Fahrlässige Körperverletzung: Welche strafrechtlichen Konsequenzen drohen?
- 5 Minuten Lesezeit
Inhaltsverzeichnis
- Was zählt als fahrlässige Körperverletzung?
- Wird fahrlässige Körperverletzung nur auf Antrag des Geschädigten verfolgt?
- Fahrlässige Körperverletzung im Straßenverkehr
- Fahrlässige Körperverletzung mit Todesfolge?
- Fahrlässige Körperverletzung: Welche Strafe droht?
- Verjährungsfrist bei fahrlässiger Körperverletzung
- Fazit
Experten-Autorin dieses Themas
Was zählt als fahrlässige Körperverletzung?
Der Tatbestand der fahrlässigen Körperverletzung ist in § 229 Strafgesetzbuch (StGB) normiert. Unter einer Körperverletzung im Sinne des StGB versteht man eine körperliche Misshandlung oder eine Gesundheitsschädigung, § 223 StGB.
Körperliche Misshandlung ist wiederum jede üble und unangemessene Behandlung, die das körperliche Wohlbefinden oder die körperliche Unversehrtheit mehr als nur unerheblich beeinträchtigt. Zum Beispiel: Schmerzen, Erbrechen, Übelkeit, körperliche Verunstaltungen durch Bruch, psychische Folgen. Eine Gesundheitsschädigung ist jedes Hervorrufen oder Steigern eines pathologischen Zustands. Zum Beispiel: Prellungen, (Platz-)Wunden. Indiz für die Gesundheitsschädigung ist eine notwendige ärztliche Behandlung.
Oftmals ist die körperliche Misshandlung und die Gesundheitsschädigung auch gleichzeitig verwirklicht.
Die fahrlässige Körperverletzung ist eine Form der Körperverletzung, bei der ein Vorsatz nicht zu erkennen bzw. nicht nachzuweisen ist. Die geschädigte Person wird unwissentlich und/oder unwillentlich verletzt, weil seitens des Täters die erforderliche Sorgfalt außer Acht gelassen wurde.
Auch eine Begehung durch Unterlassen, § 13 StGB, ist denkbar, wenn der Täter eine besondere Fürsorgepflicht gegenüber dem anderen hat (sog. Garant) und dem Täter als Unterlassener nicht nachgewiesen werden kann, dass er Kenntnis von allen Tatumständen hatte.
Ist die Schuld des Täters gering und besteht kein öffentliches Interesse an der Strafverfolgung, ist mit guter anwaltlicher Begründung u. U. eine Einstellung des Verfahrens denkbar.
Wird fahrlässige Körperverletzung nur auf Antrag des Geschädigten verfolgt?
Die fahrlässige Körperverletzung wird, genauso wie der Grundtatbestand der vorsätzlichen Körperverletzung (§ 223 StGB), grundsätzlich nur auf Antrag verfolgt, § 230 StGB. Der Strafantrag ist innerhalb von drei Monaten zu stellen. Die Frist beginnt mit dem Ablauf des Tages, an dem der Berechtigte (in der Regel der Geschädigte) von der Tat und der Person des Täters Kenntnis erlangt.
Ohne Strafantrag wird die fahrlässige Körperverletzung nur verfolgt, wenn die Staatsanwaltschaft das besondere öffentliche Interesse an der Strafverfolgung bejaht. Die Staatsanwaltschaft wird das besondere öffentliche Interesse regelmäßig bejahen, wenn die Folgen schwerwiegend sind oder, bei einem Verkehrsunfall, wenn die Fahrt unter Alkohol- oder Drogeneinfluss erfolgte.
Fahrlässige Körperverletzung im Straßenverkehr
Besonders häufig kommt die fahrlässige Körperverletzung bei einem Verkehrsunfall vor, wenn man unbeabsichtigt im Straßenverkehr einen Unfall mit Personenschaden verursacht. Sogar die fahrlässige Tötung spielt im Straßenverkehr nicht selten eine Rolle. In einem solchen Fall muss der Täter mit weiteren Konsequenzen rechnen. Denkbar sind
Punkte in Flensburg,
ein Fahrverbot oder
der Entzug der Fahrerlaubnis.
2 Punkte gibt es bei Verhängung eines Fahrverbots, 3 Punkte beim Entzug der Fahrerlaubnis. Wird keine der beiden Nebenstrafen verhängt, drohen auch keine Punkte.
Fahrlässige Körperverletzung mit Todesfolge?
Eine fahrlässige Körperverletzung mit Todesfolge kennt das Gesetz nicht. Das Gesetz kennt nur die in
§ 227 StGB normierte Körperverletzung mit Todesfolge (Vorsatz)
die fahrlässige Tötung in § 222 StGB (kein Vorsatz) und
die fahrlässige Körperverletzung (kein Vorsatz).
Da sich Vorsatz und Fahrlässigkeit ausschließen, muss im konkreten Einzelfall der Vorsatz geprüft werden, um die Tat einzuordnen. Die fahrlässige Körperverletzung mit Todesfolge steht mithin nicht gesondert unter Strafe.
Fahrlässige Körperverletzung: Welche Strafe droht?
Die fahrlässige Körperverletzung wird mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder alternativ mit Geldstrafe bestraft. Das genaue Strafmaß bestimmt sich anhand der konkreten Umstände des Einzelfalls bzw. danach, was der Richter für tat- und schuldangemessen erachtet.
Relevant sind insofern u. a. das Ausmaß der Verletzungen des Geschädigten, ein etwaiges Mitverschulden des Geschädigten, eigene Verletzungen und Nachtatverhalten. Relevant sind insbesondere auch (einschlägige) Vorstrafen. Ist man noch nicht vorbestraft, kann man in der Regel noch mit einer Geldstrafe rechnen. Ist man bereits vorbestraft, wirkt sich diese Vorbestrafung in der Regel strafschärfend aus. Mit einer höheren Strafe kann man oftmals auch rechnen, wenn bei einer fahrlässigen Körperverletzung im Straßenverkehr Alkohol oder Drogen im Spiel sind.
Berechnung der Geldstrafe
Bei der Geldstrafe differenziert man zwischen der Anzahl und der Höhe der Tagessätze. Die Höhe der Tagessätze und damit der Geldstrafe richtet sich allein nach den wirtschaftlichen Verhältnissen und hat nichts mit der Strafe als solcher zu tun. Berechnungsgrundlage ist das monatliche Nettoeinkommen (geteilt durch 30). Die Anzahl hingegen hängt von der Schuld des Täters ab und muss ebenfalls individuell bestimmt werden. Je schwerwiegender der Tatvorwurf, desto höher die Anzahl der Tagessätze.
Bei einer fahrlässigen Körperverletzung muss man nicht nur mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Bei schwereren Verletzungsfolgen drohen auch zivilrechtliche Folgen. Geschädigte können nach § 823 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) Ansprüche auf Schmerzensgeld und Schadensersatz geltend machen. Beeinträchtigt die Körperverletzung dauerhaft das Leben, ist Schmerzensgeld in Form einer Geldrente zu zahlen. Schadensersatz umfasst gegebenenfalls die Übernahme von Heil- und Pflegekosten, von Kosten für eine notwendige Betreuung sowie einer Haushaltshilfe, den Ersatz von Verdiensteinbußen infolge einer Arbeitsunfähigkeit bis hin zu Kosten einer notwendigen Umschulung, weil die verletzte Person ihre frühere Tätigkeit dauerhaft nicht mehr ausüben kann.
Verjährungsfrist bei fahrlässiger Körperverletzung
Gem. § 78 Abs. 3 Nr. 4 StGB verjährt die fahrlässige Körperverletzung in fünf Jahren. Ist die Tat verjährt, kann der Täter nicht mehr belangt werden. Verjährungsbeginn ist grundsätzlich die Beendigung der Tat, wobei die Verjährung beispielsweise durch die erste Vernehmung des Beschuldigten und die Bekanntgabe, dass gegen den Beschuldigten ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde, unterbrochen werden kann. Nach jeder Unterbrechung beginnt die Verjährung erneut. Wann die Verjährung unterbrochen ist, können Sie in § 78c Abs. 1 StGB nachlesen.
Fazit
Die fahrlässige Körperverletzung ist eine Form der Körperverletzung, bei der ein Vorsatz nicht zu erkennen bzw. nicht nachzuweisen ist.
Die geschädigte Person wird unwissentlich und/oder unwillentlich verletzt, weil seitens des Täters die erforderliche Sorgfalt außer Acht gelassen wurde.
Besonders häufig kommt die fahrlässige Körperverletzung im Straßenverkehr vor.
Bei einer fahrlässigen Körperverletzung im Straßenverkehr drohen u. U. Punkte in Flensburg, ein Fahrverbot oder sogar Entzug der Fahrerlaubnis.
Das Gesetz sieht eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder Geldstrafe vor.
Das genaue Strafmaß bestimmt sich anhand der konkreten Umstände des Einzelfalls bzw. danach, was der Richter für tat- und schuldangemessen erachtet.
Relevant sind insofern u. a. das Ausmaß der Verletzungen des Geschädigten, ein etwaiges Mitverschulden des Geschädigten, eigene Verletzungen und Nachtatverhalten.
Die Verjährungsfrist beträgt fünf Jahre – u. U. kann die Verjährung unterbrochen sein.
Denkbar ist auch eine zivilrechtliche Inanspruchnahme wegen Schmerzensgeldes.
Artikel teilen:
Sie benötigen persönliche Beratung zum Thema fahrlässige Körperverletzung?
Rechtstipps zu "fahrlässige Körperverletzung" | Seite 10
-
07.05.2019 Rechtsanwalt Christian Lattorf„… der Straftatbestand einer fahrlässigen Körperverletzung § 229 StGB erfüllt sein. Die fahrlässige Körperverletzung verjährt gem. § 78 III Nr. 4 StGB in fünf Jahren. Dies bedeutet in vielen Fällen, dass bei später …“ Weiterlesen
-
11.04.2018 Rechtsanwalt Lothar Christian Mientus„… - und Behandlungskosten und zum Haushaltsführungsschaden kaum möglich. Darüber hinaus kann Ihnen der Rechtsanwalt auch beim Vorwurf einer Ordnungswidrigkeit oder sogar einer Straftat, wie die fahrlässige …“ Weiterlesen
-
22.06.2017 Rechtsanwalt Dr. Daniel Stiel„… den behandelnden Arzt wegen fahrlässiger Körperverletzung, schlimmstenfalls wg. fahrlässiger Tötung (dann natürlich vom Erben oder Angehörigen des Patienten) zu stellen. Strafverfahren gegen Ärzte führen …“ Weiterlesen
-
15.06.2017 Rechtsanwalt Philipp Adam„… Körperverletzung sowie fahrlässiger Körperverletzung zu zwei Wochen Dauerarrest, drei Beratungsgesprächen bei der Stadt München und der Teilnahme an einem Vortrag des Instituts für Rechtsmedizin zu den Folgen …“ Weiterlesen
-
10.05.2017 Rechtsanwältin Strafverteidigerin Jacqueline Ahmadi„Fahrlässige Körperverletzung im Straßenverkehr kommt leider sehr oft vor. Die Folgen sind sowohl für den Geschädigten als auch den Unfallverursacher gravierend. Zwar zahlt Ihr Kfz …“ Weiterlesen
-
14.02.2018 Donath-Franke Rechtsanwälte„… , Fahrerflucht, Straßenverkehrsgefährdung, fahrlässige Körperverletzung oder gar eine fahrlässige Tötung zur Last gelegt wird, wird der Verteidiger die korrekte und aussichtsreichste Verteidigungsstrategie …“ Weiterlesen
-
28.08.2018 Rechtsanwältin Alexandra Braun„… Fälle von fahrlässiger Körperverletzung oder fahrlässiger Trunkenheit im Verkehr. Sollte sich später im Verfahren herausstellen, dass die Tat doch vorsätzlich begangen wurde, so …“ Weiterlesen
-
28.02.2017 Rechtsanwalt Holger Hesterberg„… ). Typischerweise kommen hier folgende Delikte in Betracht: Eine Ordnungswidrigkeit mit Bußgeld von 400,00 EUR, Fahrlässige Tötung und Gefährdung des Straßenverkehrs (beide Straftaten jeweils Freiheitsstrafe …“ Weiterlesen
-
22.02.2017 Rechtsanwalt Mario Kroschewski„… ), bei bedeutenden Sach- und/oder Personenschaden 4. Vollrausches (§ 323a), bezüglich der obigen Taten. Aber auch bei einer fahrlässige Körperverletzung als Führer eines Kraftfahrzeugs …“ Weiterlesen
-
05.02.2017 Rechtsanwalt Azur Prnjavorac„… ) und das Arztstrafrecht (Verteidigung wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Körperverletzung oder des Abrechnungsbetrugs) zu nennen. Gleichzeitig werden Ärzte bei der Gestaltung der rechtlichen …“ Weiterlesen
-
14.02.2018 Rechtsanwalt David-Joshua Grziwa„… Körperverletzungen und Eigentumsdelikte bis hin zu Sexualstraftaten. In vielen Fällen will man dies nicht auf sich sitzen lassen. Häufig weiß man als Normalbürger aber nicht, was man hier juristisch tun …“ Weiterlesen
-
09.01.2017 Rechtsanwaltskanzlei Sabine Hermann„… in den Straßenverkehr sowie wegen vorsätzlicher Körperverletzung zusammentreffend mit Raub zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Den anderen Angeklagten hat es wegen …“ Weiterlesen
-
18.11.2016 Rechtsanwalt Fachanwalt für Verkehrsrecht Sven Skana„… zur Neuerteilung eines Führerscheins nicht rechtfertigt. Der Angeklagte wurde vom Landgericht Landshut wegen fahrlässiger Körperverletzung und versuchten Mordes in Tateinheit mit unerlaubtem Entfernen …“ Weiterlesen
-
16.11.2016 Rechtsanwältin Ariana Taher„… durch den immensen Schrecken ausgelöst werden, wie beispielsweise ein Herzinfarkt, werden juristisch dennoch als fahrlässige Körperverletzung betrachtet und gerichtlich verfolgt. Lassen die verbalen …“ Weiterlesen
-
10.11.2016 Rechtsanwältin Strafverteidigerin Jacqueline Ahmadi„… , Drogeneinfluss, Unfallflucht, Nötigung im Straßenverkehr, Gefährdung des Straßenverkehrs, gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, fahrlässige Tötung, fahrlässige Körperverletzung, Fahren ohne Fahrerlaubnis …“ Weiterlesen
-
09.11.2016 Rechtsanwalt Maximilian Strohmayer„… oder bei einem Unfallgeschädigten). 5. Fahrlässige Körperverletzung und Tötung (§§ 229, 222 StGB) Bei Verursachung eines Unfalls mit Verletzungs- oder Todesfolge des Geschädigten kann eine Strafbarkeit wegen Fahrlässiger …“ Weiterlesen
-
08.11.2016 Rechtsanwältin Elisa Treuter„… zu einer Strafanzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen den Verantwortlichen kommen. Sofern der Verpflichtete zur Leistung seiner Räum- und Streupflicht nicht in der Lage ist, beispielsweise weil er abwesend …“ Weiterlesen
-
03.11.2016 Rechtsanwalt Pierre Weigand„… ist, droht dem betroffenen Fahrzeugführer meist auch ein Strafverfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung. Kein Strafantrag erforderlich: Was viele nicht wissen: Für die Einleitung …“ Weiterlesen
-
30.10.2016 Rechtsanwälte Zipper & Partner„… oder ein tiefgründiges medizinisches Verständnis und natürlich eine Fachanwaltschaft. Arztstrafrecht beschäftigt sich in erster Linie mit allen Fällen der fahrlässigen Körperverletzung durch den Arzt …“ Weiterlesen
-
23.10.2016 Rechtsanwalt Heiko Effelsberg LL.M.„… infolge Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfalls ... vollständig oder teilweise außerstande gewesen, seinen Beruf auszuüben, so gilt die Fortdauer dieses Zustandes als vollständige oder teilweise …“ Weiterlesen
-
02.06.2020 Rechts- und Fachanwalt Christian Doerfer„Ein Anspruch auf Schmerzensgeld kann bestehen, wenn jemand durch eine Handlung oder Unterlassung eines anderen verletzt wird. Dies ist meist der Fall, wenn eine vorsätzliche oder fahrlässige …“ Weiterlesen
-
26.09.2016 Christian Günther, anwalt.de-Redaktion„… , der sie nicht ordnungsgemäß aufbewahrt hatte. Dieser wurde deshalb wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung und Verstoß gegen das Waffenrecht zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung …“ Weiterlesen
-
12.09.2016 Rechtsanwalt Philipp Adam„… Körperverletzung und fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs zu drei Wochen Dauerarrest verurteilt und stellte ihn für ein Jahr unter die Aufsicht eines Betreuers. Außerdem wurde die Führerscheinstelle …“ Weiterlesen
-
02.09.2016 Mühlenbein und Kollegen | Rechtsanwälte und Fachanwälte in Brilon„… hierdurch zu Schaden kommt, dem kann eine Verurteilung wegen fahrlässiger Körperverletzung oder sogar fahrlässiger Tötung drohen. Wo darf ich mich mit meinem Pferd überall bewegen? Fremdes Eigentum …“ Weiterlesen