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Erbfolge - was Sie wissen und beachten müssen!

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Erbfolge - was Sie wissen und beachten müssen!
  • Wenn kein Testament oder Erbvertrag vorliegt, gilt die gesetzliche Erbfolge.
  • Sie gilt auch, wenn ein Testament unwirksam ist, erfolgreich angefochten oder widerrufen wurde.
  • Die gesetzliche Erbfolge tritt in Kraft, wenn die testamentarische Erbeinsetzung ausgeschlagen wurde.
  • Verwandte erben entsprechend ihrem Verwandtschaftsgrad.

Wann gilt die gesetzliche Erbfolge?

Falls es kein Testament oder keinen Erbvertrag gibt, legt der Gesetzgeber per Gesetz fest, wer erben soll. Dies wird auch als „gesetzliche Erbfolge“ oder „gesetzliches Erbrecht“ bezeichnet und legt fest, wer einen gesetzlichen Erbanspruch hat. Darüber hinaus gilt die gesetzliche Erbfolge, wenn ein Testament unwirksam ist, eine Testamentsanfechtung erfolgreich war oder ein Testament zu Lebzeiten widerrufen wurde.

Wie viel erben die Verwandten?

Wenn kein anderer Erbe festgelegt wurde, erben die Angehörigen des Erblassers. Wer wie viel erbt, hängt vom Verwandtschaftsgrad ab. Dabei werden Verwandte in verschiedene sog. „Ordnungen“ eingeteilt. Als Erstes erben Verwandte erster Ordnung, danach Verwandte zweiter Ordnung und zuletzt Verwandte dritter Ordnung. Dies bedeutet, dass Verwandte zweiter Ordnung erst dann erben, wenn es keine Verwandten erster Ordnung gibt etc.

  • Verwandte erster Ordnung

Als Verwandte erster Ordnung gelten direkte Abkömmlinge des Erblassers, also Kinder, Enkel und Urenkel. Zu den direkten Nachkommen des Verstorbenen gehören auch nichteheliche und adoptierte Kinder. Auch Kinder, die nicht vom Erblasser abstammen, aber während der Ehe geboren wurden, gehören zu Verwandten erster Ordnung. Entscheidend ist, dass der Erblasser die Vaterschaft anerkannt hat und dass ein Verwandtschaftsverhältnis, zumindest rechtlich, besteht. Stief- und Pflegekinder gelten dagegen nicht als Verwandte erster Ordnung.

  • Verwandte zweiter Ordnung

Die Eltern des Erblassers und deren Abkömmlinge, also Geschwister, Neffen und Nichten, zählen zur zweiten Ordnung. Wenn es keine Verwandten erster Ordnung gibt und beide Eltern noch leben, fällt der Nachlass des Verstorbenen zu gleichen Teilen an die Eltern. Falls ein Elternteil bereits verstorben ist, erbt der überlebende Ehegatte 50 % und die Geschwister den Rest.

  • Verwandte dritter Ordnung

Sowohl die Großeltern des Erblassers und deren Abkömmlinge (Onkel, Tanten, Cousinen und Cousin) sind Verwandte der dritten Ordnung. Auch hier gilt: Wenn die Großeltern bereits verstorben sind, erben deren Kinder und deren Abkömmlinge, also Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen.

  •  Verwandte vierter Ordnung

Urgroßeltern, Großonkel, Großtanten, Großcousinen und Großcousins sind Verwandte vierter Ordnung.

Wie viel erbt der Ehegatte?

Viele gehen davon aus, dass der überlebende Ehepartner automatisch Alleinerbe wird, wenn der Ehegatte verstorben ist. Das ist jedoch nur der Fall, wenn es weder Kinder des Verstorbenen, noch Eltern und deren Abkömmlinge oder Großeltern des Verstorbenen gibt, denen ein gesetzliches Erbrecht zustehen würde.

Der Ehegatte bzw. Lebenspartner kann nur erben, wenn die Ehe oder eingetragene Lebenspartnerschaft zum Zeitpunkt des Erbfalls bestanden hat. Das bedeutet, dass die Ehe weder rechtskräftig geschieden noch für nichtig erklärt werden darf. Wenn der Erblasser bereits die Scheidung beantragt oder einem Scheidungsantrag zugestimmt hat, kann der überlebende Noch-Ehegatte keinen erbrechtlichen Anspruch geltend machen.

Obwohl Ehegatten nicht miteinander verwandt sind, steht ihnen ein gesetzliches Erbrecht zu. Die Höhe des Erbteils ist abhängig von folgenden Fragen:

  • Gibt es Verwandte des Erblassers?
  •  Zu welcher Ordnung gehören sie?
  • In welchem ehelichen Güterstand bestand die Ehe beim Tod des Ehegatten?

Wenn es kein Testament oder keinen Erbvertrag gibt, erbt der Ehepartner des Erblassers neben dessen Kindern und bildet mit ihnen zusammen eine Erbengemeinschaft. Der eheliche Güterstand bestimmt dabei die Höhe des Erbteils:

  • Zugewinngemeinschaft
  • Gütertrennung
  • Gütergemeinschaft

Wie hoch ist der Erbteil des Ehegatten bei einer Zugewinngemeinschaft?

Eine Zugewinngemeinschaft liegt vor, wenn es keinen Ehevertrag gibt. In diesem Fall erbt der überlebende Ehepartner neben den Kindern des Verstorbenen ein Viertel der Erbmasse (§ 1931 Abs. 1 BGB) sowie ein weiteres Viertel als sog. „pauschalen Zugewinnausgleich“ (§§ 1931 Abs. 3, 1371 BGB).

Beispiel:

  • Bei einem Ehepaar mit zwei Kindern erbt der Ehegatte die Hälfte des Nachlasses, die beiden Kinder je ein Viertel.
  • Wenn die Ehe kinderlos geblieben ist, erbt der Ehegatte drei Viertel des Nachlasses, ein Viertel können Verwandte zweiter Ordnung beanspruchen (z. B. Eltern, Geschwister).

Wie viel erbt der Ehegatte im Falle einer Gütertrennung?

Falls in einem Ehevertrag Gütertrennung vereinbart wurde, so erbt der überlebende Ehepartner

  • neben Verwandten erster Ordnung ein Viertel des Nachlasses
  • neben Verwandten zweiter Ordnung die Hälfte des Nachlasses.

Wenn es nur Erben der dritten Ordnung gibt, geht der komplette Nachlass an den überlebenden Ehegatten.

Wie viel erbt der Ehegatte bei einer Gütergemeinschaft?

Wurde im Ehevertrag eine Gütergemeinschaft vereinbart, so gilt die gesetzliche Erbfolge. In diesem Fall hat der überlebende Ehegatte neben Erben erster Ordnung Anspruch auf ein Viertel des Nachlasses. Falls es keine Erben erster Ordnung gibt, erhöht sich der Erbteil auf die Hälfte des Nachlasses, wenn es Erben der zweiten oder dritten Ordnung gibt.

Wann erbt der Staat?

Wenn im Erbfall kein Ehegatte oder erbberechtigte Verwandte ermittelt werden konnte oder alle Erben das Erbe ausgeschlagen haben, wird dasjenige Bundesland gesetzlicher Erbe des Erblassers, in dem er gelebt hat (§ 1936 BGB). Dies geschieht aber erst, nachdem umfangreiche Ermittlungen ergebnislos geblieben sind und keine lebende Verwandten des Erblassers gefunden werden konnten.

Foto(s): ©AdobeStock

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Rechtstipps zu "Erbfolge" | Seite 31

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    1. Erbfähigkeit Gemäß § 1923 I BGB kann Erbe nur werden, wer zur Zeit des Erbfalls lebt. Wer zur Zeit des Erbfalls noch nicht lebte, aber bereits gezeugt war, gilt als vor dem Erbfall geboren, § 1923 … Weiterlesen
  • 28.06.2018 Rechtsanwältin Marion Neusiedler-Wendel
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  • 15.06.2018 Rechtsanwalt Sebastian Lohse
    „… der Erblasser in seinem Testament von der Erbfolge ausgeschlossen. Er begründete dies in seinem Testament mit dem Umstand, dass seine beiden Söhne rauschgiftsüchtig seien. Außerdem verwies er darauf …“ Weiterlesen
  • 13.06.2018 Rechtsanwalt Sebastian Lohse
    „Das Oberlandesgericht Düsseldorf (Az.: I-3 Wx 63/16) hatte die Erbfolge in einem Fall zu klären, bei dem ein handschriftliches Testament aufgetaucht war, bei dem große Teile des Textes …“ Weiterlesen
  • 01.06.2018 Rechtsanwältin Cordula Alberth
    „… orientieren kann. Schlussendlich kann auch die Variante gewählt werden, dass sich der überlebende Ehegatte im Falle der Wiederverheiratung danach mit den Kindern nach den Regeln der gesetzlichen Erbfolge …“ Weiterlesen
  • 30.05.2018 Rechtsanwalt Guido Lenné
    „… existiert, dann greift die gesetzliche Erbfolge. Dann erbt nicht nur der Ehepartner, sondern auch die nächsten Blutsverwandten. Das sind die Erben 1. Grades, also die Kinder. Doch Vorsicht: Wer erben …“ Weiterlesen
  • 30.05.2018 Rechtsanwältin Cordula Alberth
    „… Testament kann eine gewisse Bindungswirkung bestehen. Mit dem Erbvertrag wird also die Erbfolge zu Lebzeiten des Erblassers bindend festgelegt. Der im Erbvertrag eingesetzte Erbe hat keinen Anspruch darauf …“ Weiterlesen
  • 28.05.2018 Rechtsanwältin Cordula Alberth
    „Bestimmt ein Erblasser einen Erben oder folgt das Erbrecht der gesetzlichen Erbfolge, dann kann der Erblasser auf sein vererbtes Vermögen keinen großen Einfluss mehr nehmen, da der Erbe in der Regel …“ Weiterlesen
  • 26.05.2018 Rechtsanwältin Cordula Alberth
    „… der Beurteilung der Sach- und Rechtslage zu Grunde lag, abweicht. Es ist leicht nachvollziehbar, dass durch ein weiteres Testament die bisherige Erbfolge völlig anders zu beurteilen sein kann, zum Beispiel dann …“ Weiterlesen
  • 23.05.2018 Rechtsanwältin Cordula Alberth
    „… das eröffnete Testament wirksam ist. Argumente und Bedenken für und gegen die Wirksamkeit eines oder mehrerer Testamente, welche Erbfolge gelten soll usw., können in der Regel im nachfolgenden …“ Weiterlesen
  • 18.05.2018 Rechtsanwalt Dr. Klaus Höchstetter M.B.L.-HSG
    „… im Jahr 2001 auf Wunsch der Eltern geteilt. Zwei Jahre später übertrugen sie erstere im Wege der vorweggenommenen Erbfolge dem Beklagten und vereinbarten mit ihm einen Pflichtteilsverzicht. Nachdem …“ Weiterlesen
  • 17.05.2018 Rechtsanwältin Karin Schrimper
    „… , dass bestimmte Personen von der Erbfolge ausgeschlossen werden sollen, ganz enterbt sind sie damit aber noch nicht. Enterben heißt, einfach gesagt, dass jemand, der bei Eintritt der gesetzlichen Erbfolge …“ Weiterlesen
  • 09.05.2018 Rechtsanwalt Helge Petersen
    „… Erbfolge geregelt? Wie ist das gesetzliche Erbrecht des Ehegatten geregelt? Welches Vermögen gehört nicht zum Nachlass? Muss die Erbschaft angenommen werden? Was ist ein Erbschein? Das sind einige …“ Weiterlesen
  • 28.01.2021 Rechtsanwältin Stephanie Metzger
    „… hat, als Erbe eingesetzt zu werden, also auch quasi "enterbt" werden kann. Ist man also im Testament nicht bedacht, hätte aber nach der gesetzlichen Erbfolge ein Erbrecht, kann man unter Umständen …“ Weiterlesen
  • 24.04.2018 Rechtsanwalt Hans-Peter Rien
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  • 19.04.2018 Rechtsanwalt Peter Kindermann
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  • 14.04.2018 Rechtsanwalt Jörg Streichert
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  • 10.04.2018 Rechtsanwalt Robert Engels
    „… der Elterngeneration und deren Abkömmlingen faktisch abgeschafft. Auch im Bereich der Schenkungen im Wege der vorweggenommenen Erbfolge zwischen Eltern und Kindern bzw. zwischen Ehegatten normieren immer mehr autonome …“ Weiterlesen
  • 25.01.2024 Rechtsanwältin Nazanin Reißler
    „… , der die Hälfte des gesetzlichen Erbanteils beträgt und von Erben an die Berechtigten, grundsätzlich in Geld, zu leisten ist. Vorweggenommene Erbfolge, Wohnrecht und Nießbrauchrecht Um den Pflichtteil …“ Weiterlesen
  • 06.04.2018 Rechtsanwalt Jörg Schwede
    „… den Pflichtteil ist wiederum, dass ein Testament oder Erbvertrag vorliegt, durch den derjenige oder diejenige von der Erbfolge ausgeschlossen worden ist. Erbenstellung und Pflichtteilsberechtigung …“ Weiterlesen
  • 30.03.2018 Rechtsanwältin Cordula Alberth
    „… pflichtteilsberechtigt sein. Pflichtteilsberechtigt sind das Kind des Erblassers, wenn es von der Erbfolge ausgeschlossen ist und ebenso die Eltern und der Ehegatte des Erblassers unter den gleichen …“ Weiterlesen
  • 28.03.2018 Rechtsanwältin Cordula Alberth
    „… der Zugewinngemeinschaft liegt darin, dass bei gesetzlicher Erbfolge der überlebende Ehegatte bei Vorhandensein von Verwandten der ersten Ordnung (Kindern) dessen Anteil am Nachlass von einem Viertel …“ Weiterlesen
  • 22.03.2018 Rechtsanwalt Dr. Burkhard Opitz-Bonse
    „… des gesetzlichen Erbteils. Die Eltern haben keinen Anspruch auf einen Pflichtteil, wenn ein Abkömmling des Erblassers vorhanden ist, der sie bei gesetzlicher Erbfolge ausschlösse. Ist es möglich, sein Erbe …“ Weiterlesen
  • 20.03.2018 Rechtsanwältin Sabrina Bauroth LL.M., CertHE
    „… . wenn die gesetzliche Erbfolge gilt. Aber auch wenn eine Scheidung bereits vollzogen ist (Scheidungsurteil), ist es wichtig zu wissen, welche Folgen zum Beispiel für Testamente eintreten, die die Ehepartner während …“ Weiterlesen