie die Beteiligung an den Mietkosten, betreffen. Sie können Ihren Kindern auch konkrete UnterstĂĽtzung anbieten (z. B. bei der Ummeldung, beim Abschluss von Versicherungen oder bei der Beantragung von Wohngeld). So können Sie Ă„ngste der Kinder vor dem Auszug abbauen. 

  • Mediation oder Familiengericht: Wenn alle anderen Versuche scheitern und die Situation unerträglich wird, können Sie eine Meditation in Erwägung ziehen oder vor Gericht gehen. Dies sollte aber immer der letzte Ausweg sein und mit Bedacht gewählt werden. 

anwalt.de-Tipp: Finden Sie jetzt einen Mediator auf anwalt.de. Möchten Sie den Auszug Ihres Kindes gerichtlich durchsetzen, wenden Sie sich direkt an einen Anwalt für Familienrecht. Dieser berät Sie über das weitere Vorgehen und unternimmt konkrete Schritte. 

Auszug gerichtlich erzwingen

Zunächst sollten Sie Ihr Kind auffordern, die Wohnung zu verlassen. Diese Aufforderung sollte schriftlich erfolgen und dem Kind eine angemessene Frist für den Auszug setzen. Kommt es der Aufforderung nicht nach, können Sie mithilfe eines Anwalts beim Amtsgericht eine Räumungsklage einreichen.

In Familiensachen mĂĽssen Sie sich von einem Rechtsanwalt vertreten lassen, es besteht also Anwaltszwang. Bei anwalt.de finden Sie den passenden Anwalt fĂĽr Familienrecht!

Erlässt das Gericht einen Räumungstitel, können Sie im Wege der Zwangsräumung durchsetzen, dass Ihr Kind Ihre Wohnung beziehungsweise Ihr Haus verlässt. Einfach die Schlösser austauschen zu lassen, damit der Nachwuchs keinen Zutritt mehr zum Elternhaus hat, ist indes keine gute Idee. Ihr Kind kann sich mit einer einstweiligen Anordnung dagegen zur Wehr setzen. 

EU-Vergleich: Wann verlassen Kinder das Elternhaus?

Nach Schätzungen der EU-Statistikbehörde Eurostat lag das durchschnittliche Alter beim Auszug aus dem Elternhaus in Deutschland im Jahr 2022 bei 23,8 Jahren. Söhne lassen sich mit 24,5 Jahren im Schnitt etwas länger Zeit als Töchter (23,0 Jahre). Insgesamt lebten 2022 noch 27,3 % der 25-Jährigen und 9,2 % der 30-Jährigen zu Hause bei den Eltern. 

Im europäischen Vergleich ist das durchschnittliche Auszugsalter in Deutschland relativ niedrig. In einigen Ländern verlassen junge Menschen das Elternhaus deutlich später, der europäische Durchschnitt liegt bei 26,4 Jahren. Was alle EU-Länder gemeinsam haben: Frauen ziehen früher von zu Hause aus als Männer. 

  • In sĂĽd- und osteuropäischen Ländern wie Italien, Spanien und der Slowakei ziehen junge Menschen im Durchschnitt deutlich später aus dem Elternhaus aus. Kroatien ist EU-weiter Spitzenreiter mit 33,4 Jahren.  

  • In nordeuropäischen Ländern wie Schweden, Finnland und Dänemark werden junge Erwachsene hingegen deutlich frĂĽher selbstständig und verlassen das Elternhaus im Durchschnitt mit Anfang 20. Junge Finnen verlassen das elterliche Nest im Schnitt bereits mit 21,3 Jahren.  

Die Unterschiede im Auszugsalter zwischen den europäischen Ländern sind auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Dazu gehören: 

  • kulturelle Unterschiede: In einigen Ländern ist es ĂĽblich, dass erwachsene Kinder noch bei ihren Eltern wohnen bleiben. 

  • wirtschaftliche Faktoren: In Ländern mit hohen Lebenshaltungskosten ist es fĂĽr junge Menschen oft schwieriger, sich eine eigene Wohnung zu leisten. 

  • Bildungssysteme: In Ländern mit langen Ausbildungszeiten ist es fĂĽr junge Menschen oft sinnvoller, noch bei den Eltern zu wohnen. 

Durchschnittsalter beim Auszug im EU-Vergleich

* ©Statistisches Bundesamt (Destatis), 2023 

Dieser Text wurde mithilfe von Bard und ChatGPT erstellt. Der Beitrag wurde redaktionell und juristisch geprüft.  

(THH)

Foto(s): ©Adobe Stock/cherryandbees

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