Behandlungsvertrag: Alle Informationen zu Inhalt und Konsequenzen
- 3 Minuten Lesezeit

Zwischen Arzt und Patient kommt ein Behandlungsvertrag zustande. Dieser Vertrag wird in der Regel nicht ausdrücklich geschlossen, sondern konkludent, zum Beispiel, indem ein Patient wegen Krankheitsbeschwerden bei seinem Arzt einen Termin vereinbart. Der Arzt ist aufgrund dieses Vertrags zur medizinischen Behandlung verpflichtet, die nach anerkannten fachlichen Standards zu erfolgen hat:
Persönliche Leistung und Diagnose
Der Arzt hat grundsätzlich die Pflicht, die Leistung persönlich zu erbringen. Dabei hat der Arzt die sogenannten Kernleistungen ärztlichen Handelns selbst durchzuführen. Der Arzt darf nichtärztliches Personal nur für einfache ärztliche Aufgaben und sonstige medizinische Verrichtungen beauftragen.
Im Rahmen der Pflicht zur Stellung der Diagnose ermittelt der Arzt die sogenannte Vorgeschichte zu den Krankheitsbeschwerden. Dazu gehört auch die Untersuchung des Patienten. Hieraus ermittelt der Arzt den Befund. Diesen festgestellten Befund ordnet dann der Arzt einem Krankheitsbegriff oder Krankheitsbild zu. Kann der Arzt keine sichere Diagnose erstellen, ist er verpflichtet, Kontrollbefunde zu erheben.
Information und Aufklärung
Der Arzt ist verpflichtet, den Patienten über alle wesentlichen Umstände von Beginn bis zum Ende der Behandlung aufzuklären und zu informieren: So hat der Arzt den Patienten über die Diagnose, die voraussichtliche gesundheitliche Entwicklung, die Therapie und die zu ergreifenden Maßnahmen zu informieren. Das heißt, dass auch der Arzt zum Beispiel den Patienten über Ansteckungsrisiken in Kenntnis setzen muss.
Die Aufklärungspflicht ist von der Informationspflicht zu unterscheiden: Die Aufklärung ist notwendige Bedingung für eine wirksame Einwilligung des Patienten: Der Arzt hat den Patienten über die Risiken und den voraussichtlichen Verlauf der Behandlung aufzuklären. Nur wenn der Patient die Risiken und den geplanten Ablauf kennt, kann er auch selbst die Folgen abschätzen. Dann kann der Patient frei eine Entscheidung treffen, ob und welche Maßnahmen er durchführen lassen möchte oder nicht. Verstößt der Arzt gegen die Aufklärungspflicht, ist die Einwilligung des Patienten unwirksam. Eine unwirksame Einwilligung stellt ebenfalls einen Behandlungsfehler dar – selbst, wenn der Arzt die Behandlung ordnungsgemäß durchführt.
Therapie
Im Rahmen der Therapie bestimmt der Arzt die Heilbehandlung und führt diese durch. Der Arzt ist dabei verpflichtet, Risiken und Schwere der Maßnahmen mit den Erfolgsaussichten und dem Zweck der Maßnahmen abzuwägen. Eine Heilbehandlung kann die Durchführung einer Operation, aber auch lediglich die Verschreibung eines Rezeptes darstellen.
Fachliche Qualifikation
Da die Heilbehandlung unter Einhaltung der zum Zeitpunkt der Behandlung bestehenden, allgemein anerkannten fachlichen Standards zu erfolgen hat, muss der Arzt für die konkrete Behandlung auch befähigt sein. Das setzt voraus, dass er die notwendige fachliche Qualifikation besitzt. Teil der Therapie ist auch die Nachsorge, also zum Beispiel die Überwachung des Patienten nach einer Operation oder die Wundkontrolle nach einer versorgten Verletzung.
Koordination, Organisation und Dokumentationspflicht
Der Arzt ist zuletzt dafür verantwortlich, dass die Behandlung gemäß dem erforderlichen medizinischen Standard abläuft. Der Arzt darf eine Behandlung nur auf hinreichend ausgebildetes Personal übertragen. Dabei muss der Arzt den technischen Standard sichern und auch den hygienischen Standard sicherstellen.
Der Arzt ist verpflichtet, im unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang eine Patientenakte zu führen. Nachträgliche Änderungen darf der Arzt nur vornehmen, wenn erkennbar ist, wann sie vorgenommen wurden. Der Arzt hat in der Patientenakte die für die Behandlung wesentlichen Maßnahmen und deren Ergebnisse festzuhalten, insbesondere Anamnese – das ist die Vorgeschichte –, Diagnose, Untersuchungen, Untersuchungsergebnisse, Befunde, Therapien und deren Wirkungen, Eingriffe und ihre Wirkungen, Einwilligungen und Aufklärungen. Der Arzt hat die Patientenakte für die Dauer von zehn Jahren nach Abschluss der Behandlung aufzubewahren. Der Patient hat ein Einsichtsrecht, das der Arzt nur in zu begründenden Ausnahmen verweigern darf.
Schadensersatz
Ist also ein Behandlungsfehler gegeben und ist dieser ursächlich für einen Schaden, zum Beispiel eine Gesundheitsbeeinträchtigung, dann besteht ein Schadensersatzanspruch. Je nach Behandlungsfehler oder Verstoß gegen die Dokumentation oder Aufklärungspflicht kann der Patient seinen Anspruch leichter beweisen. Gelingt ihm dieser Beweis, kann er auch gerichtlich einen Schadensersatzanspruch durchsetzen. Allerdings sollte ein Betroffener aufgrund der komplexen Rechtsmaterie frühzeitig anwaltliche Hilfe hinzuziehen.
(FMA)
Artikel teilen:

Sie benötigen persönliche Beratung zum Thema Behandlungsvertrag?
Rechtstipps zu "Behandlungsvertrag"
-
20.04.2025 Rechtsanwältin Sevil Eskicioglu L.L.M„… sollten: Sammeln Sie alle Unterlagen: Behandlungsverträge, E-Mails, OP-Berichte, Fotos (vorher/nachher), Reiseunterlagen etc. Notieren Sie Namen, Adressen und Details der Klinik, Ärzt:innen oder Vermittler. Holen …“ Weiterlesen
-
01.04.2025 Rechtsanwalt Hendrik Wilken„… ) Ausgangspunkt der Arzthaftung ist daher nicht der ausgebliebene Erfolg einer ärztlichen Behandlung (es handelt sich beim Behandlungsvertrag gerade nicht um einen Werkvertrag ). Es kann dem Behandler …“ Weiterlesen
-
28.03.2025 Rechtsanwalt Markus M. J. Klein„… . Kontaktieren Sie uns für eine individuelle Beratung Wenn Sie Fragen zur tierärztlichen Haftung, zu Behandlungsverträgen oder anderen rechtlichen Aspekten im Zusammenhang mit der Tiermedizin haben, zögern …“ Weiterlesen
-
01.04.2025 Rechtsanwalt Hendrik Wilken„… ist im Strafrecht noch ungeklärt: Patient ist nach § 630a BGB der Vertragspartner des Behandlers beim Behandlungsvertrag. Die Problematik ist, diesen Begriff weiter zu fassen, da im Strafrecht die Wortlautgrenze …“ Weiterlesen
-
01.04.2025 Rechtsanwalt Hendrik Wilken„… einen Behandlungsvertrag (Dienstvertrag) , aus dem der Arzt die fachgerechte Heilbehandlung schuldet und der Patient die entsprechenden Gebühren hierfür zu bezahlen hat. Der Patient kann dann …“ Weiterlesen
-
01.04.2025 Rechtsanwalt Hendrik Wilken„… Pflicht des Arztes von der, aus dem Behandlungsvertrag resultierenden Dokumentationspflicht, die anschließenden Beweisführungszwecken dienen soll, zu unterscheiden ist. b. Verbote Nach § 3 MBO-Ä …“ Weiterlesen
-
06.02.2025 Rechtsanwalt und Notar Holger Zywicki LL. M.„… . Dies können im rechtsgeschäftlichen Bereich z.B. auch Behandlungsverträge mit Pflegediensten, Kündigung von Mietverhältnissen oder Ähnliches sein. Im Gesundheitsbereich ist die Vollmacht wichtig für …“ Weiterlesen
-
04.04.2025 Rechtsanwältin Esther Anna Watorowski„… und Formulare dahingehend, ob Einwilligungen der Betroffenen einzuholen sind. Solange die Datenverarbeitung ausschließlich im Rahmen des Behandlungsvertrages erfolgt, ist die Verarbeitung …“ Weiterlesen
-
31.03.2025 Rechtsanwalt Hendrik Wilken„… nach § 7 StVG , siehe Verkehrsrecht) oder aus einem Vertrag (vertragliche Haftung, Schadensersatzpflicht nach § 280 I BGB z.B. Behandlungsfehler im Rahmen eines Behandlungsvertrages, siehe …“ Weiterlesen
-
31.08.2024 Rechtsanwalt Bernd Gasteiger LL.M.„… , dass die Pflichten nicht persönlichkeitsrelevant seien, da lediglich technische Leistungen geschuldet würden, die - anders als bei einem Behandlungsvertrag mit einem Arzt - unverändert gegenüber den Erben …“ Weiterlesen
-
25.07.2024 Rechtsanwalt Arne Baron Boonstra„… werden, wenn der Behandlungsvertrag mit einer juristischen Person wie einem Krankenhaus abgeschlossen wird, solange die ambulanten Leistungen von angestellten oder verbeamteten Ärzten erbracht werden …“ Weiterlesen
-
28.05.2024 Rechtsanwalt Oliver Krause„… anerkannten fachlichen Standards zu erfolgen hat. Pflicht des Behandlers nach dem Behandlungsvertrag Wer sich in einem Krankenhaus oder von einem Arzt behandeln lässt, schließt einen Behandlungsvertrag (vgl …“ Weiterlesen
-
14.05.2024 Rechtsanwalt Dr. jur. Jan-Hendrik Simon„… mit dort tätigen Ärzten gilt. Hintergrund Da nach § 1 die GOÄ für die "beruflichen Leistungen von Ärzten" gelten soll war seit jeher umstritten, ob bei direkten Behandlungsverträgen nicht mit Ärzten …“ Weiterlesen
-
04.04.2024 Rechtsanwältin LL.M. (Medical Law) Annett Sterrer„… nicht zahlen. Der BGH stellte zunächst fest, dass die Mutter den Behandlungsvertrag mit der Praxis gemäß § 328 Abs. 1 BGB zu Gunsten der Kinder im eigenen Namen abgeschlossen hat. Dabei stellte der BGH darauf …“ Weiterlesen
-
12.03.2024 Rechts- und Fachanwältin Dr. jur. Christina Thissen„… Spielregeln halten. Behandlungsvertrag Anders als bei kassenärztlichen Leistungen, ist ein schriftlicher Behandlungsvertrag erforderlich (vgl § 18 Abs. 8 Bundesmantelvertrag-Ärzte). Dieser muss zwingend …“ Weiterlesen
-
23.02.2024 Rechtsanwalt Dr. Holger Traub - Dipl. Kfm. - Fachanwalt„… , nicht das Erreichen eines bestimmten Erfolges. Beispielsweise schuldet ein Arzt im Rahmen eines Behandlungsvertrags (eine Form des Dienstvertrags) eine sorgfältige Behandlung, aber keinen Heilerfolg. Kaufvertrag …“ Weiterlesen
-
10.01.2024 Rechtsanwalt Sebastian Geidel LL.M.„… nicht wirksam ist. Kann man fernmündliche Behandlungsverträge widerrufen? Grundsätzlich nein, aber … . Das Gesetz schließt die Anwendbarkeit der Regelungen aus dem Fernabsatzrecht und somit das Widerrufsrecht …“ Weiterlesen
-
28.12.2023 Rechtsanwalt Dr. Alexander T. Schäfer„… bis zur Höhe der GOÄ-Gebühren einfordern (Oberlandesgericht Stuttgart, 9. April 2002 - 14 U 90/2001) entschieden hat. Das Verbot pauschaler Honorare gilt aber nicht, wenn der Behandlungsvertrag …“ Weiterlesen
-
16.12.2023 Rechtsanwalt Martin Becker„… Behandlungsvertrag und der sich aus diesem Vertrag ergebenden Verkehrssicherungspflicht. Je nach Umstand kann eine Haftung nach § 241 Abs. 2 BGB oder auch Deliktsrecht gemäß § 823 BGB begründet werden …“ Weiterlesen
-
06.12.2023 Rechtsanwalt und Notar Hauke Wöbken„… : Einwilligungen in Untersuchungen des Gesundheitszustandes, Heilbehandlungen oder ärztliche Eingriffe zu erteilen oder zu untersagen sowie ärztliche Aufklärungen entgegenzunehmen, Behandlungsverträge …“ Weiterlesen
-
18.11.2023 Rechtsanwalt Stephan Steinwachs„… . Der Bundesgerichtshof (BGH) musste die Frage, ob ein Behandlungsvertrag mit den Beklagten zu 2 und 3, vertreten durch den Beklagten zu 1, zustande gekommen ist, nicht entscheiden, da die Kläger ausschließlich …“ Weiterlesen
-
12.11.2023 Rechtsanwalt Stephan Steinwachs„Die Klägerin erhebt gegen den Beklagten Ansprüche auf Schadensersatz aufgrund der Verletzung von Pflichten aus einem tierärztlichen Behandlungsvertrag. Im Juli 2010 brachte die Klägerin ihr Pferd …“ Weiterlesen
-
04.10.2023 Rechtsanwalt Dr. Michael Zecher Vorsorgeanwalt„… der Einlieferung ins Krankenhaus vor. Entscheidung: Das Gericht hat zunächst festgestellt, dass zwischen Krankenhaus und Patientin ein Behandlungsvertrag zustande gekommen ist. Der Honoraranspruch …“ Weiterlesen
-
30.08.2023 Rechtsanwalt Hans-Peter Rien„… ärztliche Aufklärungen über medizinische Maßnahmen entgegennehmen Behandlungsverträge , Krankenhausverträge oder Verträge über eilige Maßnahmen der Rehabilitation und der Pflege abschließen die Rechte …“ Weiterlesen