Arbeitnehmer: Definition, Arten und Besonderheiten
- 4 Minuten Lesezeit
Experten-Autorin dieses Themas
Wer ist Arbeitnehmer?
Grundsätzlich müssen Arbeitnehmer von selbstständigen Personen abgegrenzt werden. Arbeitnehmer sind Personen, die durch einen Arbeitsvertrag und ihre Tätigkeit in die Arbeitsorganisation eines Betriebs eingegliedert sind und die Weisungen nach Inhalt, Ort und Zeit des Arbeitgebers befolgen müssen (§ 7 Abs. 1 Sozialgesetzbuch (SGB) IV). Der Arbeitgeber weist dem Arbeitnehmer den Arbeitsort, den Arbeitsplatz und die Aufgaben zu.
Selbstständige sind dagegen frei darin zu entscheiden, was, wann, wo und zu welcher Zeit sie Aufträge annehmen, soweit sie nicht selbst auftragsbedingt an gewisse örtliche und zeitliche Rahmen vertraglich gebunden sind. Sie können Aufträge auch ablehnen und sind weder nach Inhalt, Ort und Zeit an Weisungen gebunden. Insofern tragen Selbstständige ihr eigenes unternehmerisches Risiko. Der Selbstständige erhält nur dann seine Vergütung, wenn er tatsächlich Aufträge erbringt und diese in Rechnung stellt.
Bei Arbeitnehmern dagegen trägt der Arbeitgeber das Betriebsrisiko und muss dem Arbeitnehmer in der Regel auch dann die vereinbarte Vergütung zahlen, wenn er dem Arbeitnehmer keine Beschäftigung zur Verfügung stellen kann. Der Selbstständige ist für mehrere Auftraggeber tätig und der Arbeitnehmer für hauptsächlich einen Arbeitgeber.
Der Arbeitnehmer im Angestelltenverhältnis
Ein Angestellter ist ein Arbeitnehmer, der überwiegend geistige, kaufmännische, leitende oder technische Tätigkeiten im Betrieb, Büro oder in der Verwaltung erbringt. Seit dem 01.04.2017 ist der Begriff des Arbeitnehmers in § 611a des Bürgerlichen Gesetzbuchs definiert. Danach ist ein Arbeitnehmer, wer durch einen Arbeitsvertrag im Dienste eines anderen (des Arbeitsgebers) zur Leistung weisungsgebundener, fremdbestimmter Arbeit in persönlicher Abhängigkeit verpflichtet ist.
Maßgeblich ist also die Weisungsgebundenheit des Arbeitnehmers an den Arbeitgeber, gegebenenfalls im Einzelnen konkretisiert durch einen Arbeitsvertrag, der Inhalt, Durchführung, Zeit und Ort der Tätigkeit gegenüber dem Arbeitnehmer regelt. Der Arbeitnehmer unterliegt somit einer persönlichen Abhängigkeit gegenüber dem Arbeitgeber. Eine persönliche Abhängigkeit liegt ferner vor, wenn der Arbeitnehmer in eigener Person Arbeiten zu erbringen hat und in die Organisation und den Betrieb des Arbeitgebers eingegliedert ist.
In welchen Berufen bezeichnet man Arbeitnehmer als Arbeiter?
Arbeiter sind ebenfalls Arbeitnehmer, da sie Weisungen des Arbeitgebers unterworfen sind. Arbeiter sind aber keine Angestellten. Vom Grundsatz her wird der Arbeiter vom Angestellten in der Form abgegrenzt, dass Arbeiter überwiegend körperlich-mechanische Arbeit leisten. Zu den üblichen Berufsgruppen des Arbeiters zählen v. a. Berufe im Baugewerbe, wie beispielsweise Asphaltierer, Bauarbeiter, Betonstahlbieger, Fertigteilbauer, Gleiswerker, Putzer, Rohrleger, Schalungsbauer, Schwarzdeckenbauer, Schweißer, Wasser- und Landschaftsbauer.
Ein Praktikant ist kein Arbeitnehmer
Der klassische Praktikant ist kein Arbeitnehmer, da er nicht zur Leistung von weisungsgebundenen, fremdbestimmten Tätigkeiten in persönlicher Abhängigkeit gegen Entgelt verpflichtet ist. Bei einem Praktikantenverhältnis steht ein Ausbildungszweck und eine Ausbildungsabsicht im Vordergrund. Der Praktikant ist in einem Betrieb praktisch tätig, um sich dort die zur Vorbereitung auf einen Beruf notwendigen praktischen Kenntnisse, Fertigkeiten und Erfahrungen anzueignen, wie beispielsweise bei Schülerpraktika oder Praktika während eines Studiums. Die Aneignung von Erfahrung und Wissen steht bei einem Praktikanten im Vordergrund. Die Vergütung wird als Aufwandsentschädigung oder Beihilfe zum Lebensunterhalt bezeichnet, die deshalb auch oft weit unter dem Mindestlohn liegt. Inwiefern ein Praktikant dennoch Anspruch auf den allgemeinen Mindestlohn hat, bestimmt § 22 Mindestlohngesetz. Beschäftigt ein Arbeitgeber einen Praktikanten dagegen tatsächlich wie einen Angestellten, indem der Arbeitgeber den Praktikanten nach Inhalt, Ort und Zeit Arbeiten zuweist und dieser in die Organisation im Betrieb eingegliedert ist, dann wird der Praktikant zum Arbeitnehmer, sodass auf jeden Fall eine Vergütung mindestens nach Mindestlohngrundsätzen zu zahlen ist.
Der Arbeitnehmer im Leiharbeiterverhältnis
Auch Leiharbeitnehmer sind Arbeitnehmer. Im Unterscheid zu einem üblichen Arbeitsverhältnis zwischen zwei Parteien besteht bei einem Leiharbeiterverhältnis eine Dreieckskonstellation. Der Arbeitgeber wird als Verleiher, der Dritte als Entleiher und der überlassene Arbeitnehmer als Leiharbeitnehmer bezeichnet.
Das Arbeitsverhältnis/Leiharbeitsverhältnis wird zwischen dem Verleiher und dem Leiharbeitnehmer mit sämtlichen Rechten und Pflichten abgeschlossen. Hierbei handelt es sich um einen Arbeitsvertrag mit der Besonderheit, dass der Leiharbeitnehmer verpflichtet ist, seine Arbeitsleistung nicht (oder nicht nur) bei seinem Arbeitgeber im Betrieb, dem Verleiher, zu erbringen, sondern bei Dritten, den Entleihern, in deren Betrieb und deren Arbeitsorganisation. Der Leiharbeitnehmer wird somit von seinem Arbeitgeber bei anderen Unternehmen vorübergehend zur Erbringung seiner Arbeitsleistung eingesetzt. Beispielsweise werden am Flughafen in der Gepäckabfertigung und beim Bodenpersonal häufig keine eigenen Mitarbeiter beschäftigt, sondern Leiharbeitnehmer vorübergehend von einem Zeitarbeits-Leihunternehmen eingesetzt, eventuell um einen zeitlich begrenzten und höheren Personalbedarf auszugleichen.
Arbeitnehmer(schutz)rechte: ein kurzer Überblick
An die Arbeitnehmereigenschaft sind zahlreiche Arbeitnehmer(schutz)rechte und auch Pflichten gekoppelt. Der Arbeitnehmer hat eine Arbeitspflicht und unterliegt Verschwiegenheits- und Loyalitätspflichten gegenüber dem Arbeitgeber.
Ein Arbeitnehmer hat das Recht auf Vergütung und bei ihm findet das Mindestlohngesetz Anwendung. Ein Arbeitnehmer hat ein Recht auf Urlaub. Ein Arbeitsverhältnis mit Arbeitnehmern unterliegt Kündigungsfristen und es findet unter weiteren Voraussetzungen das Kündigungsschutzgesetz persönlich Anwendung. Das Arbeitszeitgesetz, die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall und diverse andere gesetzliche Regelungen finden nur dann Anwendung, wenn die Arbeitnehmereigenschaft vorliegt. Auch Arbeitnehmererfindungen und Rechte hieraus bestehen nur dann, wenn der Erfinder ein Arbeitnehmer, Leiharbeitnehmer, Auszubildender oder leitender Angestellter ist.
Artikel teilen:
Sie benötigen persönliche Beratung zum Thema Arbeitnehmer?
Rechtstipps zu "Arbeitnehmer" | Seite 481
-
12.09.2011 Rechtsanwalt Alexander Bredereck„… hat die Staatsanwaltschaft Erfurt ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, so Bild.de am 2.8.2011. Was sind die arbeitsrechtlichen Folgen einer Strafanzeige des Arbeitgebers gegen den Arbeitnehmer? Hat …“ Weiterlesen
-
09.09.2011 Rechtsanwalt Alexander Bredereck„… Arbeitnehmer stellt sich die Frage, ob sie das Abfindungspaket annehmen oder sich lieber gegen eine betriebsbedingte Kündigung mit einer Kündigungsschutzklage wehren sollten. Das ist grundsätzlich …“ Weiterlesen
-
08.09.2011 Rechtsanwalt Alexander Bredereck„… €/Monat erhalten haben, muss der Arbeitgeber unter Umständen sehr viel Lohn nachzahlen. Für die Zukunft kann der Praktikant dann das ortsübliche Gehalt fordern. Fachanwaltstipp Arbeitnehmer …“ Weiterlesen
-
07.09.2011 Rechtsanwalt Alexander Bredereck„… seines Weisungsrechts anordnen kann. Lässt der Arbeitsvertrag eine solche Anordnung nicht zu, bleibt die Möglichkeit einer einvernehmlichen Änderung. Hierfür muss der Arbeitnehmer aber zustimmen …“ Weiterlesen
-
07.09.2011 Sandra Voigt, anwalt.de-Redaktion„… nach der Antragstellung auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens erfolgte. Im zugrunde liegenden Fall wurde über das Vermögen eines Unternehmers das Insolvenzverfahren eröffnet. Ein früherer Arbeitnehmer betrieb kurze Zeit …“ Weiterlesen
-
05.09.2011 Sandra Voigt, anwalt.de-Redaktion„… . In dieser Zeit sind die Hauptpflichten - Arbeitspflicht und Vergütung - auf Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite grundsätzlich suspendiert, d. h. für die Zeit des Streiks aufgehoben …“ Weiterlesen
-
01.09.2011 Rechtsanwalt Alexander Bredereck„… falsche Tatsachen verbreiten oder unsachlich sind. Fachanwaltstipp Arbeitnehmer: Sollten Mitarbeiter Sie aufgrund unsachlicher oder nicht zutreffender Kriterien negativ evaluieren, ist es ratsam …“ Weiterlesen
-
31.08.2011 Rechtsanwalt Hans Modl„Die Rechtsposition gemobbter Arbeitnehmer gegenüber ihrer Krankenversicherung verbessert ein Urteil des BGH vom 09.03.2011: bei Arbeitsunfähigkeit ist Krankentagegeld nicht ausgeschlossen …“ Weiterlesen
-
30.08.2011 Rechtsanwalt Alexander Bredereck„… auf einer Erotikseite für Arbeitnehmer? Kann deswegen (fristlos) gekündigt werden? Falls ein Arbeitnehmer eine geöffnete Sexseite im Internet einem Mitarbeiter zeigt, ohne dass dieser das will …“ Weiterlesen
-
29.08.2011 Rechtsanwalt Wilhelm Segelken„… Arbeitnehmern, die über mögliche Verletzungen von Wertpapiergesetzen Auskunft erteilen. Möglich sind auch anonyme Anzeigen. Diese Anzeige muss aber über einen Anwalt erstattetet werden. Meldefähig …“ Weiterlesen
-
26.08.2011 Rechtsanwalt Alexander Bredereck„Fachanwalt für Arbeitsrecht Alexander Bredereck zu Wegen aus der Burnout-Falle (BEM, Mobbing, Bossing, Abmahnung, (fristlose) Kündigung). Viele Arbeitnehmer werden mehr und mehr gefordert. Sowohl …“ Weiterlesen
-
25.08.2011 Dr. Gaupp & Coll. Rechtsanwälte„Stuttgart - Schließen Arbeitnehmer vor einem Betriebsübergang einen dreiseitigen Vertrag, mit dem sie vom Betriebsveräußerer zu einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (B & Q …“ Weiterlesen
-
25.08.2011 Rechtsanwalt Alexander Bredereck„… , MAN und Mercedes-Benz überfordern viele ihrer Arbeitnehmer. Presseberichten zufolge steigt der Krankenstand wegen psychischer Belastungen in den letzten Jahren stetig an - um 80 % seit 1994. Für …“ Weiterlesen
-
24.08.2011 Rechtsanwältin Fachanwältin Denise Himburg„… Satz 2 BUrlG nur statthaft, wenn dringende betriebliche oder in der Person des Arbeitnehmers liegende Gründe dies rechtfertigen. Im Fall der Übertragung muss der Urlaub in den ersten drei Monaten …“ Weiterlesen
-
24.08.2011 Rechtsanwalt Alexander Bredereck„… oder des Arbeitnehmers. Nachfolgend stelle ich die Beendigungssituationen jenseits von Kündigungen und Aufhebungsverträgen dar. 1. Der Arbeitnehmer erreicht das Renteneintrittsalter Entgegen einer weitverbreiteten …“ Weiterlesen
-
23.08.2011 Rechtsanwältin Fachanwältin Denise Himburg„… werden. Fällig werden die Abgeltungsansprüche spätestens mit Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Der langzeiterkrankte Arbeitnehmer muss daher seine bis dahin angesammelten Urlaubsansprüche …“ Weiterlesen
-
23.08.2011 Rechtsanwalt Alexander Bredereck„… , der Entschädigungsansprüche auslöst. Fachanwaltstipp Arbeitnehmer: Bei der Frage, ob eine Diskriminierung vorliegt, die Entschädigungsansprüche auslöst, kommt es sehr auf den Einzelfall an. Insbesondere …“ Weiterlesen
-
23.08.2011 Sandra Voigt, anwalt.de-Redaktion„Ein Betriebsrat soll in einem Betrieb die Interessen der Arbeitnehmer gegenüber dem Arbeitgeber vertreten. Will der Arbeitgeber einem Angestellten kündigen, muss er zuvor den Betriebsrat nach § 102 I …“ Weiterlesen
-
22.08.2011 WAGNER HALBE Rechtsanwälte„Das Arbeitszeugnis ist für das berufliche Fortkommen des Arbeitnehmers von überragender Bedeutung. Mit dem Arbeitszeugnis bewirbt man sich auf seine neue Arbeitsstelle. Ist das Arbeitszeugnis …“ Weiterlesen
-
16.08.2011 Rechtsanwaltskanzlei Schwerin & Weise Partnerschaft„… nach § 144 SGB III - ist daher nicht nachvollziehbar und haltbar. § 144 SGB III lautet in seinem ersten Absatz dazu wie folgt: „Hat der Arbeitnehmer sich versicherungswidrig verhalten, ohne dafür …“ Weiterlesen
-
15.08.2011 Rechtsanwalt Dr. Hartmut Breuer„… . Das Integrationsamt hört insbesondere den schwerbehinderten Menschen an. Gleiches gilt für Arbeitnehmer mit einem Grad der Behinderung von mindestens 30, die einem Schwerbehinderten durch behördliche Entscheidung …“ Weiterlesen
-
15.08.2011 Rechtsanwalt Johannes Wuppermann„Arbeitnehmern, die am Ende ihres Arbeitsverhältnisses noch für restlichen Urlaub freigestellt werden, droht Ungemach, wenn sie unmittelbar nach dem Ende des Beschäftigungsverhältnisses (erneut) krank …“ Weiterlesen
-
15.08.2011 Rechtsanwalt Martin J. Haas„… , kennt das Büro nicht". Der Arbeitnehmer hatte das Buch Ende Oktober 2010 während der Arbeitszeit Kollegen zum Kauf angeboten. Die Arbeitgeberin sprach am 10. November 2010 eine fristlose Kündigung …“ Weiterlesen
-
15.08.2011 Rechtsanwalt Alexander Bredereck„… &nr=15275&pos=0&anz=54 Fachanwaltstipp Arbeitnehmer: Kurzfristige Unterbrechungen, die zu keinerlei Beeinträchtigung im Arbeitsablauf führen, sind in der Regel nicht vorab meldepflichtig …“ Weiterlesen