Freiheitsstrafe - was Sie wissen und beachten müssen!
- 4 Minuten Lesezeit
Infolge der Verurteilung wegen einer Straftat kann es zu einer Freiheitsstrafe kommen. Sie ist Rechtsfolge vieler Straftatbestände. Neben dem Strafgesetzbuch (StGB) sehen auch andere Gesetze die Freiheitsstrafe vor für bestimmte Verstöße. Vollstreckt wird die Freiheitsstrafe in Justizvollzugsanstalten im Wege des geschlossenen oder des offenen Vollzugs.
Zeitige und lebenslange Freiheitsstrafe
Die Freiheitsstrafe wird unterschieden in zeitige und lebenslange Freiheitsstrafe. Die zeitige Freiheitsstrafe darf höchstens 15 Jahre betragen. Unter sechs Monaten darf eine Freiheitsstrafe dagegen nur dauern, wenn sie unerlässlich ist. Sie setzt nach § 47 StGB besondere Umstände voraus.
Eine Freiheitsstrafe von unter einem Monat ist im Erwachsenenstrafrecht nicht vorgesehen, wie § 38 StGB und Art. 298 EGStGB klarstellen. Im Jugendstrafrecht liegt die Mindestdauer der als Jugendstrafe bezeichneten Freiheitsstrafe dagegen bei mindestens sechs Monaten aufgrund § 18 Jugendgerichtsgesetz.
Lebenslange Freiheitsstrafe
Bei der lebenslangen Freiheitsstrafe handelt es sich um das Höchstmaß der Freiheitsstrafe. Sie wird für schwerste Verbrechen wie etwa Mord nach § 211 StGB verhängt. Lebenslänglich bedeutet nicht bis ans Lebensende. Eine zu lebenslänglich verurteilte Person kann – sofern keine Sicherungsverwahrung angeordnet wurde – jedoch frühestens nach 15 Jahren im geschlossenen Vollzug wieder ihre Freiheit erlangen. Die Freilassung erfolgt dabei auf Bewährung. Ob und wann das gegebenenfalls auch erst nach mehr als 15 Jahren gelingt, hängt maßgeblich vom bisherigen Verhalten und von Prognosen über das künftige Verhalten ab.
Freiheitsstrafe bei Jugendlichen
Innerhalb des Jugendstrafrechts ist ebenfalls vorgesehen, dass eine Freiheitsstrafe verhängt wird. Dies richtet sich nach den §§ 17 ff. JGG und wird als Jugendstrafe bezeichnet. Das Strafmaß im Jugendstrafrecht ist auf maximal 10 Jahre Freiheitsentzug begrenzt, wenn sie für ein Verbrechen erfolgt, für das mehr als 10 Jahre vorgesehen sind.
Andernfalls beträgt das Höchstmaß der Freiheitsstrafe 5 Jahre. Die Mindestfreiheitsstrafe im Jugendstrafrecht beträgt 6 Monate. Auch hier ist die Aussetzung zur Bewährung möglich, wenn eine Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe von maximal 2 Jahren vorliegt.
Was ist Bewährung?
Unter Bewährung ist der Zeitraum zu verstehen, in dem die Freiheitsstrafe nicht vollstreckt wird. Das heißt, der Verurteilte muss nicht ins Gefängnis, solange er im Bewährungszeitraum nicht gegen die Bewährungsanforderungen verstößt. Der Bewährungszeitraum muss mindestens 2 Jahre und darf höchstens 5 Jahre betragen.
Über die Bewährung entscheidet ein Gericht. Eine Aussetzung zur Bewährung erfolgt in der Regel bei der Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe von nicht mehr als einem Jahr und ist darüber hinaus bis zu einer Freiheitsstrafe von maximal zwei Jahren zulässig. Das bedeutet, dass Bewährung bei einer Verurteilung zu einer mehr als zweijährigen Freiheitsstrafe nicht mehr möglich ist. Eine Bewährung ist dann zuzulassen, wenn die Voraussetzungen dafür vorliegen.
Sinn und Zweck der Bewährung ist es, dem Verurteilten zu ermöglichen, sich in Freiheit zu bewähren. Gelingt es nicht, kann der sogenannte Widerruf der Strafaussetzung und damit der Bewährung nach § 56f StGB erfolgen. Das Gericht kann unter darin ebenfalls genannten Gründen vom Widerruf der Bewährung zunächst noch absehen. Im Fall des Widerrufs muss die Freiheitsstrafe dann doch in einer Justizvollzugsanstalt verbüßt werden. Bestimmte Leistungen, die die verurteilte Person zur Erfüllung von Auflagen erbracht hat, können auf die Strafe angerechnet werden.
Was gilt für die Aussetzung einer Restfreiheitsstrafe?
Der noch zu verbüßende Rest einer bereits angetretenen zeitigen Freiheitsstrafe kann ebenfalls ausgesetzt werden. Diese Aussetzung des Strafrestes ist möglich, wenn zwei Drittel und mindestens 2 Monate der verhängten Strafe verbüßt wurden. Unter besonderen Umständen ist sie bereits nach der Hälfte der verbüßten Freiheitsstrafe möglich, sofern diese bereits länger als 6 Monate verbüßt wurde.
Die Gewährung von Bewährung hängt auch hier vor allem von der Persönlichkeit der verurteilten Person, deren Einwilligung und den Sicherheitsinteressen der Allgemeinheit ab.
Für die Aussetzung des Strafrestes bei einer lebenslangen Freiheitsstrafe gelten eigene Bedingungen. Es müssen mindestens 15 Jahre der Strafe verbüßt worden sein, wobei jede aus Anlass der Tat erlittene Freiheitsentziehung hinzuzählt wie insbesondere Untersuchungshaft.
Hinzu kommt, dass die Aussetzung nicht dem allgemeinen Sicherheitsinteresse widerspricht und folgende Faktoren ebenfalls für die Aussetzung sprechen:
- die Persönlichkeit und die Lebensumstände des Verurteilten
- die Vorgeschichte
- die Tatumstände
- das Verhalten während des Strafvollzugs
Wie bemisst sich die Freiheitsstrafe?
Für jede Straftat ist ein bestimmter Strafrahmen vorgesehen. Dieser wird durch sogenannte Qualifikationen und Regelbeispiele verringert oder erhöht sein. Oft ist dabei eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe vorgesehen im Zusammenhang mit einer Mindeststrafe oder Höchstrafe. Eine Kombination von Geldstrafe und Freiheitsstrafe ist dabei vom Ausnahmefall in § 41 StGB nicht möglich. Ist eine Geldstrafe jedoch uneinbringlich, kann eine Ersatzfreiheitsstrafe verhängt werden. Zwei Tagessätze entsprechen dabei einem Tag Ersatzfreiheitsstrafe.
Das Gericht entscheidet im Falle einer Verurteilung anhand des jeweiligen Strafrahmens zusammen mit zahlreichen Kriterien für die Strafzumessung über die konkrete Dauer der Freiheitsstrafe. Grundlage der Strafzumessung ist die Schuld des Täters, also dessen persönlich vorwerfbares Verhalten. Über die Dauer der Freiheitsstrafe entscheiden vor alem die Gesinnung bei der Tatbegehung, Schwere der Pflichtwidrigkeit, Art der Ausführung, Asuwirkungen der Tat und das Verhalten danach, Schadenswiedergutmachung, Vorleben und persönliche und wirtschaftliche Verhältnisse.
Freiheitsstrafe unter einem Jahr wird dabei nach vollen Wochen und Monaten bemessen. Ab einem Jahr Freiheitsstrafe von längerer Dauer geschieht dies nach vollen Monaten und Jahren.
Freiheitsstrafe droht? Was Sie tun können!
Bei einer Freiheitsstrafe handelt es sich in jedem Fall um einen großen Einschnitt im Leben. Befürchten Sie, eine Freiheitsstrafe als Urteil zu bekommen, sollten Sie sich umgehend um einen kompetenten Strafverteidiger bemühen. Nur ein Rechtsanwalt für Strafrecht kann sich Ihres Falls sicher annehmen und für Sie den bestmöglichen Ausgang durch eine gute Verteidigungsstrategie erreichen.
Artikel teilen:
Sie benötigen persönliche Beratung zum Thema Freiheitsstrafe?
Rechtstipps zu "Freiheitsstrafe" | Seite 33
-
01.04.2023 Rechtsanwältin Katharina Kaak„… oder Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren. Dickpics versendet Immer wieder werden ungefragt Nacktbilder über Whatsapp, Instagram und andere soziale Medien verschickt. Das Versenden dieser "Nudes …“ Weiterlesen
-
17.02.2023 Rechtsanwalt Dr. Christopher Arendt„… als 100.000 Euro hinterzogen hat, muss mit einer Freiheitsstrafe rechnen. Ist ein Bußgeld wegen Hinterziehung von Kindergeld möglich? Allerdings macht man sich nicht in jedem Fall strafbar, wenn man …“ Weiterlesen
-
25.08.2023 Rechtsanwältin Nicole Mutschke„… , dass eine Steuerhinterziehung vorliegt, droht gemäß § 370 Abs. 1 Abgabenordnung (AO) eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe . In aller Regel droht wirklich erstmal eine Geldstrafe …“ Weiterlesen
-
16.02.2023 Rechtsanwalt Sören Grigutsch„… .1 StGB eine Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe. In bestimmten Konstellationen wird die Strafandrohung allerdings höher. Kann ich bei einer Verurteilung wegen verbotener …“ Weiterlesen
-
15.02.2023 Rechtsanwalt Benjamin Grunst„… StGB. Wie hoch ist die Strafe für eine Falschaussage? Eine falsche uneidliche Aussage gem. § 153 StGB ist mit einer Freiheitsstrafe zwischen drei Monaten und fünf Jahren bedroht …“ Weiterlesen
-
02.01.2024 Rechtsanwalt Philipp Wolters LL.M.„… .) rechtskräftig zu einer Geldstrafe von mehr als 90 Tagessätzen oder einer Freiheitsstrafe von mehr als drei Monaten verurteilt worden Der Schuldner hat in den letzten drei Jahren vor dem Antrag …“ Weiterlesen
-
14.02.2023 Rechtsanwalt Krischan David Lang„… werden auch Urheberrechte (§ 108 UrhG) verletzt. Die Manipulation der Receiver wird ebenfalls strafrechtlich verfolgt. Es droht eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren. Zudem kann der Pay …“ Weiterlesen
-
13.02.2023 Rechtsanwalt Dr. jur. Sven Hufnagel„… .: „Wer […] die Beförderung durch ein Verkehrsmittel […] in der Absicht erschleicht, das Entgelt nicht zu entrichten, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat …“ Weiterlesen
-
13.02.2023 Rechtsanwalt Sören Grigutsch„… Straftaten zu einem Zeitpunkt, in dem die Ausführung der Tat noch abgewendet werden kann, droht grundsätzlich eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe. Wird die Anzeige nur …“ Weiterlesen
-
13.02.2023 Rechtsanwalt Steffen Dietrich„… wird mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft, wer anders als durch das Freisetzen von Kernenergie, namentlich durch Sprengstoff, eine Explosion herbeiführt und dadurch Leib oder Leben …“ Weiterlesen
-
04.03.2023 Rechtsanwältin und Strafverteidigerin Christina Glück„… die Menschlichkeit oder Kriegsverbrechens, mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder Geldstrafe. Unabhängig davon, an welchem Ort oder zu welcher Zeit das umstrittene Kriegsverbrechen …“ Weiterlesen
-
20.02.2023 Rechtsanwalt Richard Hoffmann„… verurteilt. Es muss mit einer befristeten Freiheitsstrafe rechnen. Auch wenn die Tätigkeit noch nicht zu einem Verbrechen geführt hat, können sie haftbar gemacht werden und eine Geldstrafe zwischen 10.000 …“ Weiterlesen
-
08.02.2023 Rechtsanwalt Heiko Urbanzyk„… . Die Qualifikation § 224 StGB – „gef KV“ Die gefährliche Körperverletzung – unter Juristen oft „gefKV“ genannt – wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren geahndet. Minder schwere …“ Weiterlesen
-
07.02.2023 Rechtsanwalt Sören Grigutsch„… , dass das Töten eines Menschen beim „Rasen“ unter Umständen ein Mord sein kann. Welche Strafe droht für Mord? Bei einer Verurteilung wegen Mordes droht gem. § 211 Abs.1 StGB eine lebenslange Freiheitsstrafe …“ Weiterlesen
-
22.01.2024 Rechtsanwalt Jens Wilke„… , sondern kann unter Umständen sogar eine Straftat darstellen mit der Folge, dass eine Geldstrafe oder sogar Freiheitsstrafe drohen kann. Ein solches Straßenverkehrsdelikt ist zum Beispiel …“ Weiterlesen
-
06.02.2023 Rechtsanwalt Sören Grigutsch„… Handlungen durch einen Dritten duldet. Hierfür droht dann grundsätzlich eine Freiheitsstrafe zwischen sechs Monaten und fünf Jahren. In bestimmten Fällen kann eine höhere Strafe drohen (z.B. wenn der Täter …“ Weiterlesen
-
08.03.2023 Rechtsanwältin Alena Sporrer geb. Alekseeva„… . Das Strafmaß reicht bei der Unfallflucht von einer Geldstrafe bis zu einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren. Bedeutender Schaden – härtere Strafe Eine Unfallflucht mit einem Fremdschaden von mehr …“ Weiterlesen
-
03.02.2023 Rechtsanwalt Sören Grigutsch„… einer begangenen Beleidigung erhalten habe? Wie hoch ist die Strafe für Beleidigung? Beleidigung wird grundsätzlich mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit einer Geldstrafe bestraft (§ 185 …“ Weiterlesen
-
02.02.2023 Rechtsanwalt Sören Grigutsch„… wird mit einer Freiheitsstrafe nicht unter 5 Jahren, in sogenannten besonders schweren Fällen mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft. Wann macht man sich wegen Totschlags strafbar? Nach § 212 Abs.1 StGB macht …“ Weiterlesen
-
04.07.2023 Rechtsanwalt Dr. Matthias Brauer LL.M.„… oder Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren bestraft. Für Computerbetrug (§ 263a StGB) sowie die Fälschung beweiserheblicher Daten (§ 269 StGB) sind jeweils Geldstrafen oder Freiheitsstrafen …“ Weiterlesen
-
31.01.2023 Rechtsanwältin Kathrin Fedder-Wendt„… , die ihm gesetzlich obliegende Unterhaltspflicht böswillig verletzt hat oder wegen einer vorsätzlichen Straftat zu einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr rechtskräftig verurteilt wurde …“ Weiterlesen
-
31.01.2023 Rechtsanwalt Benjamin Grunst„… eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe. Sollte der Beschuldigte eines Betruges schuldig gesprochen werden, steht grundsätzlich eine Strafe in Gestalt einer Freiheitsstrafe bis zu fünf …“ Weiterlesen
-
04.07.2023 Rechtsanwalt Dr. Matthias Brauer LL.M.„… gegen § 18 Abs.1 AWG stehen Freiheitsstrafen von mindestens drei Monaten, und bis zu fünf Jahren , die selten zur Bewährung ausgesetzt werden. Verstöße gegen § 17 AWG werden gar mit Freiheitsstrafen …“ Weiterlesen
-
29.01.2023 Rechtsanwalt Jörg Steinheimer„… zu einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren verurteilt werden. Meist hilft also nur die Flucht nach vorne. Aber Spanien ist digital, in vielen Bereichen digitaler als wir. Online-Verhandlungen …“ Weiterlesen